Vertretung beim Internationalen Jugendkongress 1961 bei Euratom in Brüssel

Im Rahmen der DJO-Arbeit gab es auch in Hessen immer wieder aus der SdJ stammende Führungskräfte, die als Delegierte in Kreis- und Stadtjugendringen vertreten waren. So gehörte Hubert Leitermann von Ende der fünfziger bis Anfang der sechziger Jahre dem Frankfurter Stadtjugendring an. Die routinemäßige Vertretung im Landesjugendring Hessen wurde in der Regel vom DJO-Landesgeschäftsführer in Wiesbaden wahrgenommen. Von Fall zu Fall wurden aber auch durch die Landesgeschäftsstelle andere DJO/SdJ – Mitglieder mit der Wahrnehmung von Mandaten und Aufgaben betraut.

Im Jahre 1961 wurden aufgrund einer Einladung des Bundesjugendrings über die Landesgeschäftsstelle Hessen geeignete Vertreter für einen Internationalen Jugendkongress in Brüssel gesucht. Entsandt wurde das SdJ-Mitglied Hubert Leitermann aus Frankfurt am Main, der Erfahrungen im Umgang mit anderen Jugendverbänden besaß und auch über die erforderlichen Sprachkenntnisse verfügte.

Der einwöchige Kongress stand unter dem Generalthema Europe in the World (Europa in der Welt) und fand in den Räumen des Brüsseler Euratom-Palastes statt. Veranstalter war die Euratom-Behörde gemeinsam mit der Bildungs-Kommission der damals noch bestehenden EWG. Die etwa 120 Teilnehmer waren Vertreter der Jugendverbände aus den damaligen Mitgliedsländern der EWG sowie aus anderen Ländern Europas und der Welt. Repräsentiert waren z.B. die Türkei, Indien, Pakistan und einige afrikanische Staaten mit dem Charakter von Entwicklungsländern. Die kommunistischen Staaten des damaligen Ostblocks wie die DDR, die Tschechoslowakei und Polen waren entweder nicht eingeladen oder blieben der Veranstaltung fern.

Das Programm des Kongresses bestand vor allem aus Vorträgen durch Fachleute aus dem Kreis der westeuropäischen Organisationen und anschließenden Diskussionen. Im Grundtenor ging es um die Frage, wie die Jugendverbände in den Ländern ihre internationalen Kontakte nutzen können und welche Modelle und Entwicklungshilfe die westeuropäischen Länder dabei anderen Ländern bieten können. Neben den Plenumsdiskussionen gab es Gelegenheit zum Meinungsaustausch im kleinen Kreis. Als westdeutscher Delegierter wurde man häufig mit der Frage konfrontiert, wie die staatliche Jugendarbeit in der DDR und anderen Ostblockstaaten zu beurteilen ist, die damals einigen afrikanischen Staaten als Vorbild galt. Die Situation der Vertriebenenjugend ließ sich in diesem Zusammenhang eher selten ansprechen. Bei einigen Vertretern Sozialistischer Jugendverbände -- namentlich aus Österreich -- wurde man bei diesem Thema meist mit dem Vorurteil konfrontiert, die Heimatvertriebenenverbände hätten bedenkliche Rechtstendenzen.

Beim Internationalen Jugendkongress 1961 in Brüssel wurde beschlossen, die Veranstaltungsreihe Europe in the World in loser Folge fortzusetzen. Es wurde auch in Aussicht genommen, Arbeitkreise zu bilden, die konkrete Modelle für die länderübergreifende Zusammenarbeit der Jugendverbände entwickeln sollten. Der Bundesjugendring, vertreten in Brüssel auch durch den Vorsitzenden, sagte offiziell die Unterstützung von bundesdeutscher Seite zu.



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