Im Oktober 1941 gründete der Musiklehrer Fritz Stolle (1908-1988) an der Iglauer Lehrerbildungsanstalt,
den Iglauer Singkreis.
Der Chor erhielt regen Zulauf und wurde als folkloristische Gruppe zu örtlichen Auftritten,
Lazarettbesuchen und Rundfunkaufnahmen in Brünn herangezogen. Außerdem wurde die Gruppe für Kultur Tournee
Veranstaltungen in Flandern, zur Verbreitung der Iglauer Sprachkultur ausersehen.
Die überlebenden 18 bis 20 jährigen Soldaten, aus Gefangenschaft entlassen, kämpften mit ihren Familien in
der Nachkriegszeit um das Überleben.
1947 lag in Eberbach im Odenwald die Keimzelle für den Neubeginn der Iglauer Singscharleute. Sie nannten
sich fortan Iglauer Singkreis.
Im Oktober 1948 durfte Fritz Stolle das erste mal nach dem Kriege in Eberbach, wieder vor seinem Chor stehen,
proben, schimpfen, nörgeln -- und schließlich zufrieden grinsen. Die Singkreisler waren damals 18 – 28 Jahre alt,
ihr Chorleiter gerade 40 Jahre alt.
Die jungen Sänger hatten die Heimat als geographischen Lebensraum verloren, nicht aber als kulturelles Erbe,
als geistiges Band, das sie in der Chor Gemeinschaft zusammenhielt.
Das Aufeinander-Hören erhielt eine neue Dimension. Wenn Menschen einander zugetan und glücklich
über ihr Beisammensein, aufeinander hörten, und gleichzeitig ihre eigene Stimme zum Ganzen fügten, barg das
Geheimnis des unverwechselbaren Chorklang, den Zuhörer beim damaligen Singkreis bewunderten.
Von 1949 bis 2006 folgten 300 Singwochen.
1953 entstanden die Nachwuchssingwochen auf der Jugendburg Ludwigstein.
So entstand der erste Nachwuchssingkreis der spätere Iglauer Singkreis Nord den Vater Fritz Stolle
ab 1957 mit dem unterdessen herangewachsenen Sohn Wilfried (geb.1937) als Chorleiter führte.
Im Juni 1956 wurde aus praktischen Erwägungen, Fahrtkosten, von Sepp Nerad und Dr. Wilfried Stolle auf
Burg Hellenstein der Iglauer Singkreis Süd gegründet.
Der Iglauer Singkreis hat von Anfang an, an den Volkstumsabenden der Sudetendeutschen Tage mitgewirkt, das
erste Mal 1950 in Kempten, seit dieser Zeit begleitet vom Rundfunk, der diese Veranstaltungen direkt übertrug
oder sie für eine Zeitversetzte Ausstrahlung mitschnitt.
Die Volkstumsabende der Sudetendeutschen Tage, an denen wie 1961 in Köln, der Iglauer, Südmährische,
Böhmerwälder, Schönhengster, Egerländer Sing- und Spielscharen mitwirkten, sind sehr begehrte Veranstaltungen.
1983 zum Sudetendeutschen Tag in Wien, zählte man 15 000 Zuschauer in der Wiener Stadthalle.
Die Veranstaltungen wurden über die Jahre von Rolf Nitsch, Albrecht Baehr, Walli Richter und Dr. Eva Habel geführt.
Anders als in den skandinavischen Ländern, pflegten die Sudetendeutschen Spielscharen, Chorgesang und Tanz
und Spielmusiken miteinander.
Fritz Stolle schrieb 1947 - 1956 mehr als 100 vierstimmige Volksliedsätze und über 50
Volkstanzbearbeitungen für Streicher, 30 für Bläser und 30 für kleine Orchester des Süddeutschen Rundfunks. Es
galt im Bereich der Volksmusik ein kulturelles Erbe zu hüten, dessen geographische Grundlage beseitigt war, und
das auszusterben drohte.
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