In einer Veröffentlichung des Stadtarchivs Augsburg am 01. August 1988 lesen wir Folgendes:


Die heimatvertriebene Jugend

Schon in den ersten Nachkriegsjahren, einer Zeit, in der organisatorische Zusammenschlüsse jeder Art noch verboten waren, haben auch die vertriebenen Jugendlichen über künftige Möglichkeiten und Formen eines organisatorischen Zusammengehens diskutiert. Diese neu zu organisierenden Zusammenschlüsse sollten keine Interessengruppen zur Durchsetzung irgendwelcher Forderungen werden, sondern der Bewahrung von mitgebrachten Erfahrungen und Traditionen aus ihrer heimatlichen Gemeinschaftsarbeit dienen.
Diese Haltung ermöglichte das Entstehen von Jugendgruppen auf landsmannschaftlicher Basis.

Unter dem Böhmerwälder Lehrer Franz Tahedl als erstem Kreisjugendgruppenführer der Sudetendeutschen Landsmannschaft entstand nach der Gründung der Landsmannschaft außer in Dinkelscherben, Zusmarshausen-Wollbach und Aystetten auch in Augsburg eine eigene Gruppe der Sudetendeutschen Jugend (SdJ), die aus einer Mädchen- und einer Jungengruppe bestand. Der Bezirksgruppenführer der SdJ war Karl Elsner.
Nach Franz Tahedl war der Troppauer Udo Tschernek für fast zwei Jahre Kreisgruppenführer der SdJ, unterstützt von Gretl Pilz aus Warnsdorf, die auch Bezirksmädelführerin war.
1954 übernahm Walter Kramer die Leitung der Kreisgruppe der SdJ, der auch stellvertretender Bezirksgruppenführer war.
Anfangs ohne feste Unterkunft, fanden die Augsburger SdJ-Gruppen 1955 im Heim der offenen Tür an der Kanalstraße eine Bleibe.

Auch die Landsmannschaft Schlesien hatte eine eigene Jugendgruppe, die sich gleich nach der Gründung des Schlesiervereins formierte. Weil der Leiter dieser Gruppe aus beruflichen Gründen Augsburg verließ, fiel der Jugendkreis auseinander.
Ein Teil dieser Jugendlichen fand sich dann wieder im Schlesierchor, der sich unter der Leitung von Franz R. Miller zu entfalten begann. Erst Ende der 50er Jahre formierte sich wieder eine Kreisgruppe Augsburg-Stadt und -Land der schlesischen Jugend unter der Führung von Klaus Böhm.
Bis zum 15. Lebensjahr waren die Burschen in der Jugendschargruppe Rübezahl und die Mädchen in der Mädelschaftgruppe Schneekoppe organisiert. Die Burschen und Mädchen, die älter als 15 Jahre waren, gehörten gemeinsam zum Jugendkreis Breslau.
Ende der 50er Jahre umfaßte die Jugendgruppe in der Landsmannschaft Schlesien 45 Mädchen und Jungen.

Auch in den anderen Landsmannschaften haben sich nach ihrer Gründung Jugendgruppen formiert, die allerdings keine eigenen Organisationen bildeten, sondern in der Dachorganisation der Vertriebenenjugend, der Kreisgruppe Augsburg der Deutschen Jugend des Ostens, mitwirkten.
Die Kulturvereine und Gesinnungsgemeinschaften der Vertriebenen in Augsburg hatten ebenfalls Jugendgruppen. Sehr aktiv war die Jugendgruppe des Adalbert-Stifter-Vereins Augsburg e.V.
Bei den meist wöchentlich stattfindenden Zusammenkünften wurde auf die Pflege des Volks- und Brauchtums der alten Heimat besonders großer Wert gelegt. Die Gruppenführer organisierten Spiel- und Gesangsabende, Bastelabende, Lichtbildreihen und Vorträge. Bei verschiedenen Veranstaltungen der Landsmannschaften wurden von den Jugendgruppen Volkstänze vorgeführt.
Sehr beliebt bei den Jugendlichen waren die Wochenendfahrten zu den Bezirks- und Landesjugendtreffen und zu den Zeltlagern.

Im Juni 1951 wurde die Kreisgruppe Augsburg der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) als Dachorganisation der Vertriebenenjugend gegründet.



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