Appell des Bundesjungenschaftsführer in 1979

(entnommen dem Jungenschaftsrundbrief der DJO-Jungenschaft 2/79 Mai-Juni-Juli)

Die Jungenschaft ist doch fast tot ! (?)

Als Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten bündischen Gruppen entstanden, die bündische Idee sich explosionsartig ausbreitete, die Zahl der Bündischen lawinenartig wuchs, war dies eine Revolution der Jugend, deren Dynamik und Bedeutung zu begreifen uns heute schwer fällt.

Jungenschaft damals war vorwärtsstrebend, ursprünglich und schöpferisch. Die Jugend baute sich eine Gegenwelt mit Wertbegriffen, einer lebendigen geistigen Tiefe und einer kulturellen Vielfalt auf, wie es bis dahin noch nie der Fall gewesen war und auch nicht mehr gewesen ist. Sie verstanden sich als Hefe im Teig, wollte die treibende, verändernde Kraft sein.

Unsere Jungenschaft war in den Anfangsjahren der DJO ähnliches. Viele derjenigen, die heute in führenden Positionen der DJO sind, kommen aus der Jungenschaft. Bis in die 60iger Jahre hinein, bestimmte die Jungenschaft maßgeblich das Bild der DJO, gab sie Anstöße und wirkte gestaltend auf das Bild des Verbandes.

Was ist mit unserer Jungenschaft geschehen?

Ich schreibe nicht von ungefähr diese Zeilen und vielleicht würde ich sie nie geschrieben haben, wenn mir unser Bundesvorstand in Fulda auf der Vorstandssitzung nicht sehr massiv die Meinung gesagt hätte. Fast möchte ich sagen, dass ein wahres Trommelfeuer der Kritik von Dieter Hüttner und Hennig Müssigbrodt über mich hereinbrach. Es wäre müßig alles zu wiederholen, aber ich möchte die Kritikpunkte in meinen nachfolgenden Äußerungen zusammenfassen.

Unser Jungenschaftsagesetz bietet sich hier als Arbeitsgrundlage hervorragend an und stellt ein durchdachtes, in der Praxis erprobtes Lernprogramm dar, mit dessen Hilfe jeder Junge stufenweise, seinem Alter und Können gemäß Wissen und Fähigkeiten steigern kann.

Als neuer Bundesjungenschaftsführer musste ich eine Bestandsaufnahme durchführen. Das Ergebnis hat mich nicht sonderlich gefreut!

Seid mir nicht böse, aber es sind die Wenigsten. Es gäbe noch viel mehr zu sagen, aber ich will zum Fazit kommen.

Die Jungenschaft muss umdenken! Es genügt nicht mehr, nur auf Fahrt zu gehen, am Lagerfeuer zu sitzen und eben Jungenschaftler zu sein!

Wenn wir als Jungenschaftler bestehen wollen, müssen wir wieder vorwärtsstrebend, schöpferisch und ursprünglich werden.

Meine Ziele als Bundesjungenschaftsführer werden sein:

  1. Schaffung von Arbeitskreisen
  2. Überarbeitung und Zusammenfassung alter Jungenschaftshandbücher zu einem neuen Handbuch.
  3. Vertiefung des Kontakts und der Diskussion zwischen Gruppen mit Hilfe des Rundbriefes.
  4. Erarbeitung von Programmen und Aktionen für die Gruppen.

Eure Ziele sollten sein:

  1. Jede Gruppe mindestens zwei Gitarrenspieler
  2. Jeden Monat ein neues Lied erarbeiten.
  3. Jede Gruppe setzt sich für jeden Monat im Jahr einen Arbeitsschwerpunkt
  4. Jede Fahrt hat einen Schwerpunkt und dient der Weiterbildung der Gruppe.

Ich fordere Euch auf, mir Eure Vorschläge und Kritik offen zu schreiben, denn nur durch eine konstruktive Diskussion können wir weiterkommen.

Mike

(Michael C. Fagnon)


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