Ludwigstein Erklärung

      Ludwigstein, am 06.Mai 1961, der Bundesjugendtag der DJO

I.

Die Deutsche Jugend des Ostens entstand 1951 durch den freien Zusammenschluss verschiedener Gruppen Junger Deutscher aus dem mittel- und osteuropäischen Raum, die sich nach der Vertreibung aus ihrer Heimat überall in der Bundesrepublik zusammengefunden hatten. Sie hat bei ihrer Gründung an keinerlei organisatorische, konfessionelle oder politische Vorläufer angeknüpft. In den zehn Jahren Ihres Bestehens hat sie eine sechsstellige Mitgliederzahl erreicht und wächst ständig weiter.

Die Deutsche Jugend des Ostens hat ihren ursprünglichen Rahmen in der Zwischenzeit gesprengt; ihr gehören heute nicht nur junge Deutsche an, deren Eltern das Vertreibungsschicksal zu ertragen haben, sondern ebenso Jugendliche aus Mitteldeutschland; etwa ein Drittel Ihrer Mitglieder stammt aus Ländern der Bundesrepublik. Die Deutsche Jugend des Ostens ist somit der einzige deutsche Jugendverband, der das Gefüge aller deutschen Stämme organisatorisch bewusst und in lebendigen Gemeinschaften widerspiegelt. Dass sie gerade wegen der Neuartigkeit ihrer Erscheinung und ihrer Arbeit eine Notwendigkeit innerhalb der nach demokratischen und modernen Lebensformen strebenden deutschen Jugend ist, hat sie bewiesen.

II.

Die Deutsche Jugend des Ostens bemüht sich, durch ihre Arbeit in kleinen Gruppen und im Gesamtbund dreierlei zu wecken und zu festigen:

Die Deutsche Jugend des Ostens will dazu beitragen, dass die Kluft, die Kriegs- und Nachkriegszeit zwischen den Völkern Mittel- und Osteuropas und den Deutschen aufgerissen haben, nicht nur überwunden, sondern eine wirkliche und auf lange Sicht angelegte Aussöhnung herbeigeführt wird.

Die Deutsche Jugend des Ostens betrachtet es ferner als ihre Aufgabe, das Bewusstsein für die mannigfachen geistigen und sozialen Pflichten gegen über den Völkern anderer Erdteile in den ihr angehörenden jungen Menschen zu wecken und zu stärken.

III.

  1. Grundsätzlicher Richtpunkt der gesamten Arbeit der Deutschen Jugend des Ostens ist der Mensch in seiner Würde und Freiheit. Die Deutsche Jugend des Ostens bekennt sich daher rückhaltlos zu den Menschenrechten, zur Unantastbarkeit rechtmäßig erworbenen Heimatbodens, zum Selbstbestimmungsrecht und zu den Idealen und Pflichten der Demokratie.
  2. Die deutsche Jugend des Ostens lehnt daher ab:

IV.

  1. Eine der wichtigsten politischen Aufgaben der Deutschen Jugend des Ostens ist die Mitarbeit an der Wiederherstellung der Einheit Deutschlands.
  2. Für die Zukunftsregelung in Mitteleuropa fordert die Deutsche Jugend des Ostens einen Frieden, der den gleichen Völkerrechts regeln entspricht, die von den gegen Deutschland während des zweiten Weltkrieges verbündeten Mächten verkündet und in Anspruch genommen worden sind.
    Drei wichtige dieser Regeln betreffen:
    1. Das Verbot von Grenzänderungen, die nicht mit dem frei ausgedrückten Willen der von Rechts wegen ansässigen Bevölkerung übereinstimmen.
    2. Das Verbot von Deportationen und Massenvertreibungen aus kriegsbesetzten Gebieten ohne Rücksicht auf Zweck und Beweggründe.
    3. Die Wiederherstellung des Selbstbestimmungsrechtes aller Völker, denen es durch Eingriff von außen geraubt worden ist.
  3. Die Deutsche Jugend des Ostens -- und mit ihr die deutsche junge Generation der Epoche nach 1945 in ihrer Gesamtheit -- hält sich nicht zuletzt deshalb berechtigt, diese Forderung zu stellen, weil dieser Jugend das Verschulden einer vorhergegangenen Zeit, auf deren Ablauf sie keinen Einfluss hatte nehmen können, nicht entgegengehalten werden kann.

V.

Alles, was wir sagen, sprechen wir im Bewusstsein aus, durch rückhaltlose Ehrlichkeit gegen uns selbst und die Umwelt der Aufgabe gerecht zu werden, die wir uns gestellt haben:

Nicht Hindernis, sondern Brücke der Verständigung und des Friedens mit allen Völkern zu sein.


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