Entschließung zur ostpolitischen Lage

Die Hauptjugendtagung der SdJ hat die gegenwärtige ostpolitische Lage eingehend geprüft und stellt dabei einmütig fest:

  1. Da Vorschläge zum offenen Verzicht auf die deutschen Ostgebiete in letzter Zeit auf den Widerstand breitester Kreise des deutschen Volkes stießen, versuchen die Manager der öffentlichen Meinung in der Bundesrepublik Deutschland nunmehr, ihr verwerfliches Ziel auf anderem Wege zu erreichen:
    Sie bemühen sich, den offenen Verzicht in gefälligerer Verpackung preiszugeben. Es geht ihnen plötzlich sehr um Probleme wie Aktivierung der deutschen Ostpolitik oder Verbesserung der Beziehungen der Bundesrepublik zu den Oststaaten.
    Die SdJ erklärt dazu: Die deutsche Ostpolitik beruht laut mehrfachen Beschlüssen des deutschen Bundestages auf den Prinzipien des gewaltlos gewährleisteten Heimatrechtes des Menschen und des Selbstbestimmungsrechtes aller Völker. Diese Politik wurzelt in Rechtsgrundsätzen der Vereinten Nationen. Ihre Aktivierung obliegt eindeutig denjenigen Staaten, die diese Rechtsgrundsätze bis jetzt verletzten.
    Die Volksrepublik Polen und die tschechoslowakische Volksrepublik nahmen jedoch von den Menschenrechten der Vereinten Nationen durch die Herausgabe von einschlägigen Briefmarkenserien bereits Notiz.
    Die SdJ nimmt daher an, daß eine weitere, praktischere Aktivierung folgen wird, die auch zu einer Verbesserung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und den Oststaaten führen müßte.
  2. Die SdJ verwahrt sich scharf gegen die Versuche gleicher und ähnlicher kleiner Kreise, die Überwachung der Einhaltung der vom deutschen Bundestag beschlossenen deutschen Ostpolitik abwertend als Meinungsterror zu klassifizieren. In einem demokratischen Staat ist es Pflicht jedes Staatsbürgers und jeder Vereinigung, an der Kontrolle des Staatsapparates dahingehend mitzuwirken, daß er die Beschlüsse der Volksvertretung ausführt.
  3. Vollends absurd sind Behauptungen so genannter Realisten, daß die heimatpolitischen Ziele etwa des Bundes der Vertriebenen lediglich die ehrgeizigen Bestrebungen einiger Berufsflüchtlinge seien.
    Die SdJ kann dazu nur bemerken: Die Massenbeteiligung nicht nur vertriebener Deutscher an den Veranstaltungen des BdV, seiner Landsmannschaften und Landesverbände müßte gerade so genannten Realisten das Gegenteil schlagend beweisen.
    Die Vertrauensmänner der deutschen Vertriebenen sind in vielen Fällen nicht nur von Vertriebenen gewählte Mitglieder des deutschen Bundestages. Ihre Diffamierung als Berufsflüchtlinge ist daher sachlich falsch, moralisch ungeheuerlich und fällt in voller Schwere auf die Verleumder zurück.
    Die heimatpolitischen Ziele des BdV und seiner Landsmannschaften wurden und werden von allen deutschen Vertriebenen einschließlich der jungen Generation bestimmt und bejaht.
  4. MdB Prof. Dr. Carlo Sc h m i d t hatte vor einiger Zeit im Wesentlichen uninformiert und unrichtig zum Sudetenproblem öffentlich Stellung genommen. Die SdJ lud ihn daraufhin zur Disputation seiner bestrittenen Thesen ein. Professor Schmidt hat diese Einladung nicht einmal b e a n t w o r t e t.
    Er hat damit nach Meinung der SdJ zu erkennen gegeben, daß seine Thesen selbst von ihm nicht mehr verteidigt werden können.
    Die SdJ nimmt dies zur Kenntnis, bedauert jedoch gleichzeitig dieses Verhalten eines deutschen Professors und Abgeordneten.

Heiligenhof, 12. September 1959
SUDETENDEUTSCHE JUGEND
-- Hauptjugendführung --

      Ossi Böse
(Hauptjugendführer)



    Home