Winterlagerlager 1956 / 57
SdJ Oberbayern

Auf der Kleinmoseralm bei Walchsee in Tirol

Die Jugendzeitschrift "DER PFEIL" berichtete:

Auf der Kleinmoseralm, Foto: Schnief

Schnee war Mangelware in Tirol

Oberbayern ist das Wintersport - Paradies Deutschlands.
Deshalb fand das Winterlager der Sudetendeutschen Jugend Oberbayerns in Tirol statt. Denn das Paradies ist teuer.
Auf der Kleinmoser – Alm bei Walchsee hatte sich die Innung am zweiten Weihnachtsfeiertag zusammengefunden.

Während des Aufstieges gingen die Gedanken zwangsläufig ein Jahr zurück, als auf einem gegenüberliegenden Hang die Hitscher-Alm sichtbar wurde, Schauplatz des letzten Winterlagers. Diesmal lag sie inmitten einer braungrünen Fläche, weil Schnee Mangelware war.

Dank der Kunst unseres Landesorganisationstalentes brauchten wir nicht auf Luftmatratzen zu schlafen, sondern konnten mit einer dünnen Lage Stroh vorlieb nehmen.
Doch alle Unzulänglichkeiten konnten uns nichts anhaben, weil in kameradschaftlicher Gemeinschaft weder Lagerkomfort noch gute Schneeverhältnisse Voraussetzung eines schönen Lagererlebnisses sind. Ja selbst die als notwendiges Übel sonst betrachteten Arbeiten wurden freudig verrichtet.

Es gab zwei weltanschauliche auseinander strebende Parteien: der Frühaufsteher und die der Langschläfer. Immer dann, wenn sich Menschen nicht einigen können, greifen sie zur rohen Gewalt. Dabei unterlagen die Langschläfer, denn sie wurden zumindest wach. Fanatiker wuschen sich am Bach, wo sie angeblich erst die Eisdecke aufhacken mussten.

Weil das Brot rationiert war, begann schon beim Frühstück ein Wettessen. Die Verfressensten gewannen immer.

Während die Mädchen in der Küche züchtig walteten, einige Mannsbilder im Wald Holz holten, stiegen die Lebensmüden ins Tal, um neue Vorräte heranzuschleppen. Lebensmüde schienen sie deshalb zu sein, weil sie, um zehn Minuten Umweg zu sparen, den zugefrorenen Walchsee überquerten. Man brauchte schon mittelgute Nerven, um das immer wiederkehrende Knacken und Krachen unter den Füßen auf die Dauer zu ertragen. Mehrere große Spalten teilten die Eisfläche, und aus ihnen trat knöcheltief das Wasser. Aber das alles konnte einen Seemann nicht erschüttern, und passiert ist auch nichts.

Auf dem Gipfel des Heubergs, den wir gestürmt hatten, gab es ein derartiges Gedränge, dass keine Stecknadel zu Boden fallen konnte.

Zum Silvesterabfahrts- und Sprunglauf gab es heiße Kämpfe und harte Stürze. Der Abend musste den noch nie da gewesenen Lagerzirkus bringen, und in der späteren Nacht standen wir auf einem Berggipfel, um den Anbruch des neuen Jahres zu erwarten.
Von vielen Bergen leuchteten Feuer, aus den Tälern dröhnten Böllerschüsse und brachen sich hundertfach in den Felswänden.
 



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