Arbeitsbehelf für Freizeitleiter und Helfer

Textunterlagen aus der Anfangszeit der SdJ sind, soweit sie überhaupt noch gefunden werden, meist in einem sehr schlechten, oft fast unlesbaren Zustand. So auch das uns vorliegende Exemplar des "Arbeitsbehelf für Freizeitleiter und Helfer".
Daher sehen Sie im Folgenden neben dem Original (links) eine mühsam erstellte Reproduktion des selben (rechts).

 

Original-Seite-01

 

J u g e n d l e i t e r s c h u l e
„D e r   H e i l i g e n h o f“
Bad   Kissingen


 

Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben!
Schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben!

 


Ein Arbeitsbehelf für Freizeitleiter und Helfer.

Inhalt: Plan einer 4-Wochenfreizeit - Materialhinweise - Tagesplan – Was ist im Tageslauf zu beachten? - Besondere Tage in der Freizeit: Der Sonntag - Geburtstage – das Kinder- und Sportfest – Sprüche und Lieder für den Tageslauf – Spiele fürs Kinderfest - Heimatkunde – Aus der Jugendarbeit der SdJ.

 

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Heiligenhof,1.Juni 1956

Liebe Kameradinnen und Kameraden!

Ihr habt Euch bereit erklärt, bei einer unserer sudetendeutschen Kinderfreizeiten als Leiter oder Lagerhelfer mitzuwirken. Weil wir aus der Erfahrung der vergangenen 3 Jahre einiges gelernt haben, möchte ich Euch diese Erfahrungen in Form kurzer Aufzeichnungen mitteilen und Euch damit Euere Arbeit erleichtern. Es hat sich immer wieder gezeigt, daß nicht der gute Wille allein genügt, sondern eine gründ1iche Vorbereitung vorausgehen muss, wenn die Freizeiten zu dem Erfolg werden sollen, den wir uns davon versprechen.

Der 4-Wochenplan in diesem Heft ist auf den Idealfall zugeschnitten und absichtlich etwas höher gegriffen, um wenigstens einen Teil zu erreichen. Es wird an der Betreuergemeinschaft einer Freizeit liegen das Bestmöglichste aus den 4 Wochen, die zur Verfügung stehen, zu machen.

Es ist unmöglich, sämtliches Material für die angegebenen Themen hier aufzuschreiben, es ist ja auch noch einige Zeit, um selbst Material, Lesestoff usw. zu sammeln. In den SL - Büchereien, Kreisjugendring und SdJ - Gruppenbüchereien findet sich sicher manches brauchbare Buch. Eine kleine Handbücherei soll jedem Freizeitleiter zur Verfügung gestellt werden.

Zwei Grundgedanken bestimmen unsere Freizeiten:

  1. Die uns anvertrauten Kinder sollen sich erholen, deshalb:
    1. ordentliche Tageseinteilung, genügend Ruhezeiten
    2. vernünftige Leibeserziehung
    3. gesunde Ernährung
  2. Die Kinder sollen in unsere sudetendeutsche Jugendgemeinschaft geführt werden, desha1b:
    1. Fragen der SdJ erörtern
    2. heimatpolitische Themen einbauen
    3. Erlebnis der Gemeinschaft vermitteln.

Als Jugendführer haben wir in unseren Gruppen sehr deutlich die positive Wirkung der Freizeiten feststellen können, wir wollen also diese Gelegenheit so weit es nur irgend möglich ist nützen und mit der nötigen Freude und Begeisterung aber auch sehr gründlich vorbereitet an die Arbeit gehen.

Recht schöne Sommerwochen wünscht Euch
 
Euere Gretl Hajek
 
Bad Kissingen „Der Heiligenhof“.

 

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Rahmenplan einer 4 - Wochen - Freizeit für sudetendeutsche Kinder.


Was soll erreicht werden:

1. Woche:
Gesundheitspflege: Ordentliches Waschen, Zähneputzen, Kämmen.
Einhalten der Nacht- und Mittagsruhe
Schlafen nur in Nachtkleidung, Fingernägel!
Leibeserziehung: Freiwillige Ordnung während der Turnstunden
Feststellen von Fuß- und Haltungsschäden und entsprechende Übungen dagegen.
Laufen, werfen, springen.
Schwimmen: Wassergewöhnungs-übungen
Allgemeines Benehmen: Ordnung in den Zimmern und Spinden
Gute Tischsitten
Guter Ton untereinander
Singen: 10 neue Lieder (Tageszeitenlieder)
Heimatkunde: Jeder steckt auf der Karte 2 Fähnchen. Ein rotes auf den Herkunftsort, ein blaues auf den jetzigen Wohnort.
Jeder versucht aus seiner Heimat etwas zu erzählen.
Jugendarbeit: Was ist und was will die sudetendeutsche Jugend?
2. Woche:
Gesundheitspflege: Haut- und Körperpflege, Atemübungen,
Wäschewechsel.
Leibeserziehung: Wettspiele, Fahrtenspiele (Fairneß im Spiel)
Schwimmen: Einteilen in Gruppen je nach Können,
Nichtschwimmer: Grundkenntnisse vermitteln.
Allgemeines Benehmen: Wie ziehen wir uns an?
Wie decken wir den Tisch?
Singen: 10 neue Lieder (Wander- Fahrtenlieder.)
Heimatkunde: Das Sudetenland und seine Landschaften
(Geographie, Brauchtum, Sagen)
Jugendarbeit: Unsere Fahne, das Wappen der SL
Was ist und will die DJO?
3. Woche:
Gesundheitspflege: 1.Hilfe; Wie benehme ich mich bei Unfällen?
Leibeserziehung: Vorbereitungen für ein Sportfest
Mädel: Ballgymnastik
Allgemeines Benehmen: Wir lesen und sprechen aus dem Buch „Der Musterknabe“ und aus „Bitte so“ (Mädchen)
Singen: 10 neue Lieder: Feierlieder, Jungen-, Mädellieder.
Heimatkunde: Begriffsklärungen: Wo verläuft die Grenze zum Sudetenland,
Zonengrenze – Oder-Neisselinie – Südtirol - Nordschleswig - Saarland
Jugendarbeit: Jungenschaftsarbeit,
Mädelarbeit in der SdJ

 

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4. Woche:
Gesundheitspflege: Wie sollen wir leben um gesund zu bleiben?
Leibeserziehung: Sportfest, verbunden mit Kinderfest
Allgemeines Benehmen: Quiz über Anstandsfragen
Singen: Singwettstreit Jungen - Mädel, oder der Stuben.
Heimatkunde: Heimatquiz
Jugendarbeit: Technische Hinweise: Wo ist euere zuständige SdJ Gruppe-, Kreis-, Landesführung. (Jahrweiser der SL)


Ärztliche Betreuung

Möglichst am 2.Tag sind die Kinder zu wiegen und zu messen und ärztlich zu untersuchen.
Es ist schon vorgekommen, daß Schäden, die bereits von zu Hause mitgebracht wurden (Narben usw.) der Freizeit angelastet wurden.
Gewichtskontrolle möglichst zu Beginn jeder Woche wiederholen.


Bücher für den Freizeitleiter und seine Helfer:

Liederbücher: Der Silberne Pfeil (2,3o), Der Kilometerstein (3,6o), Sudetendeutsche Liederhefte 1,2,3 (je 50 Pfg.)
Für Spiel und Sport: Mädelspiele I (2,- DM) Tummelspiele (2,9o)
Für naturkundliche Wanderungen: Das Waldläuferhandbuch l u. 2 (je 4,8o)
Für Feiern: Folge der Spur (1,8o)
Für Heimatkunde: 100 Heimatsagen v. Rotter (4,8o), Der Stilzl v. Watzlik, Sudetendeutscher Sagenborn, Rübezahl v. Olga Brauner.
Eine Fritsch-Deutschlandkarte, eine Karte vom Sudetenland aus dem Atlas.
Allgemeine Literatur: Der Musterknabe (5,-), Bitte so (6,5o) Grimm - Märchen.

