Grenzland-Betreuungshilfe auf neuen Wegen
Sudetendeutsches Sozialwerk greift Initiative der Jugend auf

Die bayerisch-böhmische Grenze bestimmt von Anfang an den wesentlichen Erlebnisraum der Sudetendeutschen Jugend. Dafür ist ihr erstes Grenzland - Sommerlager in Gaisthal (Kreis Oberviechtach) Zeugnis, zu dem sie sich -- nach der ersten Überprüfung ihrer Ansätze im Bundesgebiet anläßlich des Sudetendeutschen Tages 1950 in Kempten -- zusammenfand.

Seither führt die erste, vom Sprecher der Landsmannschaft Dr. Lodgman von Auen am Feuer -- zum Sonnenaufgang über den Grenzbergen der Heimat -- geweihte Fahne die von Jahr zu Jahr größer werdenden Kolonnen unserer Jugend.

Das Grenzlandlager ruft alljährlich unsere Jungen und Mädel zum Erlebnis am Schlagbaum -- jenseits die verlorene und versperrte Heimat.

So gab die Hauptjugendtagung in Stadlern bei Gaisthal im Spätsommer 1954 den Anstoß zu einer Grenzlandaktion, die fast allen Landesgruppen (in Bayern selbst: den Bezirksgruppen) der SdJ einen der an der böhmischen Grenze liegenden bayerischen Landkreise zur Übernahme einer Patenschaft zuwies.

Fahrten zu den Landsleuten an der Grenze, Hilfe von Familie zu Familie aus dem betreuenden in das betreute Gebiet war die vorläufig gestellte Aufgabe unserer Jugend. Die Vermittlung von Erholungsplätzen im Rahmen der Kinder-Erholungsverschickung (KEV) 1955 des Sudetendeutschen Sozialwerkes war von vornherein mit vorgesehen.

Danach lag es nicht an der Jugend allein, die angestrebte Verbindung herzustellen. Sie hatte ihre Bereitschaft hiezu wissen lassen (Kleidersammlungen in ihren Gruppen lagen nach dem Aufruf im Februar 1955 nahe), nun war es wohl Sache der angesprochenen Orts- und Kreisgruppen der Sudetendeutschen Landsmannschaft, dieser Bereitschaft und der Jugend entsprechende Aufgaben zu stellen. Der Großteil, der in der Grenzlandaktion der SdJ einbezogenen Grenzkreise sind erklärtes Notstandsgebiet.

Es wäre eher zu befürchten gewesen, dass die bereiten Kräfte der Jugend durch die erwarteten vielfältigen Wünsche überfordert würden, als dass die Initiative der Jugend im Mangel ihrer Inanspruchnahme untergehen könnte. Dies und die Erfahrung, dass die Arbeit der landsmannschaftlichen Gliederungen in diesen Grenzkreisen außerordentlichen Schwierigkeiten unterliegt, hat nun das Sudetendeutsche Sozialwerk veranlaßt, eine fürsorgerisch vorgebildete Mitarbeiterin in den Kreisen: Wegscheid, Wolfstein, Grafenau, Regen, Kötzting, Cham, Waldmünchen, Oberviechtach, Vohenstrauß, Tirschenreuth, Wunsiedel, Selb/Rehau, Hof zur Betreuung des Grenzlandes einzusetzen.

Für ihren ersten Besuch war dieser als besondere Aufgabe gestellt, den zuständigen Amtsträgern zu helfen, die Voraussetzungen für eine erweiterte Ferienverschickung erholungsbedürftiger Jungen und Mädel ihres Gebietes in die geschlossenen sudetendeutschen Erholungsfreizeiten des Sudetendeutschen Sozialwerkes wahrzunehmen und solche mit den Kindeseltern selbst, ihren Arbeitgebern und den zuständigen Behörden zu schaffen.

Die persönliche Begegnung mit den Referenten für soziale Fragen den Frauenreferentinnen, Jugendführern und Mädelführerinnen, sowie Kindergruppenleiterinnen und nicht zuletzt mit den Obmännern der SL - Kreis- und Ortsgruppen erbrachte erneut den Nachweis, dass der Erfolg auch aller sozialen Bemühungen fragwürdig bleiben muß, wenn sie nicht in persönlicher Aussprache dem dringenden Notstande der Landsleute und der notwendigen Bewährung landsmannschaftlicher Hilfsbereitschaft entgegen gebracht würden.

Das Programm der Grenzland-Betreuungshilfe, die sich übrigens auf alle Kreise erstrecken soll, in denen gleiche Notstände bestehen, zielt, abgesehen von der im Augenblick naheliegenden Erholungsfürsorge für Kinder und Mütter, besonders auf die Erstellung der Sorgenkartei dieser Kreise. Alle bedürftigen sudetendeutschen Familien zur Betreuung in Nachbarschafts- und Patenschaftshilfe zu erfassen, erscheint als die nächste notwendige Aufgabe. Sie wird sich danach auf wesentliche Aufgaben und nicht nur auf solche der Jugendwohlfahrt beschränken müssen, eingedenk dessen, dass auch sie nur Hilfe zur Selbsthilfe sein kann.

Die Einschaltung des Sudetendeutschen Sozialwerkes kann für keinen goldenen Regen von oben Schleusen öffnen, wohl aber manchen Weg, der zum Erfolg führt, wenn er nur einmal begangen wird.


Ing. Herbert Schmidt



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