Herbert Wessely

Herbert Wessely

* 1908 in Znaim, + 1998 in Karlsruhe, Schriftsteller.

Am 13. August 1908 wurde Herbert Wessely in Znaim geboren, in einer lieblichen Landschaft mit der er zeitlebens verbunden war. Er wuchs mit 3 Geschwistern in einer gutbürgerlichen Familie auf.
Sein Vater Nikolaus Wessely war städtischer Beamter und sehr der Literatur und Philosophie zugetan. Er schrieb selbst Gedichte, aber keines wurde gedruckt.

Über seine Mutter schrieb Herbert Wessely: "Meine Mutter ist mir unvergesslich, sie die den Todesmarsch der Brünner miterleiden musste. Wie viel habe ich ihr zu verdanken.
Sie lehrte mich früh Gedichte, lange ehe ich sie in der Schule lernen musste. Deshalb liebte ich diese rhythmischen Gebilde, die Laut gesprochen Wortmusik waren und unvergesslich ins Herz drangen . . .
Sie sang mir Balladen -- die Königskinder -- die arme Nonne -- die Lilofee.
Ihr Erzählen rief mein eigenes frühzeitig wach und gab mir viele Motive . . .“

1922 wurde sein Vater nach dreißig jähriger Dienstzeit ohne Ruhegeld entlassen. Auch seine ältere Schwester verlor ihre Arbeit auf dem Amt, weil sie Deutsche waren. So kehrte Entbehrung und Sorge in die Familie ein.
Keines der Kinder konnte einen der Begabung adäquaten Beruf erlernen.

Mit 15 Jahren schloss sich Herbert Wessely dem Wandervogel und später der Finkensteiner Singbewegung an.
Hier fand er eine Kraftquelle, einen Kreis junger Menschen, die inder Natur die Bestätigung höherer und gültiger Gesetze suchten und sich dem Guten und Schönen zuwandten.

Herbert Wessely wurde Graveur.
Sein Beruf führte ihn 1929 ins raue Isergebirge. Dort arbeitete er als Mustermacher und Medailleur.
Er hat sich das Isergebirge erwandert und das Büchlein Gläserne Erinnerung dieser Landschaft gewidmet.

In der Gablonzer Singgemeinde, die Walther Sturm leitete, lernte er seine Frau Milda kennen, die ebenfalls dem Wandervogel angehörte, sie schenkte Ihm zwei Kinder.

1940 musste er in den Krieg, 1942 nach Russland bis kurz vor Stalingrad.
Nach Krankheit und Aufenthalt im Lazarett kehrte er nach Hause zurück und wurde in der Rüstungsindustrie zur Arbeit verpflichtet.
Nach Kriegsende hielten ihn die Tschechen mit Frau und Kindern in Unfreiheit fest. Er erkrankte an einem Nervenleiden und wurde 1948, aller Habe und wirtschaftlichen Grundlagen beraubt, ausgewiesen.
Zunächst fand er Arbeit bei einer ehemaligen Gablonzer Firma, später machte er sich mit seinem Sohn Volker selbstständig mit der Herstellung von Spritzgussteilen, schließlich arbeitete er beim Amt für Wasserbau in Karlsruhe.
Die Stadt wurde seine dritte Heimat.

Herbert Wessely verfasste schon in seiner Jugendzeit als vierzehnjähriger Gymnasiast in Znaim für seine Jugendgruppe Fastnachtsspiele und zeitgemäße Volksstücke, die das Programm der Elternabende füllten.
Bei einem musischen Wettbewerb des jungvölkischen Bundes 1925 erhielt er erstmals Preise für literarische, graphische und musikalische Leistungen. 1938 war er im Sudetendeutschen Lyrikbuch vertreten, und erhielt 1941 den zweiten Lyrikpreis des Adalbert-Stifter-Preises, ebenso wie zwei Divisionspreise.

Ein Band Gedichte Im Rad des Jahres war für die Drucklegung -- während des 2. Weltkrieges -- angenommen worden, obwohl er keineswegs Kriegslyrik enthielt. Leider ist das Werk nicht mehr erschienen.

Alle seine vor 1948 geschriebenen Gedichte, Erzählungen, Zeichnungen, Bilder und Kompositionen sind fast restlos verloren gegangen. Aber Herbert Wessely verwandelte Verluste in Gewinne.
Für ihn begann ab 1948 eine neue Schaffensperiode.
Er befreite sich von erlittenen Unrecht und Leid durch Schreiben. Drei Gedichtbände entstanden, die aus Geldmangel leider nicht erscheinen konnten.
Ein Teil der Gedichte wurde später in andere Schriften übernommen.

Herbert Wessely verlieh den Heimatvertriebenen seine Stimme.
Neben seinem Beruf arbeitete er ehrenamtlich in vielen Gruppen mit und ab 1950 aktiv als Kulturreferent bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
1952 war er Mitbegründer der Südmährischen Spielschar für die er unter anderem Der Wassermann von der Taya und den Znaimer Keltertanz schrieb. Ebenfalls war Herbert Wessely 1956 Mitbegründer des Marburger Kreises und 1964 der Charles-Sealsfield-Gesellschaft , außerdem gehörte er 1961 zu den Mitbegründern der Walther-Hensel-Gesellschaft und war ab 1991 bis zu seinem Tode deren 2. Vorsitzende.
Regelmäßig bereicherte er mit seinen Lesungen die Singwochen der Spielscharen.
Von 1965 - 1973 trug er als Kalendermann für das Südmährische Jahrbuch die Hauptverantwortung.

Mit seinem Schaffen wandte sich Herbert Wessely vor allem an die Jugend.
Für ihn war war erlittenes Leid Ansporn, es in gültige Münze umzusetzen. Er vermittelte in seinem Werk das Versöhnende. Er war stiller Mahner und wollte an einem besseren Land mitbauen.

Herbert Wessely liebte die Stille. Der Natur war er fest verbunden. Er zeichnete eindringliche, dichte Naturbilder. Vor allem liebte er seine Südmährische Heimat und war ebenso dem Isergebirge wie seiner neuen Heimat, dem Schwarzwald, zugetan.
In seinen Erzählungen verarbeitete er häufig eigene Erlebnisse.

Einige Gedichte sind in südmährischer, andere in der schlesischen Mundart des Isergebirges geschrieben.

Auch mit dramatischer Dichtung hat sich Herbert Wessely befasst.
Das Mahnspiel Der Sensenschmied erschien 1956. Rampold Gorenz, der Held von Brüx liegt als Manuskript vor.

Wer aber denkt, wer so viele ernste Texte schreibt, wäre ein Pessimist, der täuscht sich.
Unter seinen Werken sind einige heitere, humorvolle Erzählungen.
Er verstand es mit seinem hintersinnigen Humor auch sich selbst auf den Arm zu nehmen, Das Radfahren und Kindheit zum Beispiel.

Ein langes reiches Leben war Herbert Wessely geschenkt.
Herbert Wessely verstarb am 12. März 1998 in Karlsruhe.


Herbert Wesselys Leben war arbeitsreich und vielfältig.
In verschiedenen Gremien war er aktiv. Ihm wurden dafür Anerkennungen zuerkannt.
Hier seien nur einige genannt:
Der Literaturpreis des Adalbert Stifter Preises 1941,
der Literaturpreis der Stadt Karlsruhe 1961,
der Sudetendeutsche Kulturpreis für Schrifttum 1961.
Das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse durfte er 1988 entgegennehmen.


Helmut Irblich, 13. 11. 2012



    Home