Alle angegebenen Bücher sind zu haben bei: Unser Bücherdienst‚ Stuttgart Charlottenplatz 17

Sportgeräte für die Freizeit:
Handbälle‚ Medizinbälle‚ Federballspiele‚ Tennisringe‚ Gymnastikbälle, Sprungseile‚ Schlagbälle Stoppuhr, Meßband.

Beschäftigungsmaterial:
Farbstifte, Zeichenpapier, (Bastelmaterial nach Bedarf)
Spiele: Wanderfahrt durchs Sudetenland, Mikado, Quartettspiele‚ Würfelspiele.
Knetmasse (Ton oder Plastellin). Naturmaterial: Zapfen, Binsen, Rinde usw.

(Es ist gut, wenn sich die Freizeitleiter jetzt schon um diese Dinge umsehen. Oft gibt es in Druckereien Papierabfälle, in anderen Fabriken Lederreste oder ähnliche Dinge, die man gut brauchen kann)

 

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Der Tagesplan einer Freizeit


7.00 Uhr: Wecken, 5 Min. Morgenturnen,
Waschen,
Bettenbauen
8.00 Uhr: Tagesbeginn an der Fahne oder im Kreis
8.15 Uhr: Frühstück
8.45 Uhr–10.00 Uhr: Ordnungsdienste
10.00 Uhr–12.00 Uhr: Beschäftigung
12.15 Uhr: Mittagessen,
Büchertausch
13.00 Uhr-15.00 Uhr: Mittagsruhe
15.30 Uhr: Kaffeetrinken
15.45 Uhr-18.00 Uhr: Beschäftigung
18.30 Uhr: Abendessen
19.00 Uhr-20.00 Uhr: Abendgestaltung
20.00 Uhr: Tagesabschluß,
Waschen
21.00 Uhr Nachtruhe.

Die feststehenden Zeiten sind bis zum letzten Tag konsequent einzuhalten. Regelmäßigkeit und Ordnung gewährleisten zu einem großen Teil die Erholung. Die Mittagsruhe kann event. an nicht zu heißen Tagen um 1/2 Std. gekürzt werden. An heißen Tagen haben die Kinder mehr davon, wenn sie bei weit geöffneten Fenstern während der Mittagshitze bis 15.00 Uhr ruhen.

Unter "Beschäftigung" verstehen wir je nach Wetter: Leibeserziehung, Baden, wandern, singen, spielen, basteln, Heimatkunde, Schreibstunde usw.

Der Tagesplan wird jeweils für den nächsten Tag am Abend aufgehängt, sodaß sich die Kinder früh orientieren können, was alles los ist. Ebenso der Ämterplan.

Schreibstunde ist an 2 Nachmittagen der Woche. Wir sind übereingekommen, die Post nicht zu kontrollieren, wollen aber die Kinder am 1. Tag, wenn sie das erstemal nach Hause schreiben aufmerksam machen, welche „Nachrichten“ die Eltern beunruhigen können (... „das Essen ist furchtbar“ wenn es einmal nicht das Leibgericht gibt, ... „die Kinder sind soo böse zu mir“ wenn einmal gestritten wird usw.). Ein diesbezügliches Rundschreiben an die Eltern wird mit der ersten Kinderpost von der Freizeitleitung mitgeschickt.

Das Taschengeld der Kinder nehmen wir in Verwahrung und zwar kommt es in einen Umschlag mit Namen und Betrag. Der nach Bedarf ausgezahlte Betrag wird auf dem Umschlag mit Datum abgeschrieben. Es kann dann nicht passieren, daß immer wieder etwas „gestohlen“ in Wirklichkeit verschlampt wird.

Die täg1iche Sanitätsstunde ist unumgänglich. Am günstigsten werden die „Patienten“ nach dem Frühstück und nach dem Waschen am Abend verarztet. Der Sanikasten ist sauber und verschlossen zu halten. Alte Pflaster und Verbände werden sofort beseitigt. Erstes Gebot: Sauberkeit ! ! !

 

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Das Freizeit - Tagebuch
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Wir wollen in diesem Jahr erstmalig in jeder Freizeit ein Tagebuch führen. Jeden Tag trägt ein anderes Kind den Tagesablauf in netter Form ein. Die Ausgestaltung bleibt den Betreuern, bzw. den Kindern überlassen. Wer hat wohl die nettesten Ideen? Einige Tips: Scherenschnitte, lustige Gedichte, Zeichnungen, Fotos, gepreßte Pf1anzen. Und wer arbeitet einen netten Einband?


Am schwarzen Brett:

Tagesplan
 
Montag
7.00 Wecken
Morgenturnen
8.00 Fahne
Frühstück
Ordnungsdienste
10.00 Singen
10.40 Spiel auf dem Platz 2
12.15 Essen
13.00 Bücherausgabe
13.15 Mittagsruhe
15.00 Kaffee
16.00 Spaziergang zum Weiher
18.30 Abendessen
19.30 Wir lesen vor
21.00 Bettruhe
Ämterplan
 
  Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag
Küche Liesl
Fritz
Ursel
Hanne
Gretl
Peter
   
Tisch Inge
Hans
Christa
Maxi
   
Stuben Klaus
Walli
Traudel
Eva
Karli
Günther
   
Waschraum Sepp
Rotraud
Gustl
Anni
   
Tagebuch Heinz Annelies    
 
ACHTUNG!     SAMSTAG 14 Uhr
GROSSES KINDERFEST !
PROGRAMM: Singwettstreit
  Kasperl- und Märchenspiel
  Lagerzirkus
  Sackhüpfen
  Topfschlagen
  Eierlaufen
 
KOMMT ALLE, ES WIRD
SEHR SCHÖN
DIE FESTLEITUNG

 

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Zum Tagesablauf:


Das Wecken geschieht nicht mit Trillerpfeife, sondern mit einem fröh1ichen „Guten Morgen“ von Zimmer zu Zimmer. Es ist auch nett, wenn abwechselnd die Stuben mit einem Lied wecken. Bis zum Wecken ist absolute Ruhe!

Das Morgenturnen ist kein Leistungssport. Die Kinder legen am Abend die Turnsachen zurecht und sind 10 Minuten nach dem Wecken fertig. Wir laufen zum Kreis, atmen fest durch und bewegen Arme und Beine (Schwingen, kreisen, leichtes Hüpfen). Nicht länger als 5 Minuten, dann geht es gleich zum

Waschen. Wenn im Waschraum wenig Platz ist, wird eingeteilt, welche Zimmer zuerst waschen und nachher Betten bauen und umgedreht. Auf keinen Fall wird vor dem Waschen angezogen! Beim Waschen ist einer von den Betreuern dabei. Wir achten darauf, daß in der Früh zumindest alle den Oberkörper waschen, am Abend wird ganz gewaschen. Dabei kommen erst die Kleinen, dann die Großen in den Waschraum.

Der Tagesbeginn an der Fahne oder im Kreis muß nicht unbedingt heroisch verlaufen. Wir singen ein Morgenlied, lesen ein Gedicht oder einen verständlichen Spruch und grüßen beim Fahneaufziehen die Heimat. Dann wünschen wir uns „guten Morgen“.

