Anschluss an das Deutsche Reich und Eingliederung in die Hitlerjugend

Die mit dem Anschluss an das Deutsche Reich ursprünglich zugesagte Eigenständigkeit der Sudetendeutschen Volksjugend (SVJ) war schnell zu Ende. Es erfolgte bis Februar 1939 die radikale Gleichschaltung mit der nationalsozialistischen Staatsjugend, der Hitlerjugend (HJ), auf allen Gebieten.

  Die Gleichschaltung:
Mit dem Anschluss des Sudetenlandes ging die von hohen Idealen getragene Jungturnerschaft in die Hitlerjugend (HJ) über. Der radikale Schritt von der auf Freiwilligkeit, Freiheit und Demokratie ausgerichteten Sudetendeutschen Volksjugend (SVJ) zur alles beherrschenden Zwangs-Staatsjugend, der Hitlerjugend (HJ), die Unterdrückung der engen kameradschaftlichen Bindung des Führungskreises der Jungturnerschaft durch den diktatorischen Führungsstil der Hitlerjugend (HJ ) war die bittere Konsequenz des Anschlusses . Die Arbeitsweise der Sudetendeutschen Jungturnerschaft war sehr gegensätzlich zur erzwungenen Vermassung und Gleichschaltung in der Hitlerjugend (HJ). Die Kameradschaft der Jungturnerschaft wich dem Machtstreben der Reichsjugendführung und ihrer Hierarchie, die von hohen ethischen Grundsätzen bestimmte Führerschaft der Sudetendeutschen Volksjugend (SVJ) wurden von den neuen politischen Führern in den Führungspositionen der Hitlerjugend (HJ) bekämpft. Diesen Kampf um die Macht musste der Führungskreis der Jungturnerschaft verlieren.

Wenige Wochen nach dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich übernahmen aus dem Altreich entsandte HJ-Instruktoren die Macht mit dem Ziel, die Gleichschaltung der Sudetendeutschen Volksjugend (SVJ) mit der Hitlerjugend (HJ) zu erzwingen. Die Führungsspitzen der Jungturnerschaft und Mädelschaft wurde entfernt. Der bis dahin sudetendeutsche Gebietsführer des Reichsgaues Sudeten und vormalige Führer der Sudetendeutschen Volksjugend (SVJ) Franz Krautzberger wurde abgesetzt und durch den reichsdeutschen Sonderbevollmächtigen der Reichsjugendführung Günther Prager ersetzt. Alle Mitglieder früherer sudetendeutscher Jugendbünde und Vereine mussten Mitglied der Hitlerjugend (HJ) werden.

Die Sudetendeutsche Volksjugend (SVJ) mit allen Gruppen hatte im Februar 1939 aufgehört zu bestehen.

  Die Hitlerjugend (HJ)
Das vorherige Sudetenland war nun Teil des Deutschen Reiches, ein Teil hieß nun Sudetengau, Südmähren und der Böhmerwald gehörten zum Gau Ostmark.

Alle Kinder und Jugendlichen von 10 bis 18 Jahren mussten ohne Ausnahme Mitglied der Hitlerjugend (HJ) werden. Die Jungen von 10 bis 14 Jahren bildeten des Jungvolk, die Mädchen gleichen Alters die Jungmädel . Die Burschen von 14 bis 18 Jahren waren die HJ, die Mädchen über 14 Jahren gehörten zum Bund deutscher Mädchen (BDM). Die über 18-jährigen Mädchen wurden in die Gruppen Glaube und Schönheit überführt.

Die Jungen und Burschen in der Hitlerjugend (HJ) trugen ein braunes Hemd, Halstuch mit Knoten, Koppel und Querriemen. Die Mädchen des Bundes deutscher Mädchen (BDM) trugen eine weiße Uniformbluse mit Halstuch und Knoten, einen schwarzen Rock und eine kurze braune Jacke.

