Die Guido Rotter-Jugendherberge

auf Burg Hohenberg

Mit dem Betrieb der Jugendherberge auf der Burg füllen wir nicht nur eine Lücke im Angebot des DJH, sondern haben auch die Möglichkeit Einzelwanderer und Gruppen mit unserem sudetendeutschen Problem bekannt zu machen.

An die 1.000 Gäste mit ungefähr 4-5.000 Übernachtungen kehren pro Jahr in unserer Herberge ein.

1960 der Öffentlichkeit übergeben, kostete der Umbau des alten Gefängnisturmes bis 1966 runde 61.000.- DM, davon erhielten wir über das Deutsche Jugendherbergswerk, dessen Mitglied wir sind, Zuschüsse in Höhe von DM 27.000.-, sodass immerhin DM 34.000.- Eigenmittel des Verbandes notwendig waren. 1975 und 1980 forderte die Gesamtüberholung einschließlich Heizungsanlage erneut runde 62.000.- DM (davon Zuschuss DJH DM 15.000.- und Eigenmittel DM 47.000.-)

Bei der Eröffnung 1960 erhielt die Herberge den Namen Guido Rotter- Jugendherberge zur Erinnerung an den sudetendeutschen Pionier auf dem Gebiet des Jugend-Herbergswesens im deutschen Sprachraum, Anlass für uns, einige Worte über einen Landsmann zu schreiben, dessen Namen in keinem Lexikon der Bundesrepublik Deutschland erscheint.

Guido Rotter wurde am 26. März 1860 in Grulich/Adlergebirge geboren. 1882 kam er nach dem Besuch der technischen Hochschule Wien nach Oberhohenelbe im Riesengebirge als Leiter eines Teilbetriebes der Flachsgarnspinnerei F.A. Rotter & Söhne.

Jedoch widmete er seine Zeit bald nicht nur den industriellen Aufgaben -- eine Reihe von technischen Erfindungen kamen von ihm -- sondern auch der Schönheit seiner Wahlheimat, dem Riesengebirge.
Bereits 1883 wurde er Mitglied des Riesengebirgsvereins, wurde 1902 dessen 2. Vorsitzender und 1911 der 1. Vorsitzende.

In diesen ersten Jahren keimten auch Grundgedanke und Plan seiner späteren Studenten- und Schülerherbergen. Selbst den Hörsälen entwachsen, wollte er auch seinen Kommilitonen die Möglichkeit unerschwerten Naturgenusses vermitteln. Ähnlich den Herbergen für wandernde Handwerksgesellen begann er für die studierende Jugend ein Netz von Unterkunftsstätten aufzubauen.
So gründete er am 15.Juli 1884 im Haus von Karl Steudler zu Hohenelbe die erste Studentenherberge für Studenten und Schüler höherer Schulen.

Mit dem verstärkten Ausbau des Reichsdeutschen Herbergsnetzes kam ab 1898 die Bezeichnung Studenten- und Schülerherberge auf. Wie vieles Neues, musste auch der Herbergsgedanke mit zahlreichen Anfangsschwierigkeiten kämpfen.
Der Zähigkeit und schöpferischen Begeisterung Guido Rotters gelang es den aus dem Riesengebirge stammenden Großindustriellen Prosper von Piette-Rivage zur finanziellen Unterstützung und den Riesengebirgsverein zur Übernahme des Protektorats über das Herbergswerk zu gewinnen.

Bereits 1886 gab es im sudetendeutschen Riesengebirge 6 Herbergen ( Harrachsdorf, Hohenelbe, Marschendorf, auf der Schneekoppe und in Spindlermühle ) mit genau 300 Besuchern, davon 264 aus österreichischen Ländern und nur 36 aus dem Deutschen Reich.
Bereits 1887 war die Zahl der Herbergen im Jeschken-, Iser- und Riesengebirge auf 22 angestiegen.
Bis 1891 waren Herbergen über alle Randgebirge des Böhmisch-mährisch-schlesischen Raumes errichtet. Insgesamt 78 mit 389 Betten und 3470 Besuchern.

Guido Rotter bevorzugte die Unterbringung in Privathäusern und Schulgebäuden, wobei er von Anbeginn den Aufbau kleiner Büchereien förderte, die es den Wanderern ermöglichen sollten ihre Reise gründlich vorzubereiten bzw. Regentage nutzbringend zu verwenden.

War der Anteil der Besucher aus dem Deutschen Reich ursprünglich nur 10%, so trat bereits 1892 ein Umschwung ein. Schon1896 gab es 103 Herbergen, davon 86 in Österreich und 17 im Deutschen Reich.
Bereits 1909, da Richard Schirrmann in Altena die erste Jugendherberge errichtete, reichte Rotters Herbergsnetz von der Waterkant bis Südtirol und Dalmatien, von den Vogesen bis zur Kurischen Nehrung und den Beskiden.
Im Jahre 1914 gab es in Österreich und Deutschland 727 Herbergen, die seit 1884 insgesamt 565.049 Übernachtungen zu verzeichnen hatten.

Der Ausgang des ersten Weltkrieges brachte nicht nur den Verlust der Herbergen der geraubten Gebiete, sondern machte auch eine Verwaltungsänderung erforderlich. Hirschberg im Riesengebirge wurde für das Deutsche Reich und Hohenelbe für das Gebiet der Tschecho-Slovakei zuständig. Dazu kam, dass man den allgemeinen Jugendherbergen mehr und mehr den Vorzug gab. 1928 entschloss sich Guido Rotter zur Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendherbergswerk.

Bis 1938 war die endgültige Eingliederung aller Studentenherbergen in das DJH abgeschlossen. 1939 wurde auf dem Deutschen Wandertag zu Hirschberg eine Guido Rotter-Linde gepflanzt und die Jugendherberge dieser schlesischen Riesengebirgsstadt in Guido Rotter-Jugendherberge umbenannt.

Wenige Monate danach, am 10.März 1940 beendete Guido Rotter in Hohenelbe sein langes, arbeitsreiches Leben. Dr. Bruno Schier (Hohenelbe/Münster) schloss seine Ansprache anlässig der Enthüllung der Gedenktafel auf Burg Hohenberg mit den Worten:

. . . wenn nun heute nach der verbrecherischen Austreibung des Ostdeutschtums der Gedanke einer Guido Rotter-Jugendherberge von Hohenelbe und Hirschberg nach Hohenberg übertragen wird, so geschieht dies nicht nur wegen des wundersamen Anklanges von Hohenelbe und Hohenberg, sondern vor allem, weil wir uns hier am Fuße des Fichtelgebirges, also der Wurzelstelle vieler zentraleuropäischer Mittelgebirge und gleichzeitig vor den Toren der Staufischen Kaiserpfalz Eger, also einem erhabenen Quellpunkt der Mittelalterlichen Ostpolitik und damit im Herzen einer Landschaft befinden, in welcher West- und Ostdeutschland geographisch und historisch miteinander verklammert sind.

Auf Grund dieses Raumschicksals scheint unsere Landschaft berufen zu sein, zum Träger eines Brückenschlages zwischen Ost und West zu werden, welcher in Guido Rotter, einer jugendfreundlichen und volksverbundenen, einer weitblickenden und konzilianten Persönlichkeit altösterreichischen Prägung, einen würdigen Namenspatron gefunden hat.



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