Die Mahlzeiten beginnen wir gemeinsam, wenn alle Kinder etwas zu essen haben. Wir stehen auf, fassen uns tischweise bei den Händen und sagen einen Tischspruch. Dann muß nicht unbedingt jeden Tag „Guuuten Hunger“ oder „Alle Mann ---rrran“ gebrüllt werden. Ein ruhiges „Mahlzeit“ tut es auch. Bei jedem Tisch sitzt möglichst ein Betreuer und achtet, daß ordentlich gegessen wird. Über gute Tischsitten wird man in den ersten Tagen einmal ein Wort verlieren müssen. Grundsatz: Was man auf den Teller genommen hat, wird aufgegessen. Wir zwingen die Kinder nicht nachzunehmen oder besonders viel zu essen, besonders in den ersten Tagen, wenn sie sich umstellen müssen. Wenn aber einer „etwas nicht essen kann“ muß er eben verzichten. Extrawürste werden nicht gebraten. Die „Fresser aus Sport“ müssen wir auch beobachten. Es gibt auch unter Kindern große Egoisten!

Wir achten, daß der Tischdienst die Tische sorgfältig deckt, auch nachher sauber abwischt.

Die Ordnungsdienste: also Stuben und Spindordnung, Waschraumdienst, Tisch- und Küchendienst sind gewissenhaft durchzuführen. Jeden Tag kontrollieren, ob es geschehen ist. Sorgt für ordentliches Handwerkszeug! Wenn kein Besen da ist, können die Stuben nicht sauber sein. Wenn keine Bürste und kein Ata im Waschraum ist, müssen die Becken Schmutzränder haben, wenn keine Haartüten dort hängen, fliegen die Haare in der Gegend herum.
Achtung: Die Ordnungsdienste, einschl. Küchendienste sind keine Strafe. Wenn wir einen Störenfried „zur Strafe“ Geschirrwaschen schicken, wird sich der Küchendienst immer „bestraft“ vorkommen. Wir wollen die Kinder dazu erziehen, daß sie gern für ihre Kameraden eine Arbeit verrichten. Die Dienste werden so eingeteilt, daß jeder reihum zu jedem Dienst einmal drankommt.

Die Beschäftigung am Vormittag wird nach Möglichkeit in Gruppen durchgeführt. Dabei tun alle Kinder mit. Es gibt immer welche, die sich gern absondern und lieber den ganzen Tag auf den Betten herumliegen möchten. Streng darauf achten!

 

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Von 11.30 Uhr bis 12.00 Uhr sind die Kinder ruhig zu beschäftigen. Abgehetzt bekommt ihnen das Essen nicht. Bei schönem Wetter sind wir immer im Freien!

Die Mittagsruhe ist ein schwieriges Kapitel, weil Kinder in dem Alter nicht daran gewöhnt sind. Wenn dabei laut geredet wird oder gar Polsterschlachten vollführt werden, hat sie ihren Zweck nicht erfüllt. Enge Kleidungsstücke (Mädchen Kleider und Strümpfe, Jungen Hosen und Strümpfe) sind abzulegen. Die Kinder dürfen während der Mittagsruhe lesen, dabei herrscht aber unbedingte Ruhe! Das geht nur, wenn die Betreuer abwechselnd „Wache“ halten, die Schlafraumtüren offen sind, sodaß Störenfriede gleich gesehen und gehört werden können. Dann aber auch durchgreifen und den Betreffenden ohne Buch auf einen Stuhl auf dem Gang sitzen lassen. Das wird ihm bald langweilig.

Die Nachmittagsbeschäftigung ist mehr freier Natur. Dabei sind die Betreuer stille Beobachter und die Kinder dürfen auch mal das tun, was sie gern möchten, Spielen in Gruppen, Beerensuchen, usw.

Die gemeinsame Stunde am Abend sollte immer etwas vorbereitet sein. Dabei können wir ein Buch in Fortsetzungen lesen, Gesellschaftsspiele spielen, Sagen und. Märchen erzählen und singen.

Der Tagesabschluß ist wie der Tagesbeginn, nur sagen wir uns dabei „Gute Nacht“.

Die Postverteilung ist ein wichtiger Augenblick am Tage. Wir legen sie am besten nach einer Mahlzeit, wenn die Kinder noch bei Tisch sitzen. Ab und zu spielen wir dabei „raten“‚ das macht ihnen besonderen Spaß: „Wer bekommt einen Brief von der Hausnr. 217?“ oder „Wer erwartet Post aus R.“? Usw. Von Päckchen mit süßem Inhalt sollen möglichst die Stubenkameraden etwas davon bekommen.

Wettbewerbe in der Freizeit als unsere Helfer.
Es ist eine große Hilfe, wenn man sich den Drang der Kinder in diesem Alter „die Kräfte zu messen“ zu Nutze macht und für die Dauer der Freizeit einen Punktwettbewerb laufen läßt. Am schwarzen Brett wird die Punktliste angebracht, darauf haben alle Zimmer eine Rubrik. Bewertet wird: Die Stube, die zuerst in der Früh angetreten ist (1 P.) Die Stube, die am ordentlichsten die Betten gebaut und aufgeräumt hat (1 P.). Die Stube, die nach der Nachtruhe nicht mehr gestört hat (1 P.) usw. usw. Am Schluß der Freizeit wird zusammengezählt und die beste Stube herausgestel1t. Vielleicht kann man jedem eine Tafel Schokolade oder ein kleines Buch, je nach Finanzlage geben. Nicht der Wert des Geschenkes entscheidet, sondern die Art, wie man die „Sieger“ herausstellt.

Zeichenwettbewerb eine herrliche Beschäftigung für einen Regentag! Jeder erhält ein Blatt Papier und zeichnet nach einem angegebenen Thema oder frei. Die Zeichnungen werden vom Leiter nummeriert und einige Tage zur Ansicht ausgehängt. Dann dürfen die Kinder in „geheimer Wahl“ die besten Zeichnungen selbst wählen. Jeder erhält einen abgestempelten Zettel und schreibt die Nummer der Zeichnung drauf, die ihm am besten gefallen hat. Das Ergebnis wird dann bekannt gegeben, die drei besten erhalten einen kleinen Preis.
Ähnliche Wettbewerbe kann man auch mit Knetmasse veranstalten oder die Jungen im Schiffchenschnitzen. Wer hat das schönste?

Besondere Tage in der Freizeit müssen beachtet werden. Der Sonntag unterscheidet sich von den Werktagen. Wir ziehen uns „manierlich“ an, geben Gelegenheit zum Besuch der Gottesdienste - ein Betreuer geht mit -, der Tagesbeginn ist etwas feierlicher als sonst, vielleicht mit einer kleinen Flötenmusik?
Geburtstage wollen wir nicht übersehen. Am Morgen steht ein kleines Licht auf dem Blumengeschmückten Platz des Geburtstagskindes und wir alle singen ein Geburtstagslied und gratulieren.
Kinderfest und Sportfest sind Höhepunkte der Freizeit.

 

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F ü r   d e n   T a g e s b e g i n n


Lieder: Wenn ich morgens früh aufsteh - Eijo wacht auf - Wenn die Sonn durchs Fenster lacht – Im Wald ist schon der helle Tag - Es tagt der Sonne Morgenstrahl - So fröhlich, wie der Morgenwind - Und die Morgenfrühe - Von allen blauen Hügeln - u.a.m.

Sprüche und Gedichte:

Wir sind jung, die Welt ist offen, o du weite, schöne Welt!
Unsre Sehnsucht, unser Hoffen zieht hinaus in Wald und Feld.
Bruder, laß den Kopf nicht hängen, kannst ja nicht die Sterne sehn.
Aufwärts blicken, vorwärts drängen!
Wir sind jung, und das ist schön!         (Jürgen Brand)

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Ein Tag ist neu erstanden, die Sonne steigt ins Blau,
ihr Gold liegt auf den Landen und glitzert im Tropfen Tau.
Trutz, Leben! Komm ich bin bereit zu Fahrt und Fest zu Wehr u. Streit!
Mein Aug´ ist klar und hell mein Sinn, ich freu mich, daß ich bin!

