SUDETENDEUTSCHER TAG   1956   NÜRNBERG

G r o ß k u n d g e b u n g

Bekenntnis der Jugend

Wir deutschen Mädel und Jungen und wir von der jungen Generation haben uns in der schwersten Zeit des Sudetendeutschtums zu unserer Volksgruppe bekannt. Wir wollen dies durch unsere Teilnahme am Sudetendeutschen Tag erneut beweisen. Wir sind bereit den Rechtskampf um die jahrtausendalten Siedlungsgebiete der Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien, sowie um die gesamten deutschen Ostgebiete in die Zukunft zu tragen.

In Erkenntnis dieses geistigen und rechtlichen Auftrages sehen wir unsere vornehmste Aufgabe darin, die Jüngsten unter unserer heranwachsenden Jugend in eine Bindung an das Sudetenland hineinwachsen zu lassen. Hierzu brauchen wir das Verständnis und die Hilfe aller Eltern, Erzieher und Amtsträger der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Eine Bindung der Jüngsten an das Sudetenland wird nicht aus rührseligen Erinnerungen erwachsen, sondern nur aus einer Aufgabe, die uns der Zukunft verpflichtet.

Wir werden diese Aufgabe nur gemeinsam mit dem ganzen deutschen im Einvernehmen mit dem tschechischen Volk lösen können, und zwar im Sinne eines vereinten Europa, dessen gottgewollte Bausteine die Völker sein sollen und dessen Grundpfeiler das Recht ist. Aus der Vergangenheit wollen wir nur das in die Zukunft tragen, was uns dessen wert erscheint. Weil wir in den Völkern gottgewollte Bausteine einer übernationalen Ordnung sehen, wollen wir echtes Volksbewusstsein, aber keinen Nationalismus. Wir wollen gemeinschaftsgebundene Persönlichkeiten, aber nicht die zügellose Freiheit des Einzelnen. Das besagt zugleich Absage an jede Art von Diktatur; es besagt aber auch, dass wir den Anspruch auf staatsbürgerliche Rechte nur von der Erfüllung staatsbürgerlicher Pflichten herleiten.

Weil wir, an eine neue Völkerordnung glauben, verzichten wir aus innerer Freiheit und nicht aus außenpolitischen Erwägungen auf Rache und Vergeltung. Die Politik der letzten Jahrzehnte hat eine Partnerschaft zwischen den Völkern erschwert. Wir sind entschlossen, neue Wege der Zusammenarbeit mit der Jugend aller Völker, auch mit der Jugend des tschechischen Volkes, zu suchen. Die Voraussetzung hierzu ist die Bereitschaft zur Lösung der durch Krieg und Gewaltakte aufgeworfenen Fragen auf friedlichem Wege. Dabei sind die Grundrechte aller Menschen in allen Gebieten zu achten. Wir wollen keine politische Neuordnung die nicht auch von den Besten unserer Nachbarvölker mitgetragen werden kann.

So wie wir selbst bereit sind, jenen Ballast aus der Vergangenheit über Bord zu werfen, der einer neuen Völkerordnung im Wege steht, bitten wir auch die Jugend der anderen Völker, dies zu tun, damit der Weg frei werde, für eine Zukunft, die allen erstrebenswert ist. Staatsrechtliche Konstruktionen der Vergangenheit können nicht Vorbild neuer Lösungen sein. Wir werden dort zum Verzicht bereit sein, wo wir dem unbestreitbaren Rechtsanspruch eines anderen Volkes begegnen. Wir werden aber mit allen uns zur Verfügung stehenden friedlichen Mitteln für die Gebiete einstehen, in denen unser geschichtliches und gegenwärtiges Recht nicht bestritten werden kann.

Wir danken jenen Männern und Frauen der älteren Generation, die in den schwersten Stunden unserer Volksgruppe selbstlos den Weg in die Zukunft beschritten und damit uns allen wieder Glauben und Zuversicht gegeben haben. Sie werden uns immer Vorbild sein.

Wir glauben, dass die Kraft unseres Volkes stärker ist, als alle willkürlich gezogenen Staatsgrenzen. Deshalb arbeiten wir aus innerster Überzeugung für die Wiedervereinigung des deutschen Volkes. Wir haben kein Verständnis für diejenigen, die ihr persönliches Wohlergehen oder ihre politische Karriere wichtiger nehmen, als die großen Schicksalsfragen unseres Volkes. Die Neuordnung Deutschlands nach der Wiedervereinigung wird für unser ganzes Volk und für unsere junge Demokratie der Prüfstein sein, ob wir die großen Aufgaben lösen können, die der Osten Europas an uns stellen wird.

Damit bekennen wir uns zum deutschen Volk und erwarten, dass sich unser ganzes Volk auch zu uns und zu unserem Rechtsanspruch bekennt.

In unseren Reihen stehen schon heute hunderte einheimischer Mädel und Jungen; sie gaben dadurch kund, dass sie die Wiedergewinnung der deutschen Ostgebiete als gemeinsame Aufgabe und in ihrer Lösung als eine Schicksalsfrage unseres Volkes erkannt haben.

Die Kraft, immer wieder diese ernsten Aufgaben anzufassen, erwächst aus unserer Gemeinschaft. Jeder einzelne hat für unsere Sache einzutreten. Wir brauchen politisch wache Menschen. Wenn jeder Sudetendeutsche dies in seinem persönlichen Wirkungskreis beachtet, dann wird auch unsere Frage zu einer Frage des ganzen Volkes werden.

Diese Gedanken wollen wir nicht als theoretische Grundsätze verkünden, sondern in allen Bereichen unseres Lebens verwirklichen.

Im Vertrauen auf unser Recht, im Wissen um unsere Pflicht und im Glauben an Gott wollen wir gemeinsam mit der älteren Generation den Rechtskampf um die Wiedergewinnung unseres Sudetenlandes solange führen, bis es mit dem wiedervereinigten Deutschland seinen Platz in einem freien und friedlichen Europa gefunden hat. Entscheiden werden diesen Kampf nicht die besseren Waffen, sondern die stärkeren Herzen. Dafür stehen wir bereit.

  (Ossi Böse)


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