Die Sudetendeutsche Jugend in Nürnberg
Ein Gruppenmitglied berichtet

In den Gruppenstunden hatten wir viel Spaß, unter anderem beim Singen von Fahrtenliedern oder beim Einstudieren von Volkstänzen. Roland Gössl war als Gruppenführer gut, und es wurde nie langweilig.

Mit der Sudetendeutschen Jugend machten wir auch Ausfahrten und übernachteten in Jugendherbergen oder auch mal in vereinseigenen Zelten. Diese Zelte stammten wohl aus Militärbeständen, sie hatten keinen Gummiboden, die beiden Hälften wurden zusammengeknöpft. Wir brauchten sie, als unsere Gruppe einen Radausflug zum Glatzenstein machte. Bis Weißenbach war diese Tour ein Vergnügen, aber dann mussten wir die bepackten Fahrräder den steilen Wanderweg zum Glatzenstein hinauf schieben.

In der Nähe des Gipfels stellten wir dann fünf Zelte auf, drei 2-Mann-Zelte Marke Militär und zwei komfortablere aus privaten Beständen, mit Gummiboden, je ein 2-Mann- und ein 3-Mann-Zelt. In eines der winzigen Militärzelte drängten sich drei Jungs. Das ging nur, indem man aus den vierteiligen Zeltstäben jeweils ein Teil wegließ und dadurch das Zelt zwar noch niedriger, aber auch breiter wurde.

Vom Glatzenstein-Zeltlager aus machten wir auch Wanderungen. In den Wirtshäusern von Kersbach und Schnaittach wurde zünftig gezecht. Weil uns der Sauerbraten im Kersbacher Wirtshaus so gut schmeckte, bestellten fast alle noch eine zweite Portion, die ganz Gefräßigen sogar eine dritte. Ich schätze, eine Gruppe von Gästen mit so einem guten Appetit hat der Wirt seitdem dort nicht mehr gesehen. Unsere leeren Limoflaschen stellten wir in der Tischmitte zu einer Reihe so auf, dass es wie ein Zaun aussah.

Wir erlebten auch eine Nachtwanderung nach Schnaittach. So etwas ist interessant, aber man muss die Gegend schon sehr gut kennen, wenn man eine Gruppe führen will. Roland Gössl verlief sich zum Glück nicht. In Schnaittach kehrten wir fröhlich in der Bahnhofsgaststätte ein. Dort gab‘s auch eine Musikbox, aber leider durften wir nicht tanzen, der Wirt erlaubte es nicht.

Ein anderer Ausflug mit der SdJ ging, ebenfalls mit den Fahrrädern, zur Jugendherberge nach Rudolfshof. Sie lag in der Nähe der Bitterbachschlucht. Diese Jugendherberge und auch die in Utzmannsbach gibt‘s leider nicht mehr.

Wir hatten in Rudolfshof viel Spaß. Am Morgen schlug jemand vor, dass wir doch etwas Frühsport, einen Dauerlauf, machen könnten. Alle Jungs machten mit, nicht aber die Mädchen. Als wir dann zurückkamen und uns nach dem Duschen anziehen wollten, gab es Probleme. Die Mädchen hatten, um uns zu necken, die Ärmel der Hemden zugenäht.

Mit zwei VW-Bussen sind wir nach Hohenberg an der bayrisch-böhmischen Grenze gefahren. Ilse Patsch, die heute in den USA lebt, fuhr den Bus aus dem Fahrschul-Fuhrpark ihres Vaters. Roland hatte einen 9-Sitzer-Bully gemietet.

Mitten in der Faschingszeit brannte das Gebäude des ehemaligen Ringkaufhauses ab und viele der dort arbeiteten Menschen verbrannten oder sprangen in den Tod. Wegen der Brandkatastrophe wurden alle Faschingsveranstaltungen abgesagt. Wir, die Sudetenjugend, trafen uns privat. Einer von uns organisierte das Treffen draußen in Eibach. Ein anderer übernahm die Aufgabe die Leute einzuladen, die über das ganze Stadtgebiet verstreut wohnten. Ein Moped des Modells Quickly machte es möglich, dass von Schwaig bis Gebersdorf alle wußten, wo und wann wir zusammenkommen.

Nachdem es dann spät geworden war, bot der Eibacher Gastgeber an, uns nach Hause, bzw. zur Straßenbahn zu fahren, mit dem Auto von Roland Gössl, einem DKW Junior, sonst hatte keiner ein Auto.

Das ist nur ein kleiner Beitrag. Richard und Ilse Guckenberger (früher Hanel) waren dabei und wurden später ein Paar. Danke für die schöne Zeit!



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