Erich Kukuk war in den Gründerzeiten der SdJ-Landesführer von Bayern.
Er reiste durch die Lande, um Gruppen zu gründen und alle immer wieder zu begeistern. Seine
Suggestionskraft, war phänomenal:
Er zauberte neue Gruppen, fand Führungskräfte für die Bezirke, leitete Wahlen, Diskussionen und
SdJ-Lager.
Ab 1965 war er Bundesgruppenführer der SdJ.
Wenn Lagerzeit war, wuchs Erich über sich selbst hinaus, denn in der Hauptjugendführung war er für Fahrt und Lager zuständig. Keiner konnte wie er im Sommerlager die Jungenschaftler durch das Gelände jagen oder mit einer Gruppe eine Deutschlandfahrt per Fahrrad von den Alpen zur Nordsee führen oder vor der erstaunten Welt im Winterlager tolle Skikünste zeigen. Von Telemark bis Parallelschwung war alles drin und alles lustig. -- Erich brachte es auch fertig, in den Lagern den verwirrten Mädelführerinnen alle Orientierung zu rauben, wenn er versuchte, ihnen die Kunst zu vermitteln, Landkarten und Kursbücher zu lesen oder ihnen gar den Zeltaufbau lehrte.
Und als Lagerarzt war er nicht zu überbieten. Wie weiland Doktor Eisenbart verband er sachkundig die sandigen Schnitte an den Füßen im Amrum-Lager oder verstauchte Knöchel oder verknaxte Haxen. Seine Spezialität waren wundgelaufene Füße, daran ergötzte er sich gern. Es standen immer lange Schlangen vor allem der Mädchen vor seinem Doktorstuhl mitten auf einem Lagerplatz.
Aber Ehre, wem Ehre gebührt: Alle die durch Erichs Schule gegangen sind, haben gelernt
verantwortungsbewusst und fachkundig Lager zu leiten und ein tolles Programm zu machen.
Keiner hatte so viele Ideen zur Lagergestaltung.
Erich reiste viele Jahre lang von Lager zu Lager und hatte deshalb einen überdimensionalen Rucksack. Bei der Ankunft war dieser Berg von einem Gepäckstück gefüllt mit Landkarten, Kompass, Schnüren, elastischen Binden, Pflaster und was man halt so braucht als Tausendsassa.
Aber beim Abschied -- behaupten böse Zungen -- wurden die, durch Materialverbrauch entstandenen Lücken
ausgefüllt mit Kuchen, Würsten, Obst und Schokolade.
Erich hatte überall Mädchen, die in ihn verliebt waren und ihn gut versorgt haben.
Das war auch nötig, denn in jenen Jahren war Erich angestellt bei der SdJ, später bei der DJO, bekam
nur ein kleines Gehalt und hauste, wenn er daheim war in einer kleinen Junggesellenbude hinter der
DJO-Geschäftsstelle in München-Untergiesing.
Man musste sich schon um ihn kümmern! -- Ich glaube, manche SdJ-Mutter hat sich Hoffnungen gemacht.
Das Rennen gewonnen hat -- wie es eben so geht -- nur eine. Aber das war später, als Erich am
Heiligenhof sesshaft geworden ist und dessen Leitung 1958 von Ossi Böse übernommen hatte. Da gab es für ihn
nur noch eine: seine Traudl!
Unvergesslich bleibt jedem, der dabei war, Erichs Kunst der Wanderführung. Er fand für jede Wanderung
Abkürzungen.
Besonders gut verstand er das bei den Wanderungen aus dem Gaisthal-Lager an die Grenze bei Stadlern.
Brach man zu nächtlicher Stunde auf, führte Erich eine lange, mit Traininghosen zu geisterhaften
Schatten mutierte Menschenschlange im schwankenden Karawanengang durch die dunklen Wälder der Oberpfalz.
Alle mussten still sein und keiner durfte eine Taschenlampe anknipsen: "Ohne sieht man besser bei
Nacht", erläuterte Erich an der Spitze.
Nach der Morgenfeier an der Grenze und nach einer guten Rast marschierte der Haufen wieder nach
Gaisthal. Nun war es wirklich ein Haufen, der über Strassen und Feldwege schlich, und die Lieder, die
dabei gesungen wurden, klangen oft recht dünn und müde.
Keiner hat dagegen protestiert, dass der Lagerleiter dann in Gaisthal kommandierte: "Heute ist
Mittagsruhe bis zum Abendessen“.
Die ganze Lagerbelegschaft war so etwa 30 km gewandert -- das heißt 30 Kilometer wären es wohl über
die geraden Wege gewesen, mit Erichs legendären Abkürzungen waren es sicher 50!
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