Gedicht zum Sommerlager 1964 auf Burg Hohenberg a.d.Eger

(Verfasst am 20.09.1964, Verfasserin unbekannt)
 

Ich möchte . . .

Ich möchte noch einmal am Lagerfeuer sitzen,
noch einmal die Buben mit Wasser vollspritzen.

Ich möchte noch einmal Toni`s lustigen Gesang anhören,
noch einmal Peter und Klaus beim Umziehen stören.

Ich möchte noch einmal die zerstochene Bärbel versorgen,
noch einmal bei Erika schwarzen Zwirn ausborgen.

Ich möchte noch einmal im Gasthaus ein Cola trinken.
Noch einmal im Schlamm der Eger versinken.

Ich möchte noch einmal die alten Volkslieder singen,
noch einmal mit Doris um die Marmelade ringen.

Ich möchte noch einmal für Manfred Himbeeren pflücken,
noch einmal wandern, dass die Schuhe drücken.

Ich möchte noch einmal den Zeltstock in die Erde graben,
noch einmal mich an Grieß mit Wasser laben.

Ich möchte noch einmal am Feuer Würste braten,
noch einmal Egon bei Kreuzworträtsel beraten.

Ich möchte noch einmal Trainingshosen stopfen,
noch einmal dem Dicken auf die Finger klopfen.

Ich möchte noch einmal zum Pampasladen laufen,
noch einmal den Gang für dumm verkaufen.

Ich möchte noch einmal in die Dorfkirche gehen,
. . .

leider ist der Rest verlorenen gegangen
Verfasserin namentlich unbekannt

Dies sind Gedanken einer Teilnehmerin am Sommerlager 1964 auf der Burg Hohenberg a.d.Eger.
Sehr intensiv und exakt läuft, wie in einem Film die Erinnerung in Zeitlupe ab und reiht die einzelnen Erlebnisse wie an einer Perlenkette auf.
Man spürt auch die Traurichkeit und die Sehnsucht die in der Erinnerung „Ich möchte . . . “ stecken.
Vielleicht auch ein schriftliches Zeugnis, wie tief das Gemeinschaftsgefühl in einem Sommerlager, die Sudetendeutsche Jugend prägte.


Manfred Kees


Das Original ist als Fragment erhalten geblieben, Sie sehen es hier:

Fragment des Gedichtes

 



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