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Steht auf ihr lieben Kinderlein! Die Sonne kommt mit hellem Schein,
beginnt am Himmel ihren Lauf und weckt die kleinen Kinder auf.

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Steht auf ihr lieben Kinderlein! Der Morgenstern mit hellem Schein
läßt sich sehn frei gleich wie ein Held
und leuchtet in die ganze Welt.
Sei uns willkomm du lieber Tag! Vor dir die Nacht nicht bleiben mag.
Leucht uns in unsre Herzen fein mit deinem himmelischen Schein.         (Volkslied)

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Verschwunden ist die finstre Nacht,
die Lerche schlägt, der Tag erwacht,
die Sonne kommt mit Prangen am Himmel aufgegangen.
Sie scheint in Königs Prunkgemach, sie scheinet durch des Bettlers Dach
und was in Nacht verborgen war
das macht sie kund und offenbar.         (Schiller)

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Herr, gib uns helle Augen, die Schönheit der Welt zu sehn!
Herr gib uns feine Ohren, dein Rufen zu verstehn,
und weiche, linde Hände für unserer Brüder Leid
und klingende Glockenworte für unsre wirre Zeit!
Herr gib uns rasche Füße nach unsrer Arbeitsstatt –
und eine stille Seele, die einen Frieden hat.         (Frieda Jung)

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Lobet der Berge leuchtende Firne, rauschenden Wald und. blinkenden Born.
Lobet das Meer im Glanz der Gestirne, lobet die Traube, das Erz und das Korn.
Lobet der Städte schimmernde Bauten, rauchende Essen und ragenden Dom.
Lobet der Felder fruchtbare Rauten, Bauern am Pflug und Schiffe im Strom.
Lobet das Land darüber wir schreiten, hoch zu den Sternen die Stirne gewandt,
Lobt es in alle Ewigkeiten, Deutschland, du unserer Mütter Land.

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Du liebe, liebe Sonne bescheine mich,
laß Gutes in mir wachsen, das bitte ich dich.
Gott hat dich angewiesen, du darfst nicht ruhn.
Du mußt nach seinem Willen nun immer tun.
Du liebe, liebe Sonne, Gott ist wohl gut.
Bescheine mich, mach wachsen meinen kleinen Mut.         (Herrmann Claudius)

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F ü r   d e n   T a g e s a b s c h l u ß


Lieder: O du stille Zeit – Der Mond ist aufgegangen - Kein schöner Land – Gute Nacht Kameraden - Laßt uns all nach Hause gehen - Die Sonne sagt am Walde u.a.m.

Sprüche und Gedichte:

Die Sonne sieht durchs Wolkentor und sagt uns gute Nacht.
Am Himmel zieht der Mond empor und hält für uns die Wacht.
Die Sterne sind ihm beigesellt und ziehen ihren Kreis.
Sie funkeln hell in nächt´ge Welt, begleiten seine Reis‘.
Der Wind geht auch zur Abendruh, bewegt die Bäume kaum,
Schließ nun die müden Augen zu! Sandmännchen bringt den Traum.

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Viel Sterne gloriieren, ich habe sie wohl gern,
am liebsten aber habe ich den Abend und Morgenstern.
Wenn ich den Acker pflüge, des morgens in der Fruh
kommt er schon vor der Sonne und schaut mir freundlich zu.
Und kehr ich abends müde dorfeinwärts und nach Haus,
dann schaut er über den Hügeln schon lange nach mir aus.
Viel Sterne gloriieren, ich habe sie wohl gern,
am liebsten aber hab ich den Morgen- und Abendstern.

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Eh ich mich niederlege, vom Tage müd gemacht, schau ich noch einmal
gerne auf in die dunkle Nacht. Die Sterne ziehen stille die ewgen
Bahnen hin. Und nur der ewge Wille weiß um ihren Sinn. - Und rings das
tiefe Schweigen gibt meinem Herzen Ruh. Ich seh den Mond auch steigen
und wink ihm freundlich zu. Und geh in meine Kammer und lösch die
Kerze aus. Und bin mit Mond und Sternen im großen Vaterhaus.         (H. Claudius)

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Die Welt sucht ihren Frieden, die Nacht ist nicht mehr fern.
Nun ist uns Ruh beschieden, schon grüßt der erste Stern.
So weichen Müh und Sorgen, die uns der Tag gebracht
und wir ruhn bis zum Morgen in Gottes Gnad und Macht.         (W. Gneist).

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Nun schlafen auch die Wälder weit, der Wind singt leis im Baum;
er spricht von Liebe, Glück und Leid, von Tag und fernem Traum.
Ein erster Stern ist aufgewacht; in Güte strahlt sein Licht.
Das dunkle Land gehört der Nacht, die alle Hast zerbricht.
So schließt sich still der große Kreis, der Tag und Nacht umschlingt.
Die Nacht erinnert uns ganz leis an das, was in uns klingt.         (S. Köhler)

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Nun brennt der Mond. geruhig über die Wälder hinaus
und legt die funkelnde Heimat wie einen Kronschatz aus.
Des Dorfes weiße Mauern die Firste silbergesäumt, und silbrige Ährenwipfel - gedämpft der Brunnen träumt.
Ein letztes Einödglöcklein zagt fernwo und verhallt.
Vergessene Schwedenschanzen umschlummert der schwarze Wald.
Heimat, du meine Erde, du muttereinziger Ort!
Heimat, du wundervolles du starkes gutes Wort.         (Watzlik)

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Die weiten Wälder schlafen schon, das Korn rauscht im Feld,
der volle Mond die Welt erhellt von Silber eine Kron.
Unsichtbar Gott die Sterne lenkt am Zügel der Zeit,
im Schauen wird die Ewigkeit ins Menschenherz gesenkt.         (Baumann)

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Das war des Sommers schönster Tag, nun klingt er vor dem stillen Haus
in Duft und süßem Vogelschlag unwiederbringlich leise aus.         (Hesse)

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H e i m a t k u n d e / Das Sudetenland


Auf der Landkarte haben wir alle unser Fähnchen auf unseren Heimatort gesteckt. Jetzt interessiert es uns auch, wie es dort, wo die Fähnchen stecken, aussieht, was die Leute dort taten und sangen, wie sie ihre Feste feierten und was sie arbeiteten und was es von dort an Sagen und Erzählungen zu berichten gibt.

Der Böhmerwald: (Wir singen: Af d Wulda, Ich hab mir mein Weizen usw.)
Wir lesen vom „Stilzl“ und andere Böhmerwaldsagen.
Der Böhmerwald ist eines der waldreichsten Gebirge Europas. Längs der bayer. Grenze vom Kerschbaumsattel bis zum Fichtelgebirge. Höchste Berge: Plöckenstein, Rachel, Arber (1378 m, 1442 m, 1457 m) Romantische Bergseen. Am Kubany noch Urwald. – Holzverarbeitung - Glashütten.
Stifter, Watzlik, große Böhmerwaldsöhne. Dort entspringt auch die Moldau. Wo fließt sie hin?

Das Fichtelgebirge sendet nur seine Ausläufer und die   E g e r   ins Sudetenland.

Das Egerland: (Wir singen in Mundart, sobald Kinder dabei sind, die sie noch sprechen) Städte: Eger, Karlsbad, Marienbad, Franzensbad. Wir erzählen Sagen aus dem Egerland.

Das Erzgebirge bildet den nordwestlichen Grenzwall. Seinen Namen hat es vom Erzreichtum einer früheren Zeit. In Joachimsthal wurden die ersten Taler geprägt, jetzt Uranbergbau. Graslitz – Musikinstrumente, Spielzeug und Klöppelspitzen. Gottesgab höchstgelegendste Stadt Mitteleuropas. Keilberg (12l4 m).

