Das Bundesjungenschaftslager 1963 auf Gut Freudenholm am Lanker See

Ausschreibung im "Bayerischen Wirbelwind" (= Jungenschaftsbrief Bayern)


Zunächst eine gut lesbare Reproduktion:

München, 18.6.63

Liebe Kameraden

Holt Euren Atlas her und schlagt Norddeutschland auf. Zwischen Kiel und Lübeck werdet Ihr einen See entdecken. Dieser See heißt Plöner See und der nördliche Ausläufer von diesem ist der Lanker See. Dort werden wir in diesem Sommer unsere Zelte aufschlagen, dort findet das Bundesjungenschaftslager statt.

Heute kann ich Euch genaueres darüber mitteilen. Der Lagerplatz liegt fest, das Holz für Kohtenstangen und Donnerbalken ist besorgt, das Programm ist klar und das Essen ist gesichert.
Überall in den Jungenschaftsscharen wird eifrig geschneidert und gebastelt. Es entstehen Federschmuck und Mokassins, Pfeil, Bogen und Leggins, ja die Hessen haben für ihren Lagerhof schon einen sechs Meter hohen Totempfahl geschnitzt. Ich glaube, es ist an der Zeit, daß auch wir mit Hochdruck an die Arbeit gehen.
(Anleitung für das Basteln der Ausrüstung in Vom Mokassin zum Totempfahl, Verlag Otto Maier, Ravensburg 58).

Punkt eins: Persönliche Ausrüstung nach den Vorschlägen, die ihr in der letzten Zeit erhalten habt.
Punkt zwei: Übt das Bogenschießen, Speer- und Lassowerfen, damit wir nicht allzu schlecht abschneiden.
Punkt drei: Wie ich schon gesagt habe, liegt unser Lagerplatz direkt am Lanker See -- der ist mit dem weitverzweigten Plöner See verbunden.
Und was tut man an einem See?? -- Baden! --
Oder noch besser? -- Bootfahren! Und dazu . . .
Langer Rede kurzer Sinn: Wir brauchen Boote! Nehmt mit, was ihr auftreiben könnt. Faltbote, Schlauchboote, Luftmatratzen usw. Denkt auch daran, daß man mit zwei oder drei Luftmatratzen und einem Lattengerüst ein feines Floß bauen kann. Allerdings müßt ihr alles von zu Hause mitnehmen, denn dort oben ist Holz Mangelware.

Nun aber das wichtigste in Kürze:

Ort: Auf dem Gebiet des Gutshofes Freudenholm am Ostufer des Lanker Sees.
Bahnstation ist Preetz ( auf der Bahnlinie Lübeck-Kiel. Ihr fahrt am besten: Würzburg, Lüneburg, Lübeck, Eutin, Plön, Preetz ).
Zeit: 2.-12. August 1963.
Anreise: bis Freitag, 2. August, Mittag.
Eröffnung: 18 Uhr     Abschluß: 11. August abends.
Abreise: 12. August, Montagmorgen.
Kosten: Wir, d.h. die Jungenschaft Bayern haben einen Zuschuß erhalten, der dazu ausreicht, für alle den Lagerbeitrag und 5 bis 10 DM der Fahrtkosten zu ersetzen. Also:
Lagerbeitrag: 0,0000 DM
Fahrtkostenbeihilfe: 5.-- bis 10.-- DM.

Ich weiß, daß die Fahrt recht teuer ist, doch wenn man es geschickt anstellt, kommt man ganz gut hinauf. Die Würzburger trampen z.B., andere fahren mit dem Rad oder alten Autos, noch andere machen eine Großfahrt vorher oder schließen eine ans Lager an.

Solltet ihr einen Teil Eures Gepäcks vorschicken wollen,
so sendet ihn an: Lothar Lamb,
  2301 Raisdorf / Krs. Plön,
          Preußeneck 3

Belästigt den armen Kerl aber nicht wegen jeder Kleinigeit, er muß sich sowieso ein Warenlager anlegen.

Anmeldung: An die Bezirksjungenschaftsführer
(diese regeln auch die Fahrt)
Zelte: Es dürfen nur Kohten und Jurthen aufgebaut werden (Stangen sind vorhanden).
Wendet Euch, wenn ihr keine Kohten habt, an Eure Bezirksführer.

Aus dem Programm:
Bogenschießen, Lassowerfen, Speerwerfen;
Indianertänze;
Singen;
Sport;
Basteln;
Kochen auf Fahrt;
Spuren lesen;
Bootswanderungen;
Großes Geländespiel;
Für die Größeren: Schnellbootfahrt auf der Ostsee.
Wettkämpfe;
Überfall auf eine Siedlung der räuberischen Weißen.
Paw -- waw (= großer festlicher Lagerabschluß)

Zu beachten: Jede Gruppe bringt irgendetwas zum Basteln mit (Lederreste, Bast, Perlen usw.).
Fahnen und Wimpel mitnehmen!

Wir fahren selbstverständlich in Kluft und werfen uns erst oben in unsere Indianerei.

So, nun will ich Euch nicht länger aufhalten. Strengt Euren Grips an und geht an die Arbeit.


PS: Jedes Land hat seinen eigenen Lagerhof.

Mit bestem Gruß
S c h u n k t o k e t s c h a
(sonst Arnulf geheißen)

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Zum Abschluß noch ein Blick auf das Original der Ausschreibung:

Auszug aus einem



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