Hauptjugendtagung Ludwigstein
1956
Jugend mit Programm
Die sudetendeutsche Frage muß zu einer gesamtdeutschen Frage werden
-rs Während ihrer Hauptjugendtagung am 8./9. 9. auf der Jugendburg Ludwigstein an der
Werra, über die wir bereits in unserer Ausgabe vom Sept. 56 berichteten, erarbeitete die Sudetendeutsche Jugend/SdJ
in der Deutschen Jugend des Ostens/DJO auch Richtlinien für ihre weitere Arbeit.
Hier lag der Schwerpunkt auf der zum diesjährigen Sudetendeutschen Tag in Nürnberg von der Sudetendeutschen
Landsmannschaft herausgegebenen Losung: Die sudetendeutsche Frage muß zu einer gesamtdeutschen Frage
werden.
Ossi Böse, Hauptjugendführer der SdJ, erklärte hierzu: Es scheint uns hoch an der Zeit, daß alles
unternommen wird, um dieses Wort nicht zu einem leeren Schlagwort werden zu lassen.
Um das gesteckte Ziel zu erreichen, schlägt die Sudetendeutsche Jugend vor:
- Jeder einzelne Sudetendeutsche sollte
- . . . alle das Sudetendeutschtum betreffenden Fragen zu seinen eigenen Fragen und damit
die Sache der Volksgruppe zu seiner eigenen, ganz persönlichen Sache werden
lassen.
- . . . seine Familie zu einer wahren Heimat für seine Kinder werden lassen und sie durch
Erzählungen und persönliches Beispiel bewußt zur Aufgabe Sudetenland
erziehen.
- . . . den Mut haben, in seinem persönlichen Lebens- und Wirkungskreis aufzuklären, und
immer wieder auf das Recht der Sudetendeutschen auf ihre Heimat hinweisen.
- . . . seinen Verwandten und Bekannten in der Sowjetzone das Gefühl erhalten, daß sie
nach wie vor zur Gemeinschaft der Volksgruppe gehören.
- . . . die Sudetendeutsche Zeitung und das Sudetenbulletin abonnieren
und es an Verwandte und Bekannte im Ausland schicken.
- Die Sudetendeutsche Jugend stellt die heimatpolitische Aufgabe noch stärker als bisher in den
Mittelpunkt ihrer Arbeit.
Im Einzelnen werden wir
- . . . keinen Lehrgang, keine Zusammenkunft und keine Tagung abhalten, ohne uns mit
dem Ost-West-Problem auseinanderzusetzen, wozu unsere heimatpolitische Zielsetzung
und die Lösung der Sudetenfrage gehören.
- . . . unsere Mitglieder auffordern, bei jeder Gelegenheit, seien es nun Aufsätze,
Redeübungen, Referate oder freie Arbeiten in der Schule oder andere Anlässe in der
Öffentlichkeit, Themen aus dem deutschen Osten bzw aus dem Sudetenland zu wählen.
- . . . unsere Mädel und Jungen dazu anhalten, aus der Geschichte ihrer jetzigen Wohnorte
Verbindungen zum deutschen Osten, besonders zum Sudetenland zu suchen und
aufzuzeigen.
- . . . andere Jugendverbände zu Zusammenkünften einladen und mit ihnen über die Frage des
deutschen Ostens, somit auch des Sudetenlandes sprechen.
- . . . in jedem Ort, an dem eine unserer Gruppen besteht, einen Schaukasten anbringt und
ihn mit dem entsprechenden Material ausstatten.
- . . . ausländische Freunde, Verwandte und Bekannte über unsere Probleme aufklären und sie
mit ihnen vertraut machen.
- . . . jederzeit zu unserem auf dem Sudetendeutschen Tag 1956 in Nürnberg abgelegten
Bekenntnis stehen, das die Grundlage unserer Arbeit bildet.
- Von der Sudetendeutschen Landsmannschaft erwarten wir
- . . . daß sie allen ihren Mitgliedern und Amtsträgern den tiefen Ernst unserer heutigen
heimatpolitischen Situation vor Augen führt und dadurch jedem die Voraussetzung zu
seinem persönlichen Einsatz gibt.
- . . . daß die Arbeit der Landsmannschaft auf allen ihren Ebenen nach diesen
Gesichtspunkten durchgeführt wird.
- . . . daß zur Durchführung dieser Arbeit nach den angeführten Gesichtspunkten auf allen
Gliederungsebenen heimatpolitische Arbeitskreise geschaffen werden, die es sich zur
Aufgabe machen, die aus Geschichte und Gegenwart sich ergebenden Ziele unserer Arbeit
von morgen zu umreißen und dadurch die Voraussetzungen zu dieser Arbeit schaffen.
- . . . daß sie gemeinsame Tagungen mit den Vorständen aller auf dem Boden der Demokratie
stehenden Parteien durchführt, um den für die Politik der Bundesrepublik
Mitverantwortlichen unser Problem und unseren Rechtsstandpunkt klarzumachen und sie für
eine Tätigkeit in unserem Sinne zugewinnen.
- . . . daß sie bei dem Zusammenstellen von Lichtbildervorträgen größeres Gewicht auf
Bilder des heutigen Sudetenlandes legt, als den Landsleuten weiterhin das Bild der
Vergangenheit zu zeigen; dies schon im Hinblick auf die Tatsache, daß viele Landsleute,
die heute gegebene Möglichkeit von Reisen in das Sudetenland wahrnehmen.
- . . . daß sie ihre Orts-und Kreisverbände auffordert, den örtlichen Büchereien, besonders
aber den Schulbüchereien entsprechendes Schrifttum zur Verfügung zu stellen.
- . . . daß bei jeder Veranstaltung die Botschaft des Sprechers vom Sudetendeutschen Tag
1956 an das deutsche Volk verteilt wird.
- . . . daß die Presse über unsere Fragen noch intensiver informiert wird. Hierher gehören
von Zeit zu Zeit Presse- und Informationstagungen, durch die über die Entwicklung und
den jeweiligen Stand unserer Angelegenheit unterrichtet wird, ebenso auch ein
Pressedienst für in- und ausländische Zeitungen, der die Journalisten auf dem
Laufenden hält.
- . . . daß die Sudetendeutsche Landsmannschaft einen Preis für die besten Hörfolgen,
Sendereihen, Schulfunksendungen und Hörspiele über das Sudetenland aussetzt.
- . . . daß sich die Sudetendeutsche Landsmannschaft über die Schaffung einer besonderen
Anerkennung schlüssig wird, die an solche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens
vergeben wird, die sich besondere Verdienste um die Sache der Volksgruppe erworben
haben, ohne selbst Sudetendeutsche zu sein.
- . . . daß sie tatkräftig mithilft, den HEILIGENHOF zu dem geistigen Mittelpunkt des
Sudetendeutschtums auszubauen, dessen Schaffung ein dringendes Bedürfnis nicht nur
der SdJ, sondern auch der Volksgruppe schlechthin ist.
Alle diese Punkte sehen wir im Zusammenhang mit unserer Erziehungsarbeit. Wir auf dem Ludwigstein versammelten
Führerinnen und Führer der SdJ sind uns der Verantwortungsschwere und Tragweite unserer Arbeit bewußt.
Wir rufen alle auf, die sich noch zur heimatpolitischen Erziehungsarbeit an der sudetendeutschen jungen
Generation verpflichtet fühlen, uns zu helfen.
Bruno Sachers
Hameln/Weser
Bürenstraße 2
Quelle:
- Der Pfeil, Okt. 1956