Fritz Graas

Sänger und Kabarettist
Widmar Hader

Die Familie Graas stammt aus Leitmeritz und lebte später bis 1945 in Aussig. Der Vater des Preisträgers, Fritz Graas senior, war ein bei vielen Sudetendeutschen bekannter Schriftsteller und starb 1975 mit 80 Jahren.

Fritz Graas junior wuchs noch in der Heimat auf und kam nach der Vertreibung mit der Familie nach München. In jungen Jahren engagierte er sich in der Sudetendeutschen Jugend (SdJ) und war während seiner Schulzeit Gruppenleiter der SdJ in München. Nach dem Abitur nahm Fritz Graas an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ein Philosophiestudium auf. Das erweiterte er bald um ein Studium für Gesang und Schauspiel, später um das Studium der Theaterwissenschaft.

In Sergei Prokofjews Oper Die Liebe zu den drei Orangen erlebte der Baß-Bariton Fritz Graas 1960 in München seine erste Premiere. Seit damals gehört Fritz Graas bis heute zum Ensemble des Bayerischen Staatstheaters am Gärtnerplatz. Schon sehr früh schöpfte der junge Sänger die ganze Breite seiner Begabungen aus. Er sang Hauptrollen in großen Opern. Aber wie sein Vater war er immer wieder auf der heiteren und komödiantischen Seite seines Berufes zu Hause. Die Partien des Kezal und des Kruschina in der komischen Oper Die verkaufte Braut von Friedrich Smetana und die des Kaspar, des Kuno und des Eremiten im Freischütz von Carl Maria von Weber führten den Künstler in die Heimat nach Böhmen, haben sie doch den Stoff einer tschechischen Dorfgeschichte und einer alten mystischen deutschen Sage aus Böhmen bearbeitet. Von beiden Stoffen hat Vater Graas, der übrigens auch Spracherzieher beim Stadttheater Aussig war, dem Sohn Fritz sicher schon als Kind erzählt.

Graas erweiterte sein Repertoire in einer Vielzahl von Operetten und Musicals. Er unterbrach sein 55 Jahre dauerndes Engagement am Gärtnerplatztheater in München von 1965 bis 1973 für Engagements in Koblenz und Würzburg. Oft trat er auch außerhalb Münchens bei Festspielen in Deutschland und Österreich auf.

Seit langem ist Fritz Graas als Schauspieler und Sänger im Fernsehen bekannt. In Sendeformaten wie Erkennen Sie die Melodie, Junger Wein und alte Lieder und auch in mehr als einem Dutzend Fernsehproduktionen von Opern und Operetten war er zu sehen und zu hören. Er moderierte bei Opernbällen und im Theater und schrieb seit 1975 an die 600 Lieder.

All diese Erfolge machten Fritz Graas weit über München hinaus bekannt und trugen zu seiner Beliebtheit bei. Doch ins Buch der Münchener Originale trug er sich ein als Mitgestalter der Inszenierungen beim Starkbieranstich im Paulaner am Münchener Nockherberg. Ins Herz der Münchener spielte er sich in der Rolle des früheren bayerischen Kultusministers Hans Maier. Vielen Liebhabern dieses jährlichen Spektaktels ist Fritz Graas durch die Fernsehübertragungen noch in Erinnerung. Wegen seiner Körpergröße überragte er meist alle Kollegen, und wegen des warmen Wohlklangs seiner Stimme wurde er unvergeßlich für die Münchener und für viele Fernsehzuschauer.



    Home