Im Mitteilungsblatt der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Ausgabe 6/1959 lesen wir:


10. Grenzlandlager Gaistal

Gaistal - Beginn und Markstein unserer Gemeinschaft

Als wir in den Gründerjahren der SdJ zum erstenmal das Häuflein der Aufrechten sammeln wollten, gingen wir an die bayrisch-böhmische Grenze. Wir stellten unsere Zelte dort auf, wo wir es ganz nahe hatten zur Heimat, und von wo aus wir rüberschauen konnten.
Das war der Beginn einer nun 10 Jahre alt gewordenen Tradition -- zum zehntenmal stehen heuer unsere Zelte in Gaisthal.

1950 -- das war noch in jener Zeit, als ein Militärgouvernement uns die Lagerfahne vom Mast holte! Als wir noch aus geliehenen amerikanischen Zelten ein nicht sehr fotogenes Lager zusammenbauten (das repräsentabelste am ganzen Lager war damals das Lagertor!).
Und das war damals, als unser Lagerschlager unsere ganze Situation kennzeichnete:
Wilde Gesellen, vom Sturmwind durchweht -- Fürsten in Lumpen und Loden. Ziehn wir dahin, bis das Herze uns steht, ehrlos bis unter den Boden. Fiedel gespannt, in farbiger Pracht, trefft keinen Zeisig Ihr bunter. Ob uns auch Speier und Spötter verlacht: Uns geht die Sonne nicht unter.
Und die Sonne kam jeden Morgen gleich einem Symbol aus B ö h m e n zu uns.

Damals wurde auch von unserem verehrten Sprecher unsere erste Fahne geweiht, die Traditionsfahne der SdJ, die seither unserer Gemeinschaft vorangetragen wird.
Und damals erhielt die SdJ ihre jetzige Form. In vielen Gesprächen und Auseinandersetzungen während unseres 1. Gaistallagers wuchsen wir aus den verschiedenen Gruppen zu einer Gemeinschaft zusammen.
Seit damals wissen wir, daß wir nicht mehr allein unseren Weg gehen.

Vieles hat sich geändert seither. Unsere Gemeinschaft ist nicht nur äußerlich gewachsen!
Und sie hat neue Wege der Zusammenarbeit gefunden, die unsere Aufgabe und unseren Wirkungskreis vergrößerten. Unsere jüngeren Kameradinnen und Kameraden kennen auch gar nicht mehr die Hindernisse, die auf dem Weg bis zu unserem heutigen Standort lagen. Aber auch sie stehen fest in unserer Gemeinschaft.
Und das ist es, was uns -- die wir von Anfang an dabei waren und seit dem ersten Grenzlandlager in GaistaI in der Verantwortung stehen -- mit Stolz erfüllt.
Es haben sich vielleicht die Gesichter gewandelt, die sie tragen, aber nicht die Gemeinschaft!

Zum zehnten Male fahren wir heuer zur Grenze unserer Heimat. Es ist uns dies nun schon eine Tradition.
Einmal im Jahr gehen wir zur Grenze -- nicht zu großen Demonstrationen, sondern um Rechenschaft abzulegen über unser Tun.
Dort, wo man die Aufgabe vor Augen hat, erkennt man am schärfsten den Weg.

Wir werden im 10. Gaistallager eine Bundeswoche der SdJ durchführen.
Sie beginnt am 1. August 1959 mit einer Grenzlandsternfahrt nach Stadlern, wo wir am 2. August früh unsere neuen Fahnen weihen wollen.
Am gleichen Tage wandern dann die Teilnehmer an der Bundeswoche nach Gaistal.
Die Teilnehmer an der Grenzlandsternfahrt, die keine freien Tage mehr haben, können von Stadlern aus direkt die Heimreise antreten.

Während der Bundeswoche wollen wir in Gesprächen und im gemeinsamen Erleben unseren Bund festigen.

Wir rufen alle Mädel und Jungen, die in der Arbeit stehen, aber auch alle Kameradinnen und Kameraden, die früher aktiv in unserem Bund waren und jetzt aus beruflichen oder persönlichen Gründen keine Möglichkeit mehr haben zur regelmäßigen Mitarbeit!
Kommt nach Gaistal, zum 10. Grenzlandlager der SdJ!



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