Saazer1and (Hopfen, Gurken).

Dux – Brüxer Braunkohlenbecken (Rhampold Gorenz in Brüx) Industriegebiet.

Das böhmische Mittelgebirge vulkanische Landschaft mit dem Milleschauer 835 m. An den Abhängen wächst Wein und Obst. Die Elbe bahnt sich. ihren Weg. Lobositz – Leitmeritz – Aussig - Bodenbach.

Elbesandsteingebirge bei Herrnskretschen fließt die Elbe nach Deutschland Tyssaer Wände, Prebischtor, herrliche Ausflugsorte. (Sage vom Schneeberg)

Nordböhmen (An manner Ziege ho ich Frejde)
Reichenberg, ehem. Gauhauptstadt, Gablonz – Steinschönau - Haida – Warnsdorf – Schluckenau Rumburg. Tuchmacher und Glasindustrie.

Die Sudeten‚ der Gebirgszug, der dem Land den Namen gibt zieht sich vom Elbesandsteingebirge bis zum Oberlauf der Oder hin. Lausitzergebirge mit Jeschken (1010 m). Isergebirge mit der Tafelfichte (1010 m) Riesengebirge mit der Schneekoppe (l603 m) Quellgebirge der Elbe. (Rübezahlsagen) Und in dem Schneegebirge . . .

Adersbacher und Weckelsdorfer Felsen‚ seltsame Sandsteinformen Glatzer Gebirge, Heuscheuergebirge und Adlergebirge.
Während das fruchtbare Braunauer Ländchen bedeutende Textilwebereien aufweisen konnte, war das Adlergebirge das Gebiet der armen Hausweber.

Altvatergebirge mit dem Altvater (Sagen).

Schönhengstgau (Wenn ich morgens früh aufsteh, Blüh nur blüh mein Sommerkorn) Größte Sprachinsel (Was ist eine Sprachinsel?) Reiches Bauernland, viele Lieder und Volkstänze erhalten. Mähr.Schönberg, Mähr.Trübau, Zwittau.

Das Kuhländchen liegt an der mähr.Pforte zwischen den Ausläufern der Ostsudeten und der Karpaten. Mustergültige Rinderzucht.

Oderberg, Mähr.Ostrau und Witkowitz größtes Industriegebiet (Bergbau uns Eisenindustrie) des Landes.

Iglau, Brünn, Wischau sind große Sprachinseln. (Sagen) Schöne Trachten!

Südmähren‚ sonniges fruchtbares Land. Thayathal, Weinbau und Znaimer Gurken.

Prag‚ Hauptstadt Böhmens, einstmals Mittelpunkt des Reiches, Karl IV. gründete die 1. deutsche Universität (1348) Peter Parler aus Schwäb. Gmünd baut die Karlsbrücke und den Veitsdom (Bilder zeigen) (Sagen aus Prag).

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H e i m a t k u n d e: Unsere  F a h n e


Jeden Morgen ziehen wir unsere Fahne auf, tagsüber weht sie über unserer Gemeinschaft und Abends geht sie mit uns zur Ruhe. Warum tun wir dies wohl? Was bedeutet überhaupt eine Fahne? Wo überall gibt es Fahnen? Und warum ist unsere sudetendeutsche Fahne schwarz – rot - schwarz? (Die Kinder auf alle diese Fragen erst selbst antworten lassen) Wenn wir die Fahne am Mast aufziehen, dann grüßen wir unsere Heimat, das Sudetenland. Und alle, die diese Fahne über dem Lager wehen sehen wissen, daß das nicht nur ein beliebiges Stück Tuch ist, sondern das Symbol unserer Gemeinschaft, nicht nur hier im Lager, in der Freizeit, sondern überall dort, wo sudetendeutsche Menschen zusammenkommen. Deshalb wollen wir die Fahne achten, so wie wir unsere Gemeinschaft achten und wenn wir unter ihr stehen oder hinter ihr gehen, dann wissen wir, daß wir alle das gleiche wollen, nämlich für unsere Heimat eintreten, arbeiten und lernen.

Warum sind nun unsere Farben schwarz – rot – schwarz?
Bis zum Jahre 1806 war Böhmen und Mähren ein Bestandteil des Deutschen Reiches, damals waren unsere Fahnen schwarz – rot - gold. Als nach dem 1.Weltkrieg die Deutschen in Böhmen und Mähren, also die Sudetendeutschen erklärten, sie wollen nicht in einem fremden Staat - in der, damals gegründeten Tschechoslowakei - leben, sondern mit dem deutschen Volke, wurden sie von tschechischen Maschinengewehren beschossen. (4.März 1919) Zum Zeichen der Trauer, daß die Farben schwarz – rot - gold nicht auch für die Sudetendeutschen Gültigkeit haben sollten, wurde der goldene Streifen durch einen schwarzen ersetzt.

U n s e r   W a p p e n

Die Sudetendeutsche Jugend trägt auf dem linken Ärmel des Grauhemdes - die Mädel auf dem Anorak - ein Wappen. Habt ihr es schon einmal genau angesehen? Weiß jemand, was es bedeutet? Wann es entstanden ist?
Auf der linken Seite zeigt es eine Hälfte des Reichsadlers, wiederum Symbol für jahrhundertelange Zugehörigkeit zum Reich.
Die rechte Hälfte zeigt einen Teil des Kreuzes, dem Zeichen des deutschen Ritterordens, der den deutschen Osten mit besiedelt hat.
Als Brustschild trägt der Adler das Wappen der freien Reichsstadt Eger.
Das Wappen der Sudetendeutschen wurde nach der Vertreibung erst geschaffen.

Die deutsche Jugend des Ostens
Als Sudetendeutsche Jugend haben wir uns mit den anderen vertriebenen Jugendgruppen zusammen-geschlossen zu einem Bund. Selbstverständlich muß jeder in erster Linie für seine Heimat, für das Land aus dem seine Eltern stammen eintreten. Aber alle zusammen vertreten das Recht auf die geraubten Heimatgebiete. Deshalb ist es gut, wenn man weiß, welche Volksgruppen noch in der DJO mitarbeiten. Es sind die Baltendeutschen, die Ost- und Westpreußen, die Weichsel- und Warthedeutschen, die Pommern und Mecklenburger, die Schlesier, Brandenburger, die Ungarndeutschen die Siebenbürger und Buchenländer, die Jugoslawiendeutschen und die Deutschen aus Rußland. Wenn ihr auf der Landkarte diese Gebiete sucht, dann werdet ihr einen weiten Weg - nämlich von der Ostsee bis zum schwarzen Meer - zurücklegen müssen. Die Jugend dieser Volksgruppen, darüber hinaus die Jugend aus den sowjetisch besetzten Gebieten und viele Westdeutsche Jugendliche bilden die DJO, sie umfaßt heute mehr als l00.000 Mitg1ieder. Bundesführer ist Ossi Böse, der gleichzeitig auch Bundesführer der Sudetendeutschen Jugend ist. Die Bundesgeschäftsstelle ist in Bonn, die Bundesschulungsstätte auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen.

Das Abzeichen der DJO sieht so aus:

Der Kreis = Symbol unserer Gemeinschaft
Der Pfeil = weist nach Osten
die Odalsrune = Zeichen für Besitz

Zur Zeit der Besiedlung malten die Ostsiedler auf ihren Trecks einen Kreis mit Pfeil für die Nachkommenden an die Bäume.

 

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D a s   K i n d e r f e s t


Vorbereitung: a) Programm zusammenstellen b) Aufgaben verteilen
c ) Einladungen malen d) „Festplatz“ schmücken.

Wenn wir das Kinderfest gleichzeitig als Dorfnachmittag gestalten ist das besonders nett. Wer dazu eingeladen werden soll, muß jeder Freizeitleiter wissen.

