50 Jahre Sudetendeutsche Jugend

Ossi Böse zum 50-jährigen Jubiläum der Sudetendeutschen Jugend -- Bundesgruppe

Der SdJ zum 50.

Wir, die wir vor 50 Jahren die SdJ gegründet haben, danken allen, die in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen haben, dass diese Gemeinschaft bis heute besteht.
Der Wunsch, die sudetendeutsche Volksgruppe durch die Vertreibung aus ihrer Heimat im Herzen Europas und durch die Zerstreuung in die weite Welt, zu zerschlagen, ist nicht in Erfüllung gegangen. Entgegen aller Vorhersagen lebt unsere Volksgruppe in der Sudetendeutschen Landsmannschaft, in vielen hundert Vereinigungen, Institutionen, in den Heimatspielscharen und in der SdJ weiter.

Nachdem das Vereinigungsverbot der Besatzungsmächte aufgehoben worden war, entstanden seit 1948/49 sudetendeutsche Jugendgruppen. Nicht nur in Bayern, wo über 1 Million Sudetendeutsche nach der Vertreibung aufgenommen worden sind, sondern überall zwischen der Nordsee und Berchtesgaden, im geteilten Berlin und in Österreich wuchsen diese Gemeinschaften sozusagen aus wilder Wurzel.
In jener Zeit rief der Böhmerwalddichter Hans Watzlik seinen Landsleuten zu: Klagt nicht schafft, und die Volksgruppe nahm die Herausforderung an. Im unsichtbaren Fluchtgepäck hatte sie die Traditionen einer hervorragenden Schul- und Berufsbildung mitgebracht. In Ingolstadt entstand damals eine Berufsausbildungsstätte fur junge Sudetendeutsche.
Die Sudetendeutschen wurden überall zu Pionieren des Aufbaues und zu Partnern der Freiheit.

Die bis dahin entstandenen sudetendeutschen Jugendgruppen schlossen sich am 4. März 1950 in Ingolstadt zur Jugendorganisation der SdJ zusammen.
Schon 1950 beim 1. Sudetendeutschen Tag in Kempten fand ein Zeltlager statt. Im gleichen Jahr trafen sich die Verantwortlichen aus allen Ländern in Gaisthal an der Grenze, um Inhalt und Formen der neuen Gemeinschaft zu beraten.
Die Arbeit der SdJ wurde von den Traditionen des Sudetendeutschen Wandervogels, der Singbewegung Walther Hensels und der Sudetendeutschen Turnbewegung geprägt.
Die Forderungen der Deutschen Jugendbewegung vom Hohen Meissner aus dem Jahre 1913 von der Selbstbestimmung des einzelnen wurden erweitert durch die Forderung nach Selbstbestimmung für Volksgruppen.
Diese Zielsetzung hat bis zum heutigen Tag ihre Aktualität nicht verloren.

Auf der Grundlage von Persönlichkeit und Gemeinschaft, Freiheit und Bindung bildete sich in den späteren Jahrzehnten eine Gemeinschaft heraus, die auch die Landsmannschaft und ihre Sudetendeutschen Tage maßgebend gestalterisch beeinflusste.

1951 haben wir uns mit den anderen landsmannschaftlichen Jugendorganisationen zur Deutschen Jugend des Ostens vereint und wir von der SdJ haben diese Gemeinschaft viele Jahre lang geprägt.
Unsere Spielscharen fuhren als Botschafter ihrer Heimat in die Länder Europas und sogar nach Übersee.
Der Heiligenhof, den ich 1952 aufbauen durfte, wurde zur Sudetendeutschen Heimstätte europäischer Jugend.
Von Berlin aus wurden die Fäden über Mauem und Stacheldraht in die DDR geknüpft und das Wirken in den Jugendringen hatte auch das Ziel, Verständnis für die Jugend hinter dem Eisernen Vorhang zu wecken. Der Weltjugendring (WAY) fasste auf unsere Anregung eine entsprechende Entschliessung.

Schon seit 1953 öffnete sich die SdJ für die Zusammenarbeit mit anderen.
Kontakte zu den grenzlanddeutschen Volksgruppen in Südtirol, in Nordschleswig, an der Saar, Verbindungen zur Grenzlandjugend und anderen führten folgerichtig weiter zur Zusammenarbeit auch mit nichtdeutschen Minderheiten in Europa im Rahmen der Föderalistischen Union europäischer Volksgruppen (FUEV), deren Jugendorganisation (JEV) auf Anregung der SdJ gegründet wurde.
Die Erlebnisse echter Jugendgemeinschaft und die Begeisterung, an einem Werk mitzuarbeiten, das in die Zukunft gerichtet war, liess die Gemeinschaft junger Sudetendeutscher sich immer neu festigen.

Die Arbeit der SdJ in den vergangenen 50 Jahren ist eine Brücke zu den Aufgaben der heutigen SdJ.
Nach wie vor bleibt die Aufgabe, junge Menschen im Kampf gegen jede Form der Gewalt und Diktatur zu gewinnen, um zu erreichen, dass Vertreibungen überall als Verbrechen gegen Menschenrechte geahndet und Vertreiber geächtet werden.

Ein Jugendverband, der sich auch als Erziehungsgemeinschaft und nicht nur als Freizeitclub versteht, hat es heute schwerer, als früher, denn auf junge Menschen wirkt vieles ein.
Aber man darf sich vom Wohlstand nicht täuschen und zum Materialismus verführen lassen. Wohlstand kann schnell zu Ende sein. Was aber bleibt sind die Werte, die wir bereits vor 50 Jahren versucht haben, jungen Menschen zu vermitteln, und ohne die auch eine Demokratie nicht bestehen kann.
In der Jugendgruppe werden Persönlichkeit und Gemeinschaft, Freiheit und Bindung, Toleranz und Achtung vor dem anderen sowie demokratisches Verhalten eingeübt.
So gesehen wird die Jugendarbeit ihren Stellenwert behalten und gemeinsam mit der Familie jene Bindung schaffen, die auch die Heimat der Generationen vor uns als Aufgabe in der Gegenwart und Zukunft aufzeigt.

Vor der SdJ steht heute die Aufgabe, neue Wege zur tschechischen Jugend zu gehen und eventuell noch bestehende Gräben des Nationalismus zu überwinden.
Dazu ist es notwendig, auch immer wieder den eigenen Standort zu überprüfen.
Die Länder Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien, sind alte europäische Kulturund Begegnungslandschaften und waren immer Knotenpunkte europäischer Geistesströme. Tschechen, Deutsche und Juden lebten und wirkten dort Jahrtausende lang und das Land zeigt auch heute noch trotz der Zerstörungen durch den totalitären Staat nach 1945 Spuren dieser Geschichte.
Es sollte ein Ziel gerade junger Sudetendeutscher und Tschechen sein, den europäischen Geist von früher unter neuen Bedingungen wieder Wirklichkeit werden zu lassen.

In diesem Sinne ein Glück auf von der Gründergeneration der SdJ für das neue Jahrtausend!

Heimat war Arbeit
Heimat wurde zum Schicksal.
Heimat ist eine Aufgabe auch in der Zukunft!


Ossi Böse,
Bundesvorsitzender der SdJ von 1951 bis 1964



    Home