Vor einem Jahr, am zweiten Weihnachtsfeiertag 1951, wurde das Winterlager der SdJ am Arber eröffnet.
Die Lagerleitung hatte sich mit jungen Franzosen verständigt und sie zu diesem Winterlager an der
bayerisch-tschechischen Grenze eingeladen.
Gespannt warteten die Mädel und Jungen der SdJ auf die Ankunft der jungen Franzosen, war es doch für die
meisten die erste Begegnung mit Angehörigen dieser Nation. Als sie eintrafen flatterte zum ersten Male die
französische Trikolore neben der schwarz-rot-schwarzen der Sudetendeutschen.
Zunächst war den Gästen der Lagerbetrieb etwas fremd, doch bald hatten sie sich gut eingelebt. Sie waren
stolz darauf, in einem sudetendeutschen Grenzlandlager ihr Vaterland vertreten zu dürfen.
Es wurde wenig diskutiert und nur selten gab es Debatten über die ungelösten Probleme Europas.
Was Sudetendeutsche und Franzosen in kurzer Zeit verband, war das Erlebnis der Grenze. Gemeinsam empfanden
wir, daß sich hier an der Schneide zwischen Ost und West zwei Welten trennen.
Auf einmal verstanden die jungen Franzosen den Kampf der Sudetendeutschen um ihre Heimat, angesichts der
mutwillig gesprengten Häuser und der versteppten Felder jenseits der Grenze.
Jeder Tag brachte neue Erlebnisse. Lichtbildervorträge über das Sudetenland und Referate über die
europäischen Aufgaben der Landsmannschaften gaben den Franzosen einen Einblick in die Arbeit der deutschen
Vertriebenen.
Selbstverständlich war auch genügend Zeit zum Skifahren.
Als das Lager zu Ende ging, waren Freundschaften geschlossen und es wurde verabredet, daß bei passender Gelegenheit eine Gruppe der SdJ zu einem Gegenbesuch nach Frankreich fahren sollte.
Im Mai 1952 war es soweit.
Eine kleine Abordnung wurde für 10 Tage nach Paris eingeladen. Es war für die Hauptjugendleitung sehr
schwer, die Auswahl unter den Interessenten zu treffen, denn jeder wollte mit.
Um Mitternacht fuhren dann die Erwählten bei Kehl über die Rheinbrücke. In Paris wurden sie
herzlich empfangen.
Die jungen Franzosen, die im Winter das Lager am Arber besucht hatten, zeigten ihnen die Weltstadt an der
Seine. Sie erlebten eine Militärparade am Arc de Triumph und sahen den Eiffelturm, Notre Dame und die anderen
Sehenswürdigkeiten dieser einzigartigen Stadt.
Sie hörten Vorlesungen an der Sorbonne und besuchten die historischen Stätten von St. Germain und Versailles.
Aber nicht nur die Schönheiten sahen sie sich an.
Sie beobachteten mit dem gleichen Interesse die armen Franzosen, die ihr Leben auf einem Papiersack unter
den Brücken der Seine verbringen. Auch in Deutschland gibt es viel Armut, aber so etwas hatten unsere SdJ-ler
noch nicht erlebt.
Sie kamen zu der Überzeugung, daß die so große Not vieler Franzosen der Grund für die Stärke des Kommunismus
in diesem schönen Lande ist.
Ihre schönsten Stunden verbrachten die jungen Sudetendeutschen im Kreise der Familien ihrer französischen
Freunde.
Sie gaben ihnen ein Bild von der Lage der Vertriebenen in Deutschland und sprachen von ihrem Wunsch, in die
Heimat zurückzukehren.
Höchst erstaunt zeigten sich die Franzosen, als ihnen von den Greueltaten des Henkers von Joachimsthal,
Frantisek Kroupa, erzählt wurde, der in Frankreich untergetaucht war, bevor er weiter nach Norwegen floh.
Sie hörten zum ersten Male von den Grausamkeiten bei der Vertreibung von Millionen Deutschen und sahen die
Probleme der Vertriebenen aufgeschlossener als mancher einheimische Westdeutsche.
Die Verbindung zwischen den Freunden, die sich beim Winterlager am Arber kennengelernt hatten, bricht nicht
ab.
Die Franzosen schreiben, daß die Kameraden der SdJ doch bald wieder einmal nach Paris kommen sollten und
hoffen wie wir, daß die Heimat im Osten bald wieder deutsch sein möge. Auch sie möchten das Sudetenland
kennenlernen.
So werden Brücken von Volk zu Volk gebaut und es ist entscheidend für den Neubau Europas, daß er von der Jugend begonnen wird.
An den kommenden Feiertagen öffnen wieder zahlreiche Lager der SdJ ihre Tore und wieder werden ausländische
Gäste erwartet.
Auch diesmal werden unserer Volksgruppe im Ausland Freunde gewonnen werden.
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