Zum Programm:
Wir beginnen mit einem Umzug durch den Garten oder rund um den Platz. Dazu singen wir Wanderlieder oder spielen Ziehharmonika.

Dann folgt ein Vorspruch:
  Wohlauf ihr Kinder, singet froh,
  ihr Alten macht es ebenso.
  Heut ist ein Fest für groß und klein
  drum sollen alle fröhlich sein!
oder: -----
  Heut ist Sommerfest für groß und klein.
  Heut ist Sommerfest und das ist fein.
  Regen bleibe oben, Sonne laß dich loben
  Himmel, stimm in unsre Freude ein!

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Lied:     Auf auf, ihr Wandersleut.

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Kasper begrüßt die Kinder: (In Ermangelung eines Kasperltheaters kann man eine Decke zwischen 2 Bäume spannen und dahinter spielen.)

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Die Mädchen spielen ein richtiges Märchen: „Das Lumpenröckchen“.
Die Jungen machen einen Lagerzirkus.

Zum Schluß folgen Wettspiele, dazu teilen wir die Kinder in 3-4 Gruppen, die reihum bei allem einmal drankommen.

Topfschlagen: Unter einen alten Blechtopf wird ein kleines Geschenk gelegt. Mit verbundenen Augen muß beim 3. Schlag mit dem Stock der Topf getroffen werden.

Ringwerfen: aus einiger Entfernung sind 3 Tennisringe auf einen Stab der in die Erde gestoßen ist, zu werfen.

Sackhüpfen: 2 - 3 Kinder hüpfen nebeneinander im Sack um die Wette.

Eierlaufen: 2 Kinder laufen um die Wette mit einem ausgeblasenem Ei auf einem Löffel.

Kartoffellaufen: Eine Bahn wird abgesteckt .Beim Start liegen für jeden der 2 Läufer 3 Kartoffeln und. ein Löffel. Die 3 Kartoffel müssen mit einem Löffel ohne Berührung der Hände zum Ziel getragen werden. Der nächste erhält den Löffel vom Läufer und holt sie zurück u.s.w..
Welche Reihe ist zuerst durch?

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Ein festliches Kaffeetrinken mit Kuchenessen ist für das Kinderfest natürlich eine große Bereicherung. Dabei können die Tische nett gedeckt sein, Tischkarten haben wir vorher schon geschrieben und gemalt.
Auch dabei gibt es nette Spiele: -
Auf die Tischkarte wird der Anfang eines Liedes geschrieben, auf einen Zettel, der zusammengefaltet in eine Schachtel kommt, die Fortsetzung.
Z.Bsp.: „Alle Vöglein sind schon da“ . . .„a1le Vöglein alle“
Oder: „Tra ri ra“ . . . „der Sommer der ist da“.

Die Zettel ziehen die Kinder und suchen damit ihren Platz.

Dasselbe kann man mit Sprichworten machen:
„Morgenstunde...“ „...hat Gold im Munde“. usw.

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Und. wie wär’s mit einem Laternenumzug am Abend? Auch die Laternen kann man selbst basteln.

 

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Das Spiel   vom   L u m p e n r ö c k c h e n

Personen:
Lumpenröckchen hat langes blondes Haar und ein Lumpenröckchen.
Die Gänseliesel sind barfuß, haben Gerten und Blumenkränzel.
Der Gänsepeter ist ebenfalls barfuß, hat Gerte und eine Flöte.
Der Prinz hat als Wanderbursche Turnanzug über dem Prinzenkleid.
Der König und die Königin tragen lange Gewänder und Kronen.
Die Prinzessinnen haben lange Kleider, Diadem und Fächer.
Die Prinzen haben lange Hosen und farbige Pullover.
Der Hofnarr ist recht bunt und lustig angezogen.
Der Herold trägt Heroldstab (mit bunten Bändern), weiten Umgang, kurze Hosen.
Die Pagen tragen kurze Hosen und enge Jacken.

Hinter dem Gänsepeter laufen die Gänseliesel; sie necken ihn mit dem Lied:

„Peterle dir laufen ja die Gänse nach! Hast du etwa Haberkorn in deinem Sack? Hast es wo gestohlen? Hast es wo gestohlen?“
(Anmerk Red: Lied im Original mit Noten)

Peter: (Versucht ihnen vergeblich auszuweichen, setzt sich dann)
Nun laßt mich aber endlich in Ruh! Seht lieber nach Euren Gänsen.
(Beginnt an seiner Flöte zu schnitzen).

Ein Gänseliesel: Ha, unsere Gänse, die sind dort hinten im Klee.

Ein anderes: Die laufen nicht davon!

Alle: Nein, die laufen nicht davon (Setzen sich um Peter herum).

Peter (ist sehr böse): Was macht denn deine Grauweiße, Gretel?

Gretel: Das Grauweißchen ist längst wieder ganz gesund! Es hatte sich wohl nur das Füßchen vertreten.

Peter (ist schon nicht mehr so böse): Und deine Schwarzweiße, Liesel?

Liesel: Mein armes Tierchen kann immer noch nicht gehen. Ich muß es sehr oft in den Arm nehmen, damit es mit den anderen mitkann.

Peter: Ja, ja, ich hab das ja auch gesehen.

Ein Gänseliesel: Doch alle anderen Gänse sind ja flink und munter!

Ein anderes: Wollen wir nicht etwas singen?

Alle: Ja, ach ja. . . .(Eine fängt an und alle fallen ein)

„Heute ist im Schlosse großer Ball! Eingeladen sind die Mädchen all´. Lieber Großvater ach bitt! Nimm doch Lumpenröckchen mit!“
(Anmerk Red: Lied im Original mit Noten)

 

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Peter: Gänseliesel, hört doch ein wenig auf mit dem Singen, ich möchte einmal meine Flöte ausprobieren!

Gänseliesel: Ja, Peter, da wollen wir dabeisein!

Eine andere: Endlich ist sie fertig!?

Eine dritte: Ich bin ja so neugierig!

Peter: Nun seid still (Spielt die vorige Melodie, die Mädel singen mit) Wartet mal, ich muß das eine Loch noch etwas aushöhlen.

Ein Gänseliesel: Ach Peter, dabei kannst du uns doch eine Geschichte erzähIen.

Die anderen: Ach ja bitte, bitte Peter . . .

Peter: Ooooch, ich soll eine Geschichte erzählen und ihr neckt mich nachher mit eurem dummen Lied.

Gänseliesel: Nein; Peter, das tun wir gewiß nicht mehr!

Peter: Nun, dann sollt ihr heute eine recht schöne Geschichte hören.

Gänseliesel: Au fein!

Peter: Es war einmal ein kleines Prinzeßchen, dem waren Vater und Mutter gestorben. Nun war es ganz allein auf der Welt. Es hatte zwar noch einen Großvater, aber der wollte das Kind gar nicht sehen. Er haßte es; er sagte, das Kind sei an dem Tode seiner eigenen Tochter schuld. So wäre das Prinzeßchen umgekommen, wenn ihm nicht eine alte Frau etwas zu essen gegeben hätte, ihm die Kleidchen geflickt und sonst für es gesorgt hätte. Das Kind ging auch zu den Gänselieseln auf die Wiese und spielte gar lustig mit ihnen. Und alle, die es sahen, hatten es lieb, denn es hatte so etwas Besonderes an sich. Nun ratet einmal: Wer ist dieses kleine Mädchen?
(Lumpenröckchen kommt laut weinend angelaufen. Die Gänselieseln springen schnell auf und laufen ihm entgegen.)

Gänseliesel: Lumpenröckchen, was hast du?
  Lumpenröckchen, was weinst du?
  Lumpenröckchen, was fehlt dir?

Peter (legt seine Hand auf ihre Schulter): Nun komm, erzähle!

