Deutsche Jugend des Ostens | Mü.- Obermenzing 20.02.1964 |
Bundesführung |
Zwei Gründe sollten eigentlich Veranlassung dazu geben, den Bericht über die Jungenschaftsarbeit auf
Bundesebene etwas ausführlicher zu gestalten.
Einmal, weil seit der letzten Berichterstattung viel Zeit vergangen ist und zum anderen wäre mein
Ausscheiden aus der obersten Jungenschaftsführung ein notwendiger Anlass.
Da sich aber an der grundsätzlichen Arbeitsweise in den zweieinhalb Jahren nichts geändert hat, --
die Arbeit und die Verantwortung lag wie in den vergangenen Jahren vor allem bei den Ländern -- genügt es, in
der üblichen Kürze die Dinge aufzuzählen, an denen sich die Jungenschaften der Länder gemeinsam beteiligten.
Erwähnt muss im Rahmen eines solchen Berichtes werden, dass ich für das Jahr 1962 auf Grund meiner
Examensvorbereitungen weitgehend vom Bund beurlaubt war.
An erster Stelle sind hier die Bundeslager zu nennen.
Das Bundeslager 1961 in der Rhön war als Anfang ein Erfolg. Wenn auch die Zahl der Teilnehmer ( 220 ) in
keinem Verhältnis zu den vorhandenen Jungenschaftsgruppen im Bund stand, so machten sich die gemeinsamen
Erlebnisse in der Arbeit der darauffolgenden Zeit sehr positiv bemerkbar. Um den Anreiz zu erhöhen, war das
Lager unter ein Thema (Nibelungenlied) gestellt worden. Schon die gemeinsamen Vorbereitungen und erst recht die
Erlebnisse des Lagers selbst, erzeugten in der Jungenschaftsarbeit das erste Mal so etwas wie ein
Bundesbewusstsein.
Das zweite Bundeslager 1963 in Freudenholm / Preetz in Schleswig/Holstein stellte eine Steigerung in jeder
Beziehung dar und bewies, dass der eingeschlagene Weg richtig war. Auch hier sorgte die Themastellung
(Indianer) ein halbes Jahr vorher für Abwechslung im Gruppenalltag allein durch die Vorbereitungen und die
Gestaltung des Lagers brachte neben den Erlebnissen für den Einzelnen eine nicht zu verachtende
Öffentlichkeitswirkung.
Zwischen den beiden Bundeslagern, die in Zukunft alle 3-4 Jahre stattfinden sollen, trafen sich die
verantwortlichen Jungenschaftsführer der Länder alljährlich zu ihrem Bundesthing.
Das Bundthing 1961 in Rodholz / Rhön diente der Bundeslagervorbereitung und der Neugestaltung des
Jungenschaftsgesetzes.
1962 auf der Freusburg / Siegen beschäftigten sich die Teilnehmer vor allem mit methodisch-pädagogischen
Fragen der Jugenderziehung.
Am Bundesthing 1963 in Freudenholm schließlich wurde neu gewählt. Bundesjungenschaftsführer wurde
Felix Rauner aus Gießen.
Seine beiden gleichberechtigten Stellvertreter sind Klaus Habermann für den Nordraum und den
Südraum Dieter Hüttner.
Dazwischen kamen zweimal jährlich die Landesjungenschaftsführer zu ihrem Bundeskapitel zusammen und im
September 1962 fanden bekanntlich die Bundesspiele in Fulda statt, an denen sich die Jungenschaft mit
Mannschaften aus allen Ländern beteiligten.
Am Kohtenlager der jungen Bünde anlässlich des Meißner Treffens im Oktober 63 war die Jungenschaft mit einer ungefähr 100 Mann starken Mannschaft als bündischer Vertreter der DJO beteiligt. Auch den Beitrag über die DJO im Jahrbuch dieser jungen Bünde Bündische Jugend 1963 lieferte die Jungenschaft.
Zum Schluss sei mir erlaubt, mit einigen Sätzen, die allgemeine Situation der Jungenschaftsarbeit zu umreißen und gleichzeitig aus der Erfahrung meiner vergangenen Tätigkeit als Bundesjungenschaftsführer einige Anmerkungen und Vorschläge für die zukünftige Gestaltung der Jungenschaftsarbeit zu machen.
Zurzeit bestehen in allen Landesgruppen mit Ausnahme von Hamburg, Bremen, Berlin und der Saar mehr oder weniger stark hervortretende Jungenschaftsuntergliederungen.
Entschieden weise ich den Vorwurf zurück, die Jungenschaft hätte in ihrer Arbeit versagt und nicht die
Erwartungen erfüllt, die man in sie gesetzt hat.
Es würde zu weit führen, wollte man an dieser Stelle all die Gründe untersuchen, die die etwas fließende
Aktivität und den Rückgang der Mitgliederzahlen hervorgerufen haben. Ein Hauptgrund ist ohne Zweifel in der
ungünstigen Zeitentwicklung zu suchen, die auf die Jugendarbeit schlecht hin ihren Einfluss nimmt.
Kaum eine andere Sparte der Jugendarbeit ist so abhängig, steht und fällt mit den augenblicklich tätigen
Führer. Schneller als gewollt und oft von den übergeordneten DJO-Führern nicht erkannt wächst der
Jungenschaftsführer aus seiner Tätigkeit heraus und übernimmt umfassendere Führungsaufgaben.
Daher kommt es, dass die Jungenschaft praktisch immer wieder von vorn beginnen muss. Und diese Tatsache
vergessen all die Verantwortlichen auf den verschiedenen Ebenen, nicht zuletzt die Jungenschaftsführer
selbst.
Für die Zukunft wird es notwendig sein, vor allem die in den vergangenen Jahren etwas vernachlässigten
Proben in ihrem Wert zu heben, ihnen mehr Bedeutung bei zu messen und vor allem die Führerschulung möglichst
zentral durchzuführen.
Das Schwergewicht der Arbeit in den Jungenschaftsgruppen muss -- ich kann es nur immer wieder betonen --
auf der handwerklich-praktischen Seite und neben der Erlebnisgestaltung auf der objektiven Wissensvermittlung
liegen.
Das dringendste Anliegen jedoch ist die verstärkte Neugründung von Jungenschaftsgruppen, der wie schon
gesagt, eine entsprechende Führerschulung vorangegangen sein muss. Wer das von den verantwortlichen Führern in
der DJO ganz gleich auf welcher Ebene nicht erkennen will, und weiterhin hochgeistigen Diskussionen den
Vorrang gibt, wird in kurzer Zeit keine Berechtigung zum Diskutieren mehr haben.
Die Anleitung zum einfachen Gruppenführerhandwerk ist für unsere jungen Führer dringender notwendig, als je zuvor. Das scheinen wir, glaube ich, manchmal vergessen zu haben.
Und damit bin ich wirklich am Ende.
An dieser Stelle darf ich all den Kameraden danken, die mich in meiner Tätigkeit als Jungenschaftsführer
mit offenem Ohr, williger Zusammenarbeit und durch harte Diskussion und Auseinandersetzung
unterstützt haben.
Gleichzeitig habe ich den Wunsch, meinen Nachfolgern in gleicher Weise dienlich zu sein.
Klaus Großschmidt
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