Das Dirndl unserer Mädchen,
Beschreibung


Das Dirndl war, wie schon gesagt, die gemeinschaftliche Kleidung der Mädchen in der SdJ und später auch in der DJO. Die Ausführung geht auf einen Entwurf von Wiltrud König aus dem Jahre 1951 zurück. Die vorgegebene Grundform war von allen zu berücksichtigen, ließ aber doch genügend Spielraum für eine individuelle Ausführung.
Die Mädelführerinnen der SdJ verteilten von Zeit zu Zeit Rundschreiben mit einer aktualisierten Ausführung.
 
Sie sehen im Folgenden zwei dieser Anweisugen, die Ende der 1950-, Anfang der 1960-Jahre entstanden sind.

Erstes Rundschreiben
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Anweisung 01

Seite 02

Wie soll unser Dirndel beschaffen sein?
Es ist natürlich, daß eine Gemeinschaft nach etwas verlangt, das sie auch nach außen als solche kennzeichnet. Die dahingehenden Bestrebungen enden meist in einer Uniform. Einem Mädel mit gesundem Gefühl und unverbildetem Geschmack wird es immer widerstreben, sich in eine Uniform stecken zu lassen. Deshalb haben wir das tracht1iche Kleid, das Dirndel gewählt. Wer von zu Hause her noch mit der Tracht verwachsen ist, der soll sie auch ruhig jetzt noch tragen, zumal viele Trachten so erneuert sind, daß man sie auch im Alltag tragen kann. Für die anderen aber soll das Dirndel, mit seinem weiten, gezogenen Rock, dem engen Mieder und den bauschigen Ärmeln die Grundform der Kleidung darstellen, die nun durch Farbe und Stoffmuster jedem Mädel Gelegenheit gibt, eigenen Geschmack und Persönlichkeit zur Geltung zu bringen.
 
Aus welchem Material soll das Dirndel sein?
Baumwollstoffe wie Kattun, Kreton, Zefir usw. sind geeignet, da das Dirndel oft gewaschen werden muß. Kunstseide und Vistra sind ungeeignet (zu lappig)
Für die Bluse Leinen, Baumwollleinen oder Batist (keine Zellwolle)
Schürzenstoffe sind meist aus leichtem Baumwollgewebe(Changierte Seide nicht)
 
Für das Mieder bei 8o cm Stoffbreite zwei Längen, von der Schulter bis zur Taille gemessen.
Für den Rock drei Längen, sodaß er eine Weite von 2 ¼ - 2 1/2 m bekommt.
Die Schürze soll etwas über 1 m breit sein. Ihr braucht also zwei Längen, setzt in der Breite an und nehmt das Übrige für die Bänder.
 
Das Winterdirndel ist meist aus Flanell oder aber aus Wollstoff. Achtet darauf ‚daß rot und helle Farben auftragen, dunkle und gedeckte Muster aber schlank machen!
Die Knöpfe: In den Geschäften gibt es wenig schöne Dirndelknöpfe. Lieber ein einfacher kleiner Kugelknopf als aufgemalte Edelweiß. Sehr schöne handgeschmiedete Knöpfe aus Silber, Messing und Bronze hat der Silberschmied Helmut Greif, Winterbach bei Schorndorf, Württemberg. (Auswahlsendung)
Der Stoff: Es ist nicht nötig, dass auch nur zwei Mädel in einer Gruppe das gleiche Dirndel tragen.
Es gibt so viele Stoffarten und Muster! Wählt eines mit klar erkennbaren Motiven; z. Bsp. Blau- oder Handdruck. Kein wüstes Durcheinander von Blumen, auch nicht die heute alltäglichen Bordürenröcke. Kitschige Stickereien am Rocksaum, als da sind: Edelweiß, Herzchen, Enzian usw. lassen wir lieber bleiben.
Wollt ihr eine Handarbeit am Dirndel anbringen, macht Euch eine Bluse oder Schürze aus schönem Leinen mit einer feinen ein- oder zweifarbigen Kreuzstichkante.
Der Rock wird am Mieder festgenäht, es ist praktischer als die losen Mieder, die leicht verrutschen und dann unordentlich aussehen. Vorn erhält der Rock als Fortsetzung des Miederverschlusses einen kleinen, mit Druckknöpfen zu schließenden Schlitz, Reißverschlüsse am Dirndel sehen nicht schön aus. Der Rock kann gestreift, kariert, glatt oder auch geblumt gemustert sein, ebenso die Schürze, die aber sehr gut auf das Ganze abgestimmt werden muß.
 