Lumpenröckchen: Der Großvater   ...   will,   ...   mich   ...   nicht mit   ...   auf das Schloß   ....   nehmen.  

Gänseliesel: Oh   ...   der schlechte Großvater!

Lumpenröckchen: Er sagt, ich habe viel zu schlechte Kleider -- ach, und ich wollte doch nur einmal das Schloß sehen   ...

Gänseliesel: Ach Lumpenröckchen, weine doch nicht   ...

Eine andere: Komm, Lumpenröckchen, weine doch nicht   ...   Komm, wir bauen die goldene Brücke, dann vergißt du den bösen Großvater (sie beginnen zu spielen, doch Lumpenröckchen sagt traurig)

Lumpenröckchen: Ich kann ja nicht spielen Ich bin so traurig   ...

Peter: Gänseliesel, wir bringen Lumpenröckchen einfach aufs Schloß.

Gänseliesel: Ja, das tun wir!

Eine andere: Wir machen uns gleich auf den Weg!

Eine andere: Peter und du mit deiner Flöte voran! (Peter spielt und die anderen singen).

Wanderbursche: Na, was ist denn das für eine lustige Gesellschaft?

Ein Gänseliesel: Wir bringen Lumpenröckchen aufs Schloß.

 

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Wanderbursche: Lumpenröckchen, wer ist denn das?

Ein Gänseliesel: Hier, das ist Lumpenröckchen!

Eine andere: Der Großvater will sie nicht mit aufs Schloß nehmen!

Eine dritte: Und wir bringen sie einfach hin!

Wanderbursche: So so   ...   ich gehe ja auch zum Schloß, da können wir zusammen gehen.

Peter: Gänse1iesel, unsere Gänse sind fortgelaufen.

Gänseliesel: Die Gänse   ...   ach, die Gänse (sie laufen alle fort).

Wanderbursche: Lumpenröckchen, komm, setzen wir uns ein Weilchen in das Gras! Ich habe so großen Hunger. (Lumpenröckchen, setzt sich mit dem Wanderburschen, der seine Schnitten auspackt, hin).

Lumpenröckchen: Bist du schon einmal im Schloß gewesen?

Wanderbursche: O ja, schon oft.

Lumpenröckchen: Wie sieht es denn dort oben aus?

Wanderbursche: Ach es sieht sehr schön dort oben aus! Weißt du, besonders schön sind die großen herrlichen Säle!

Lumpenröckchen: Und die Menschen?

Wanderbursche: Ach, weißt du, die gefallen mir gar nicht. Die Hofdamen tragen alle noch so ulkige Perücken, daß ich immer lachen muß, und dann riecht es überall so komisch nach Parfüms Nein, das gefällt mir gar nicht!   ...   Lumpenröckchen, wo hast du bloß deine langen blonden Zöpfe her?

Lumpenröckchen: Ach, die habe ich nur von meiner Mutter geerbt.

Wanderbursche: Und die hellen blauen Augen!

Lumpenröckchen: In ihnen spiegelt sich nur der blaue Himmel.

Wanderbursche: Lumpenröckchen, du bist so gut. Du gefällst mir. Nicht wahr, Lumpenröckchen, du kommst heute ganz gewiß aufs Schloß! Ich muß jetzt gehen, auf Wiedersehen um 12 Uhr! (Beide sind aufgestanden, Wanderbursche geht, Peter und die Gänseliesel kommen wieder).

Gänseliesel: Ach, der Wanderbursche ist schon fort! Lumpenröckchen, was hat er dir denn erzählt?   ...   Das muß schön gewesen sein   ...   Wie schade, daß wir nicht zuhören konnten   ...   Die dummen Gänse sind schuld dran!

Lumpenröckchen: (hat vergeblich versucht zu Worte zu kommen):
...   und dann erzählte der Wanderbursche noch von den Menschen dort oben auf dem Schlosse, die ihm gar nicht gefallen, weil sie alle so tun und so toll aufgeputzt sind.

Gänseliesel: Nein, das gefällt uns auch gar nicht.

Ein zweites: Lumpenröckchen, wenn dich einmal ein Prinz holt, dann mußt du dich nicht so aufputzen und verstellen!

Lumpenröckchen: Mich wird ja wohl niemals ein Prinz holen. Ich bin ja so arm und habe keine schönen Kleider.

Ein Liesel: Lumpenröckchen, du bist so gut, dich holst sicher einer!

Ein zweites: Ach, macht Lumpenröckchen nicht wieder traurig! Was sagte der Wanderbursche noch?

Lumpenröckchen: Er sagte, ich soll bestimmt um 12 Uhr auf dem Schloß sein.

Peter: Dann wollen wir uns gleich auf den Weg machen!

Gänseliesel: Ja, Peter, und du mit deiner Flöte gehst voran!
(Peter spielt; die Mädel nehmen Lumpenröckchen in die Mitte und ziehen singend davon)

 

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Hofnarr: Heut ist im Schlosse großer Ball! Eingeladen sind die Prinzessinnen und Königinnen all! König und Königin führen gleich die Polonäse an   ...   Und daran schließt sich die Brautwahl des Prinzen an!
(Schon im Gehen) Ich werde meinem Prinzen natürlich dabei helfen!

Polonäse des Königspaares und Gefolges!

Herold: Ich melde, Majestät, den Prinzen!

Narr: Jetzt geht‘s los   ...   jetzt kann die Wahl beginnen!

Die Prinzessinnen zieren sich und knicksen vor dem Prinzen!

1. Prinzessin: Euphrosine von Bananien!

Narr: Die hat ‘ne Nase wie eine Banane!

2. Prinzessin: Aurora von Apfelsinien!

Narr: Hat Apfelsinenwangen, und noch rote dazu!

3. Prinzessin: Rosalinde von Anisien!

Narr: Kann wohl immer nur Anisbonbons essen   --   ist auch nichts für uns!

4. Prinzessin: Evelin von Rosinien! Mein Vater läßt grüßen!

Prinz: Danke!

Narr: Und hofft, daß der Prinz seine Rosine zur Frau nimmt, hihi!

5. Prinzessin: Isabella von Goldinien.

Narr: Nur aufgeputzt! Huh, wie die duftet! (eine Uhr beginnt zu schlagen)

6. Prinzessin: Nachtigall von Vogelsingen.

Narr: Ganz schöner Name, aber krächzt wie ‘ne Krähe!

Beim 12. Glockenschlag kommen Peter, die Liesel und Lumpenröckchen.

Prinz: Lumpenröckchen, erkennst du mich, den Wanderburschen?
(Zieht zur Mitte): Das ist Lumpenröckchen und sie soll meine Königin werden.

Lumpenröckchen: Das kann ich doch nicht, ich bin ja so arm!

Prinz: Nun bist du nicht mehr arm! Nur du bist die rechte Königin für unser Land!

Gänseliesel: Tralala, Lumpenröckchen nur allein soll die Braut des Prinzen sein! (Alle tanzen um das Paar und singen mit.)

König: Lumpenröckchen, wir freuen uns alle, daß dich der Prinz zur Königin ausgewählt hat. Bleibe nur immer so wie du bist, dann wirst du die rechte Königin für unser Land!

Das kleinste Gänseliesel: Lumpenröckchen, du wirst uns nun verlassen. Wir freuen uns ja sehr, daß du den Prinzen bekommst und doch sind wir sehr. traurig!

Lumpenröckchen: Gänseliesel, ganz verlassen will ich euch nicht. Ich komme immer wieder zu euch und immer wenn ihr mich braucht bin ich zur Stelle!

Prinz: Ja, immer ist sie zur Stelle und auch ich will Euch immer mit meinem Lumpenröckchen helfen!

Alle singen: Lumpenröckchen ganz allein
  soll Königin des Landes sein.

