Soeben habe ich die Anmeldung zur Kandidatur für die XIII. Periode der Bundesversammlung der
Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgefüllt.
Dabei kommen mir die Erinnerungen an meinen Einzug in dieses erlauchte Gremium, das war 1964.
Zum ersten Mal wurden fünf Vertreter der Sudetendeutschen Jugend in die Bundesversammlung kooptiert. Das war ein großes Ereignis für uns, die damalige Führung der Sudetendeutschen Jugend (SdJ). Lange berieten wir, wer diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen sollte. Schließlich wählten die Freunde Horst Theml, Sepp Lexa, Josef Fuckerieder, ... und mich aus.
Zur Angelobung in der ersten Sitzung wurde festliche Kleidung erwartetet. Gottseidank hatten meine Freunde schon dunkle Anzüge, ich ein schwarzes Kostüm. Die (Ver-)Kleidung war freilich sehr ungewohnt -- als SdJler/in trug man zu jener Zeit immer Grauhemd (die Burschen) oder Dirndel (die Mädchen). So zeigt das Foto, das in jener ersten Sitzung gemacht wurde, ein sehr ungewohntes Bild: Eine ernste junge Frau. Jawohl, damals wurde vor der Angelobung von jedem Bundesversammlungsmitglied ein Passfoto gemacht. Danach bekam ich meinen ersten Amtsträgerausweis, obwohl ich in jenem Jahr schon mehr als 15 Jahre Jugendleiterin in der SdJ und seit fast 20 Jahren Mitglied der SL war.
Ich konnte vor Verlegenheit kaum laufen, als ich am Anfang der Sitzung gerufen wurde: Der Alterspräsident der Bundesversammlung, Breuer, begrüßte mich mit einem Strauß weißer Nelken als erste Frau im Parlament der Sudetendeutschen. Dann wurden wir fünf Vertreter der SdJ nach der Angelobung der gewählten Mitglieder der Bundesversammlung kooptiert und angelobt. Wir durften in der letzten Sitzreihe im Plenarsaal des Münchner Maximilianeums Platz nehmen.
Interessiert beobachteten wir danach den Ablauf der Sitzungen. In dieser und in den nächsten Amtsperioden
lernten wir die berühmten Persönlichkeiten der sudetendeutschen Volksgruppe kennen.
Wenzel Jaksch war zeitweise Präsident der Bundesversammlung -- eine der für mich eindrucksvollsten
Persönlichkeiten. Ihm folgten, Bundesminister Seebohm, Staatsminister Walther Stain und andere.
Im Plenum saßen Vertreter verschiedener politischer Gruppierungen. Neben Wenzel Jaksch folgte zu jener
Zeit Almar Reitzner von der sozialdemokratischen Fraktion seinem Vater, Hans Schütz, der wortgewaltige
Vertreter der Christlichsozialen lieferte Diskussionsbeiträge, auch Gustav Hacker vom früheren Bund der
Landwirte.
Heinz Lange, Walther Stain, Walther Becher, Siegfried Zoglmann griffen in die Auseinandersetzungen ein.
-- Jede Sitzung war für mich ein Grundkurs in Demokratie und ein Kennenlernen der Protagonisten der sudetendeutschen Geschichte.
Damals gab es in der Bundesversammlung einen Ausschuß für Schirmherrschaft und Heimatgliederung,
dem ich -- sozusagen als Lehrling -- angehörte.
Am Ende der vierjährigen Amtsperiode berieten wir eine Idee des damaligen Ausschußvorsitzenden Karl
Albert Simon, von der bayerischen Staatsregierung die Einrichtung einer Stelle eines Heimatpflegers der
Sudetendeutschen zu fordern.
Daß ich selbst 20 Jahre später in diese Stelle berufen werden sollte ahnte ich freilich nicht.
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