So soll unser Dirndel nicht aussehen:
Ein Rock aus schwarzer Kunstseide oder Vistra mit Edelweiß usw. glockig geschnitten. Das Oberteil aus dem selben Stoff, mit glockigem Schößchen, dazu eine Organdiebluse mit roten Schleifchen, eine ebensolche Schürze mit Rüschen und um den Hals einen Mariandelanhänger.
Gefällt euch das? Sicher nicht!
Aber so: Ein blau-weiß karierter Rock (kein grobes Karo) ein glatt blaues Mieder mit viereckigem Ausschnitt und kleinen Silberkugelknöpfchen, weiße Bluse mit Klöppelspitzen an Hals und Ärmeln, und eine Schürze in lockerem Muster in blau und rot auf weißem Grund.
Oder: Ein Rock mit gedämpften grün-rotem Längsstreifenmuster, ein grünes oder rotes Mieder mit rundem Halsausschnitt mit matten Bronzeknöpfen. Die Bluse aus etwas gröberem Leinen mit einer schmalen roten Kreuzstichborte und event. farbig ausgenähtem Hohlsaum.
Nun frisch ans Werk und gutes Gelingen!


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Zweites Rundschreiben
Hier zunächst eine Reproduktion, weil das Original unter "dem Zahn der Zeit" zu sehr gelitten hat:

Seite 01

Anweisung 02, Seite 01
Unser Dirndl
Dirndelstoffe: Siehe Unser Dirndl Beilage zum Rundschreiben
Stoffverbrauch:  
Rock: 2,40 - 2,50 weit also bei 80 cm Stoffbreite 3, bei 1,30 Stoffbreite 2 Längen.
Schürze: 1 m – 1,1 m weit, also 2 Längen. (Seitlich ansetzen, den Rest für Bänder)
Leibchen: bei 80 Stoffbreite 2 Längen, also1 m, bei 130 Stoffbreite 1 Länge;
Bluse: (Ärmel 50 – 60 cm weit) bei 80 cm Stoffbreite 1,60 – 2 m (Unterer Ärmelrand Endelkante)
Spenzer: bei 80 cm Stoffbreite 2 m (Ärmel gegenseitig legen) Bei einseitig laufendem Stoffmuster eine Ärmellänge mehr.
Abbildungen:  
  1. (Beispiel) Blaues Leibchen mit Silber- oder Bronzeknöpfen. Ausschnitt kann rückwärts auch viereckig sein. Rock blau-weiß kariert (durchgewebt) beides Baumwollstoff
    Schürze Baumwolldruckstoff, weißer Grund mit blau-rotem oder rotem Streifenmuster.
    Die größte Weite des Rockes liegt rückwärts.
  2. Bluse aus Batist mit feiner Klöppelspitze (keine Valancienne)
  3. Arbeits- oder Fahrtenbluse mit Kimonoärmeln, eingesetztem Zwickel
  4. Winterdirndel mit braunem Spenzer und Silberknöpfen
  5. Dasselbe Dirndel ohne Spenzer Leiblrock blau – gelb – hellblau
  6. Bluse mit großem Halsausschnitt innen gebunden
  7. Vorderer Verschluß an Leibchen und Rock

Seite 02

Anweisung 02, Seite 02


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Zum Abschluß noch ein Blick das Original dieses zweiten Rundschreibens:

Original, Seite 01 Original, Seite 02


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