Heimatpolitik in der Jungenschaft II
(14 bis 18 Jahre)

Die heimatpolitische Arbeit ist der Teil unserer Arbeit, in dem wir uns von allen anderen Jugendverbänden unterscheiden. Sie ist vielleicht der wichtigste Auftrag den wir haben, denn sie führt uns am nächsten an das Endziel unserer Arbeit, die Wiedergewinnung unserer Heimat.

Bei den 14 - 18 Jährigen müssen wir uns bemühen, ein sicheres Wissen um das Sudetenland zu vermitteln.
Der Weg dahin ist nicht nur der über das Referat. Wir müssen persönliche Beziehungen hinüber schaffen.

Jeder Junge muß um seine Familie Bescheid wissen.
Hier können wir besonders bei Jungen, die erst mit vierzehn Jahren in unsere Gruppen gekommen sind, also nicht vorher schon bei uns waren, den Hebel ansetzen. Wir treiben ein bißchen Familienforschung. Sie wird uns wahrscheinlich in die verschiedensten Gegenden des Sudetenlandes, vielleicht aber auch ins Binnendeutsche führen. Die erste Brücke ist geschlagen.
Natürlich beteiligen sich auch die einheimischen Kameraden an dieser Sache.
Jeder Junge legt sich dann ein Heft an, in dem er die Ergebnisse seiner Tätigkeit niederlegt.
Wenn auch heute eingewendet werden kann, daß die Unterlagen fehlen -- Eltern und Großeltern, wissen vieles noch und es finden sich bestimmt Stunden, in denen sie gerne davon erzählen.
Dieses Heft wird unser Arbeitsheft.

Als nächstes tragen wir Kartenskizze, Stadtplan und Stadtwappen unserer Heimatstadt oder der Kreisstadt ein. Bilder, Zeichnungen, Beschreibungen, kurzer geschichtlicher Werdegang und orts- oder landschaftsgebundene Sagen ergänzen und runden ab.

Die Arbeitshefte der Jungen sind die Grundlage zu dem Arbeitsheft der Gruppe.
In dieses tragen wir zunächst alle Landschaften ein, die in der Gruppe vertreten sind. Später ergänzen wir und bekommen so einen Überblick über das Sudetenland, der durch Bilder, Kartenskizzen und Geschichtstafeln erweitert wird.

Auf diese Art und Weise wird unsere Heimatkunde niemals langweilig werden und alle Jungen werden Spaß daran haben und gerne mitarbeiten.

Sehr wichtig ist es auch, daß wir die Brücken aufzeigen, die aus Binnendeutschland nach drüben führen.
Fast alle deutschen Stämme waren an der Besiedlung des Sudetenraumes beteiligt. Stadtrechte und Gesetzgebung sind eine weitere Brücke.
Sie beweisen, daß wir und unsere einheimischen Kameraden letzten Endes aus derselben Wurzel kommen und verbinden uns und sie. Wir sollten uns deshalb größte Mühe geben, solche Verbindungslinien zu finden und sie dann aufzeigen.

Die Stoffgebiete sind also Erdkunde, Geschichte und Wirtschaftskunde.
Wir wollen diese Dinge nicht schulmäßig betreiben, aber versuchen, ein Höchstmaß an Wissen darüber zu vermitteln.

Die Ostgeschichte und die deutsche Geschichte, in deren Zusammenhang wir die Besiedlungsgeschichte unserer Heimat sehen müssen, gehören ebenfalls zum Thema Ostkunde. Wir müssen hier nicht unbedingt ins Einzelne gehen, werden aber nicht darum herumkommen die großen Zusammenhänge aufzuzeigen.

Vielleicht wird der und jener sagen: „Wie kommen wir dazu, das ist Sache der Schule!“
-- Jawohl -- an sich wäre das Sache der Schule.
Da aber heute noch längst nicht an allen Schulen Ostkunde gelehrt wird, müssen wir es tun. In Bezug auf das Sudetenland haben wir auch in der nächsten Zukunft von seiten der Schule nichts zu erhoffen. Selbst in den Richtlinien für den Ostkundeunterricht an den Schulen wird das Sudetenland nicht erwähnt.
Wir werden also hier auf alle Fälle auf uns allein angewiesen sein.

Dabei sollten wir unsere Jungen soweit bringen, daß sie in der Schule das Thema Sudetenland anschneiden können, ohne Gefahr zu laufen, sich zu blamieren. Dies gilt vor allem für Oberschüler, die ja öfter Redeübungen oder Prüfungsarbeiten mit freier Themenwahl machen müssen.
Wir sollten keine solche Gelegenheit vorübergehen lassen, ohne eine Lanze für das Sudetenland zu brechen. Dazu gehört allerdings ein sicheres Wissen. Und das müssen wir vermitteln, andere tun es nicht.

Die jetzige Lage der Volksgruppe, ihre wirtschaftliche und politische Situation und ihre Möglichkeiten in der näheren und ferneren Zukunft sind Dinge, die uns ebenfalls beschäftigen müssen. Jeder Junge sollte über die Idee der Landsmannschaft und ihre Grundlagen Bescheid wissen.

Oft taucht in Veröffentlichungen und Reden das Wort von der geistigen Heimat Sudetenland auf.
Wir schaffen unseren Jungen die geistige Heimat dann, wenn es uns gelingt, sie so zu formen, daß sie zu allen Dingen des Lebens dieselbe Grundeinstellung finden, die uns im Sudetenland selbstverständlich war.
Geistige Heimat kann nur eine seelische Grundhaltung sein. Etwas anderes ist darunter kaum vorstellbar.

Heimatpolitische Arbeit erschöpft sich aber nicht in diesen Dingen. Sie läuft wie ein roter Faden durch alle Sparten unserer Arbeit.
Fahrt und Lager gibt uns Gelegenheit zum Vergleichen der Landschaften, die wir durchwandern, mit denen des Sudetenlandes.
Im Werken basteln wir Gegenstände aus dem heimatlichen Brauchtum.
Wir geben unserer Leibeserziehung dasselbe Ziel, das sich die sudetendeutsche Turnbewegung gesteckt hatte.
Wir singen die überlieferten Lieder und tanzen die alten Volkstänze.
Wir lernen Dichter und Denker, bildende Künstler, Techniker und Forscher aus dem Sudetenraum nach Namen und Werk kennen und finden ihre Leistungen in unserer neuen Heimat und in der Welt.
Wir gestalten unsere Feste und Feiern in derselben Art wie drüben.
Und wir finden Gemeinschaftsformen, die ihren Ursprung ebenfalls in den überlieferten Formen des Zusammenlebens im Sudetenland haben.

So rundet sich das Bild der Heimat.
Es bekommt scharfe Konturen und wird farbig. Die Grenzlandfahrt bringt dann die tatsächliche Anschauung wenigstens eines Teiles des Sudetenlandes.
Und aus der Stunde an der Grenze sollte dann die Verpflichtung wachsen, das Land jenseits der Böhmischen Berge auch heute noch Heimat zu nennen und sich ihm anzugeloben.



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