Die Wurzeln für den Zusammenschluss junger Sudetendeutscher nach dem II. Weltkrieg führen zurück in die Zeit um 1900 bis 1945. In den böhmischen Ländern herrschte Aufbruchstimmung. Initiatoren und Mitarbeiter der Volkstumspflege der Deutschen und des Nationalgefühls der Tschechen brachten erste Veröffentlichungen und führten verstärkt zur Gründung von Gruppen auf tschechischer und deutscher Seite. Eine große Bewegung wurde in Gang gesetzt, die eine nachhaltige Prägung in die neu gegründeten Gruppen und Bünde seit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert zur Folge hatte. Auch bei der Zusammenführung junger Sudetendeutscher nach 1945 spielten diese Überlieferungen eine große Rolle.
Am Anfang steht die Suche der heimatvertriebenen Jugend nach Halt und Stütze, nach
Geborgenheit und einer festen Bindung an eine Gemeinschaft. Viele, die die Aufgabe der Gründung
und Führung sudetendeutscher Jugendgruppen in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands
übernahmen, waren geprägt von den Entwicklungen im Volkstumskampf und von Traditionen
verschiedener Gruppen, vor allem des Sudetendeutschen Wandervogels, der Finkensteiner
Singbewegung Walter Hensels und der Sudetendeutschen Turnbewegung bzw. der Jungturnerschaft
in der 1.Tschechoslowakischen Republik (1. CSR).
Auf der Grundlage von Persönlichkeit und
Gemeinschaft, Freiheit und Bindung entwickelten sich in der sudetendeutschen Volksgruppe
Gemeinschaften junger Menschen, die maßgeblich die Arbeit der Sudetendeutschen Landsmannschaft
besonders in der Gestaltung des Gemeinschaftslebens (Veranstaltungen, Sudetendeutsche Tage) und
der Heimatpolitik beeinflusste.
Altersmäßig waren die Gründer bei Kriegsende junge Sudetendeutsche zwischen etwa 12 und 30 Jahren, von denen die Jüngsten noch kurz vor Kriegsende der Hitlerjugend (HJ) hatten beitreten müssen. Die Älteren hatten noch bis zum Militärdienst die HJ erlebt, waren aber vor allem von der bündischen Jugend und der Jungturnerschaft des Sudetendeutschen Turnverbandes geprägt.
Die Aussagen der Gründer der Sudetendeutschen Jugend (SdJ), ebenso Inhalt und Formen und der Arbeitsstil dieser Gemeinschaft im ersten Jahrzehnt des Bestehens müssen vor dem Hintergrund dieser Zeit vor dem Anschluss an das Deutsche Reich bis Februar 1939 bzw. in der Kriegszeit verstanden werden. Will man die Arbeit der Sudetendeutschen Jugend (SdJ) in das Zeitschema des 20. Jahrhunderts einordnen, kann die Situation der deutschen Volksgruppe in der damaligen Tschechoslowakischen Republik (1. CSR) nicht unberücksichtigt bleiben.
Die SdJ entwickelte sich bis weit in die 60-er Jahre zu einem an Mitgliedern starken und beachtlichen Jugendverband. Ihr demokratischer Aufbau machte sie stark gegen alle Versuche der Radikalisierung und Unterwanderung durch nationalistische Kräfte ( z. B. durch die Heimattreue Jugend ).
Damit wurde die Jugend der heimatvertriebenen sudetendeutschen Volksgruppe keine Zeitbombe und
Nährboden für Radikalismus in der noch jungen Bundesrepublik.
Die Jugendarbeit der SdJ war einer der wesentlichen Faktoren für die Überwindung der durch die
Vertreibung erlittenen Traumata und der schnellen Integration in die westdeutsche Gesellschaft.
Der Wille und die Vorbereitung zur Rückkehr in die Heimat beeinflusste auch die Arbeit und politischen Aussagen der SdJ bis in die 60-er Jahre. Das Thema Ostkunde als Wissensvermittlung über Geschichte, Wirtschaft, Kultur, Brauchtum, etc. der verlorenen Heimat bildeten neben den staatspolitischen und jugendpflegerischen Disziplinen einen Schwerpunkt ihrer Jugendarbeit.
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