Die Gleichschaltung wurde anmaßend, rücksichtslos und ganz schnell von den Führern aus dem Altreich durchgeführt. Die Säuberungen begannen. Auch die Bezeichnungen aus dem Gruppenleben wurden neu formuliert, man nannte nun: Freiwilligkeit > Dienst, Leibeserziehung > Wehrertüchtigung, wandern > marschieren, Denkweise > Weltanschauung usw.

Davon aufgeschreckt zog sich fast der gesamte Führungsring aus der Jungturnerschaft und aus der Sudetendeutschen Volksjugend (SVJ) zurück. Mehrere ehemalige Führer wurden aus fadenscheinigen Gründen abgesetzt, viele entlassen. Viele wurden grundlos der damals strafbaren Homosexualität beschuldigt und verurteilt. Die sudetendeutsche Führerschaft wurde aus Führungspositionen entfernt, ihre Stellen wurden von bewährten Mitgliedern und Führer der reichsdeutschen Hitlerjugend (HJ) ersetzt. Nahezu 300 führende Mitglieder der Jungturnerschaft und der Sudetendeutschen Volksjugend (SVJ) kamen als Gegner des Nationalsozialismus in Konzentrationslager (KZs) im Altreich, wo manche bis zum Kriegsende blieben. Es erfolgte bis März 1939 die radikale Gleichschaltung auf allen Gebieten mit der nationalsozialistischen Staatsjugend der Hitlerjugend (HJ).

Nur partiell gelang es, die Überlieferungen und Traditionen der Sudetendeutschen Jugendbewegung zu bewahren und zu pflegen. Oft wirkte noch der bündische Geist in den Gruppen der Hitlerjugend (HJ) und des Bundes deutscher Mädel (BDM) nach und gaben diesen ein menschlicheres Gesicht. Viele Jungturner trafen sich heimlich zu Heimabenden, sangen ihre Lieder, pflegten ihren Stil und versuchten ihn auch in der Hitlerjugend zu verbreiten.
Es blieb nur weniger als ein Jahr lang Zeit bis zum Kriegsbeginn.
Der Krieg rief die jungen Männer zum Militär, viele junge Mädchen übernahmen Kriegsdienst an der Heimatfront und beteiligten sich an den vielen Aufgaben, die der Krieg mit sich brachte: Lazarettbesuche, Verwundetenbetreuung, Briefe und Liebesgabenpakete an Frontsoldaten, Hilfe für Flüchtlinge und Betreuung der in der Kinderlandverschickung aus den von Bombenangriffen bedrohten Großstädte ins Sudetenland gekommenen Kinder, Leitung der Landjahreinsätze (Pflichtjahr der Mädchen) und vieles mehr.

Mit Begeisterung widmeten sich vor allem Jungmädel und Jungen den Büchsensammlungen des Winterhilfswerkes (WHW). Auch die durch die Schulen organisierten Altpapier-, Knochen- und Altmetallsammlungen wurden mit großem Einsatz der Kinder durchgeführt.

Mit dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich und der Übernahme aller sudetendeutschen Parteien und Jugendbünde in die Nationalsozialische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und Hitlerjugend (HJ) wurde der Sudetengau dem Führerhauptquartier in Berlin sowie der Reichssicherungsgruppe in Wien (Gestapo) unterstellt. Gauhauptstadt des Sudetengaues wurde Reichenberg.

  Auflösung Sudetendeutscher Institutionen
Am 15.01.1939 wurde der Deutsche Turnverband in den Sudetenländern im Zuge der Gleichschaltung aufgelöst. Henleins Werk war untergegangen. Die Ideale des Turnvaters Jahn galten nicht mehr, dafür wurden Ziele der Leibeserziehung zur Wehrertüchtigung der Teilnehmer verfolgt.
Der Reichsbund für Leibeserziehung übernahm vom Deutschen Turnverband im Sudetenland an Besitz und Liegenschaften:


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