Dr. Horst Kühnel 80 Jahre

Horst Kühnel
60 Jahre im Dienste der Landsleute

Am 1. Juni feierte Horst Kühnel, langjähriger Direktor des Hauses des Deutschen Ostens in München und stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats des Sudetendeutschen Sozial- und Bildungswerkes, seinen 80. Geburtstag.

Geboren in der Familie eines Fleischermeisters, war sein Lebensweg mit der Übernahme des Geschäfts seines Vaters in Tetschen-Bodenbach im Elbetal vorgezeichnet. Aber mit der Vertreibung endete die behütete gutbürgerliche Behaglichkeit der Familie Kühnel, die es nach Junkersdorf in Unterfranken verschlug. Nach dem Abitur studierte Kühnel Germanistik, Altphilologie und Volkskunde in Würzburg, Gießen und Marburg. 1967 wurde er mit seiner Arbeit Wortgeographische Untersuchungen zur ländlichen Sozial- und Wirtschaftsordnung der Sudetendeutschen an der Universität Gießen promoviert.

Ab 1967 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Sudetendeutschen Wörterbuchs, einer Arbeitsstelle des Collegiums Carolinum, die sein Doktorvater Franz J. Beranek an der Universität Gießen aufgebaut hatte. Seit 1977 war er Leiter des Sudetendeutschen Wörterbuchs und Herausgeber der ersten Lieferungen dieses für die Mundartforschung und Volkskunde der Sudetendeutschen bedeutsamen Werkes. In Anerkennung seiner Leistungen auf diesem Gebiet wurde ihm 1981 als damals jüngstem Träger die Adalbert-Stifter-Medaille der SL verliehen.

1983 bis 2001 war er Direktor des Hauses des Deutschen Ostens (HDO) in München. Dank seiner zielstrebigen und zähen Arbeitsweise sowie seines auf Ausgleich bedachten Wesens ermöglichte er allen Gruppierungen der Heimatvertriebenen in Bayern, im HDO ihre Kulturleistungen zu präsentieren und ihre Tradition zu pflegen.

Gleichzeitig erweiterte er die Kontakte in andere Bereiche, unter anderem durch eine intensive Zusammenarbeit mit der Bayerischen Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen, mit der er Studienreisen in viele Länder Ostmittel- Ost- und Südosteuropa durchführte. Eine besondere Belastung waren größere Sanierungsarbeiten im HDO am Münchner Lilienberg sowie teilweise Übertragung der Förderung des Freistaates Bayern gemäß § 96 Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz an das HDO.
Als er nicht mehr HDO-Direktor war, engagierte er sich im Verein der Förderer des HDO lange Jahre als dessen Vorsitzender.

Kühnel zeichnete sich stets durchseine Mitwirkung in allen Gliederungen der Sudetendeutschen Volksgruppe aus. Über die Sudetendeutsche Jugend (SdJ) war er in die Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen gekommen, wo er Betreuer mehrerer Zeltlager war. Im Arbeitskreis Sudetendeutscher Studenten war er ebenso wie beim Arbeitskreis Sudetendeutscher Jungakademiker (ASJA) als Vorstandsmitglied für die Finanzen zuständig.
1982 bis 1988 war er für den „Literatur-Spiegel“ des ASJA verantwortlich.

In der SL war er in den sechziger Jahren Vorstandsmitglied der Ortsgruppe Gießen und bis 1983 der Landesgruppe Hessen. Während mehrerer Legislaturperioden gehörte er der Sudetendeutsche Bundesversammlung an. Danach engagierte er sich in Vereinigungen wie der Gesellschaft zur Förderung der Sudetendeutschen Volksgruppe in Regensburg, im Sudetendeutschen Archiv oder als Gründer und langjähriger Vorsitzender des Freundeskreises sudetendeutscher Mundarten, der seit mehr als 30 Jahren seine Arbeitstagungen auf dem Heiligenhof abhält und mit dem Volkstumspreis der SL ausgezeichnet wurde. Seine enge Bindung an den Heiligenhof und dessen langjährige Repräsentanten Erich und Traudl Kukuk sowie Wolfgang Egerter war und ist ihm Verpflichtung, dem Sudetendeutschen Sozial- und Bildungswerk zunächst beratend und seit 2007 als Vorstandsmitglied des Stiftungsrats zu Seite zu stehen. Horst Kühnel engagiert sich -- neben seiner herausfordernden wissenschaftlichen Forschungsarbeit und beruflichen Verantwortung -- als Leiter zweier bedeutender Institutionen über sechs Jahrzehnte vorbildlich ehrenamtlich für seine sudetendeutschen und anderen heimatvertriebenen Schicksalsgefährten. Dies würdigte Bundespräsident Johannes Rau 2003 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.


Günter Reichert



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