Dr Ortfried Kotzian


Ortfried Kotzian

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft verlieh dem Südosteuropa-Experten mit Wurzeln im Riesengebirge Ortfried Kotzian den Großen Kulturpreis

Ortfried Kotzian wurde am 19. April 1948 in Fellheim im heutigen Kreis Unterallgäu geboren. Seine Eltern -- Oskar, ein gelernter Weber, und Gerlinde Kotzian -- stammten aus Hohenelbe im Riesengebirge und waren nach Vertreibung beziehungsweise Kriegsgefangenschaft 1946 und 1947 nach Illertissen in Bayerisch Schwaben gekommen.
Dort besuchte Ortfried Kotzian die Volksschule und die Oberrealschule des Kollegs der Schulbrüder und legte im Juli 1967 mit Erfolg das Abitur ab. Der Wehrdienst schloß sich nahtlos an. Danach entschied sich Ortfried Kotzian für das Studium der Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Augsburg der Universität München, um Volksschullehrer zu werden.

Schon in diesen Jahren war der Junge in verschiedenen Gremien der Sudetendeutschen Volksgruppe tätig, zuerst in der Kindergruppe, dann in verschiedenen Führungsstellen der Sudetendeutschen Jugend (SdJ). Als deren Vertreter nahm er gemeinsam mit Fritz Peter Habel an Tagungen des Weltjugendringes (WAY) teil und vertrat die SdJ in der Deutschen Jugend des Ostens (DJO).

Nach fünf Jahren Erfahrung als Lehrer kehrte Kotzian an die Universität Augsburg zurück, um seine Kenntnisse in den Bereichen Schulpädagogik, Politische Bildung und Didaktik der Sozialkunde zu vertiefen. Dieses Aufbaustudium schloß er 1980 mit dem Magister ab.
Auf Anraten seiner Lehrer widmete er sich in den folgenden Jahren sehr intensiv dem Thema Das Schulwesen der Deutschen in Rumänien im Spannungsfeld zwischen Volksgruppe und Staat und wurde 1983 an der Universität Augsburg mit summa cum laude zum Dr. phil. promoviert, gefolgt von Jahren als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Schulpädagogik an der Universität Augsburg.
Zahlreiche Publikationen zu pädagogischen und didaktischen Fragestellungen, auch zur Geschichte des Schulwesens in Schwaben, erschienen.
Schließlich verlagerte Kotzian sein Interesse auf die Thematik Volksgruppen- und Minderheitenrecht in Mittel-, Ost- und Südosteuropa.

Kotzian leitet seit 1977 zusammen mit Rudolf Grulich den Arbeitskreis für Volksgruppen und Minderheitenfragen am Heiligenhof in Bad Kissingen und ist seit 2002 Vorsitzender des Trägervereins des Internationalen Instituts für Nationalitätenrecht und Regionalismus (INTEREG) München.
In den weiteren Jahren gelang es ihm, pädagogisches mit kompetentem, historischen Fachwissen in den Modellversuchen der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen zu den Themen Ausländer, Aussiedler und Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn zu verknüpfen.
So entstanden die Publikationen Die Deutschen in den Aussiedlungsgebieten Herkunft und Schicksal, Die Aussiedler und ihre Kinder und Die Umsiedler. Die Deutschen aus West-Wolhynien, Galizien, der Bukowina, Bessarabien, der Dobrudscha und in der Karpatenukraine.

Die intensive Beschäftigung mit den Deutschen in Südosteuropa führte dazu, daß der Bezirk Schwaben Ortfried Kotzian mit Wirkung vom 1. April 1989 mit dem Aufbau und der Leitung des 1988 gegründeten Bukowina-Instituts in Augsburg beauftragte.
Nun konzentrierte sich die wissenschaftliche Tätigkeit auf die Region Bukowina und den südosteuropäischen Raum.
Aufgrund seiner erfolgreichen Arbeit, insbesondere am Bukowina-Institut in Augsburg, wurde Kotzian 2002 zum Direktor des Hauses des Deutschen Ostens (HDO) in München berufen. Dort baute er ein anspruchsvolles Kulturprogramm mit reger Vortrags- und Ausstellungstätigkeit auf.
Beeindruckend waren seine Vorträge zur Geschichte und zum Schicksal der Deutschen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, die er nicht nur in München, sondern auch in den Kulturzentren der Vertriebenen hielt.
Auch als kompetenter Reiseleiter zu den deutschen Kulturdenkmalen im Osten Europas war und ist er sehr gefragt.

Am 31. Dezember 2012 endete seine erfolgreiche Tätigkeit am HDO München.

Dieses reiche kulturpolitische Wirken blieb nicht ohne Ehrungen:
So erhielt er das Große Ehrenzeichen der SL (1984), den Ostdeutschen Kulturpreis für kulturelle Jugendarbeit des Bundesministeriums des Inneren (1994) und die Rudolf-Lodgman-Plakette (1999).



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