Walter Richter

Walter Richter
Aufnahme von 1950
 

Walter Richter wurde am 06.09.1920 in Rudelsdorf /Kr. Landskron im Sudetenland geboren.
1926 starb seine Mutter und er wurde Halbwaise.
Nach der Bürgerschule in Landskron begann er eine Lehre als Friseur und bildete sich in kaufmännischen Lehrgängen weiter.

1940 wurde Walter Richter Soldat und war als Fallschirmjäger bei der Invasion der Insel Kreta im Einsatz.
Am 06.06.1942 heiratete er Hermine Richter, geb. Pittmann aus Rudelsdorf.
Nach schwerer Verwundung kam er 1945 in französiche Gefangenschaft, 1946 wurde er in die englische Besatzungszone Deutschland entlassen.

In der Zwischenzeit musste seine Familie (Frau Hermine mit den Töchtern Friedgard und Christel) die Heimat verlassen und wurde nach Gesseltshausen bei Freising ausgesiedelt. Dort traf Walter Richter 1947 seine Familie wieder.
Nach dem Tod seiner Tochter Friedgard 1950 folgte die Übersiedlung nach Lohhof b. München, wo noch eine weitere Tochter, Ute-Sabine geboren wurde.

Zunächst arbeitete Walter Richter in München als kaufmännischer Angestellter, wurde Mitbegründer des Bogen-Verlages und später Inhaber des Heimatwerk-Verlages.
Er befasste sich hauptsächlich mit der Herausgabe heimatkundlicher und heimatpolitischer Schriften sowie Schrifttum des Marburger Kreises und mit Kinder- und Jugendliteratur (z.B. Otfried Preusler: Die kleine Hexe u.a.).

Als die Vertriebenen-Verlage in die Krise gerieten, wechselte er zur Arbeiterwohlfahrt und blieb dort als Landesgeschäftsführer Bayern bis zu seinem Ruhestand.

In der Sudetendeutschen Jugend war Walter Richter mit ein Mann der ersten Stunde.
Er half zunächst beim Aufbau der SdJ in Freising und war als Jugendgruppenleiter aktiv. 1951 wurde er Bezirksjugendleiter für Oberbayern, ab 1953 stellvertretender Landesgruppenführer und Finanzverwalter der SdJ-Bayern.
Er gehörte auch von Anbeginn der Bundesführung der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) an und war als Bundesschatzmeister bis 1969 für die Verwaltung des Dachverbandes der deutschen Vertriebenenjugend verantwortlich.

Zunehmend engagierte sich Walter Richter auch im heimatpolitischen und kommunalpolitischen Bereich.
Seit 1950 Mitglied der SL, war er im späteren Verlauf in verschiedenen Funktionen auf Landesebene tätig.

1969 wurde er Vorsitzender des BdV in Bayern, gleichzeitig engagierte er sich in der SPD-Kommunalpolitik und konnte sich somit für die Belange der Vertriebenen im Zuge der neuen Ostpolitik des damaligen Bundeskanzlers Willi Brandt einsetzen.

Von 1963 bis 1976 war Walter Richter Obmann des Schönhengster Heimatbundes.
Er festigte das Patenschaftsverhältnis mit der Stadt Göppingen; der Ausbau des Heimatarchivs und der Bibliothek sind sein Verdienst und der Heimatbund nahm unter seiner Leitung eine stetige Aufwärtsentwicklung.
Walter Richter besaß eine außerordentliche Führungskraft und wirkte mitreißend und überzeugend. Seine scharfsinnigen Analysen der aktuellen politischen Lage waren jeweils Höhepunkte bei den jährlichen Heimattagen.

Walter Richter hat im Verlauf seiner Tätigkeit im Bereich der Vertriebenen-Arbeit viele Akzente gesetzt und durch Beharrlichkeit, Verhandlungsgeschick und Einfühlungsvermögen vielfältige Projekte angestoßen und verwirklicht.

Auf seine Initiative wurde am 10.01.1956 das Jugendförderungswerk Waldkraiburg gegründet, dessen 1. Vorsitzender er bis 1993 war. Ziel des Vereins war die Errichtung einer Jugend- Bildungs- u. Begegnungsstätte in der größten Vertriebenengemeinde Oberbayerns.
Dank seines Engagements konnte am 26.07.1959 das Haus Sudetenland eingeweiht werden.
Das Haus ist heute ein weit über die Region hinaus anerkanntes und auch international bekanntes Begegnungs- und Bildungszentrum für Jugend und Erwachsene.

Am 13.06.1997 ist Walter Richter in Lohhof nach langem Krebsleiden gestorben.

Walter Richter
Aufnahme etwa von 1970
 

E h r u n g e n:

Rudolf Logdmann–Plakette (1964)

Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland (1967)

Ehrenurkunde des Landschaftsrates Schönhengstgau (1970)

Ehrenvorsitzender der SPD Unterschleißheim (1981)

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland (1987)

Ehrenvorsitzender des Jugendförderungswerkes Waldkraiburg (1993)

Ehrenbrief der Sudetendeutschen Landsmannschaft (1994)

Josef Kriegisch-Ehrenmedaille der Stadt Waldkraiburg (1994)

 



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