Die alte Königin gibt Lumpenröckchen ihren Königinnenumhang und ihre Krone und dann tanzen alle nach dem Lied um das Paar bis sie ihnen nach feierlich abziehen, und zwar in der Reihenfolge: Herold, Prinz - Lumpenröckchen, Gänseliesel, König und Königin, Prinzen und Prinzessinnen und zum Schluß Peter mit Hofnarr.

 

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Kasperl reist zur Kinderfreizeit.


Figuren: Kasper, Großmutter, Hexe, Räuber.

Kasper (kommt mit Rucksack): Tra tra trallalla   ...   So liebe Kinder, der Rucksack ist gepackt, jetzt kanns also gleich losgehen. Ich darf nämlich in die Ferien fahren. Wollt ihr auch wissen wohin? Ich hab mirs doch gleich gedacht, daß ihr neugierig seid! Also ich fahre nach   ......
Gelt jetzt staunt ihr, daß ich sooo eine große Reise machen darf!

Großmutter: Kasperle, wo bleibst Du denn, Du wirst den Zug noch versäumen! Hast Du denn auch alles eingepackt? Die Zahnbürste? Und das Waschzeug? Und die Brotbüchse? Und die Schuhkrem?

Kasper: Selbstverständlich Großmutter, die Zahnbürste steckt in der Schuhcrem, und das Waschzeug in der Brotbüchse!

Großmutter: Ach, du hast doch nur Flausen im Kopf! Also, sei vorsichtig, daß dir nichts passiert, trinke kein kaltes Wasser und verlauf dich nicht beim Spazierengehn!

Kasper: Liebe Großmutter, Du brauchst nicht die geringste Sorge haben, ich werde schon gut aufpassen und vor allem kräftig essen, daß ich gestärkt wiederkomme.

Großmutter: Und schreib mir eine Karte, damit ich ruhig schlafen kann!

Kasper: Wird besorgt, wird alles besorgt! Leb wohl, liebe Großmutter, jetzt hör ich wirklich den Zug schon pfeifen in der Ferne, er wird gleich hier sein. (Umarmt Großmutter)

(Lokomotive und Wagen aus Pappe werden herein geschoben, Fenster so groß, daß der Kasper den Kopf rausstrecken kann.)

  tsch tsch tsch   ...   tuuut   ....

Kasper: Eha sag ich‚ brrr! (hält den Zug vorn auf) drei Wagenlängen zurück! So jetzt ists schon besser!

Großmutter: Kasper steig ein, der Zug fährt ab!

Kasper: Keine Angst Großmutter, der Zug fährt nach meiner Pfeife! Alles einsteigen, Kälber, Hühner, Ochsen und Bürger. So Kinder, jetzt kanns los gehn, macht alle fest tüüüt!
(Zug dampft ab, Kasper winkt raus)

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Hexe: Hi hi hi! Ich bin die Hexe Schiefmaul, ich bin immer um die Wege, wenn etwas los ist! Heute hab ich gehört, daß ein Kinderfest in   ....   ist und der Kasper soll auch kommen! Hi hi! Nun mit dem hab ich noch von neulich her ein Hühnchen zu rupfen. Da hat er mich doch glatt in den Schweinestall gesperrt, nur weil ich die Kette von der dummen Prinzessin nicht hergeben wollte! Aber heute habe ich meinen Freund bestellt, das ist der Räuber Knorrherz! Kennt ihr den? Der ist genau so hübsch wie ich!   -   Was ihr lacht? Ihr glaubt nicht daß ich schön bin? Ich bade jeden Tag mein Gesicht in Eselsmilch, drum habe ich eine so zarte Haut Nächste Woche geh ich zur Schönheitskongurenz, da werde ich bestimmt eine Miß Europa!
 
Jetzt lege ich hier in meinen Zauberkreis eine Tafel Schokolade und wenn der Kasper vorbei geht wird er sie sehen und dann kann ich ihn verzaubern! Hi hi hi   ....,
Ich will mich schnell in meinem Haus verstecken.
Halt, meinen Zauberspruch hätte ich bald vergessen zu sagen:
Runde runde runde dich, Zauberkreis entsteht.
Es verwandle rundum sich wer in dich gerät.
Fein gelungen, fein gemacht, runde runde rund.
Fällt noch einer, eh gedacht, heut zur Abendstunde. Hihihihi!
Räuber: Ho ho, es wird Zeit daß es Abend wird, ich habe schon lange niemanden ausgeräubert und grooßen Hunger! Ha   --   da seh ich ja eine Tafel Schokolade liegen, die werde ich mir holen!
(Tritt in den Zauberkreis und versinkt mit Donner, eine alte Wurzel kommt zum Vorschein).
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Kasper: Tra1lalla   ...   jetzt bin ich aber schon lange gelaufen und noch immer seh ich kein Kinderfest   --   hoppla, beinahe wäre ich über die Wurzel gesto1pert, die werde ich gleich herausziehen   --   (packt an und zieht) hau ruck   –-   Kinder, die steckt aber fest. Was sagt ihr? Das ist der verzauberte Räuber? Die Hexe wollte mich verzaubern? Na, das soll ihr schlecht bekommen. Wo ist sie denn jetzt? Im Hexenhaus? So, da werde ich ihr einen Besuch abstatten. Ihr helft mir doch wenns brenzlig wird? Ja wo ist denn das Hexenhaus? Da hinten seh ich so eine alte Bude. Ich werde einmal klopfen.
Hexe: Bist du es lieber Knorrherz? Komm nur herein, ich habe Dir schon eine gute Spinnensuppe gekocht.
Kasper: Danke für die Ehre aber ich hab keinen Hunger, komm du lieber heraus.
Hexe: Das ist doch gar nicht der Knorrherz,   --   Hilfe! der Kasper, wo hab ich denn meinen Zauberstab?
Kasper: Gib dir gar keine Mühe, ich laß mich nicht verzaubern, aber du kommst jetzt mit ins Spritzenhaus, da wer ich dich einsperren (packt die Hexe beim Kragen).
Hexe: Laß mich los, laß mich sofort los (ziehen hin und her) Ich geh und ich geh nicht ins Spritzenhaus!
Kasper: Kinder, soll ich sie loslassen? Nein? Aber wenn sie verspricht ganz brav zu sein? Auch nicht? Aber wenn sie uns ihren Zauberstab schenkt?
Hexe: Nein nein nein, den schenke ich nicht, den schenke ich euch nicht!
Kasper: Also dann mußt du doch ins Spritzenhaus
Hexe: Nein, da schenke ich euch doch lieber den Zauberstab.
Kasper: Gut, sage mir, wo er versteckt ist, aber lüge mich ja nicht an!
Hexe: Unter dem Kopfkissen ist er.
Kasper: (holt den Zauberstab) So und jetzt laß dich nicht mehr erwischen mit deiner Hexerei.
Hexe: (Schimpft und läuft in den Wald.)
Kasper: Kinder, jetzt haben wir aber was feines. Ob wir den Zauberstab mal ausprobieren? Ich hätte eigentlich schon Lust. Ihr auch? Vielleicht können wir uns eine Tüte Bonbon herzaubern? Also:
    Hokus pokus fidibus dreimal schwarzer Kater
Hurra!! da liegt sie schon.
 
Weil ihr so brav ward, schenke ich sie euch, denn ich kriege Zahnschmerzen, wenn ich Bonbon esse. Aber jetzt muß ich mich beeilen, daß ich endlich nach   ...   komme, sonst komm ich zu spät zum Kinderfest; und ich esse doch sogern Buchteln und Kaffee. Bäckt euere Mutti auch immer Buchteln? Und Dalken? Und Knödeln? Ja? Das ist fein.
 
Aber eigentlich können wir alle zusammen noch ein schönes Lied singen. Könnt ihr überhaupt singen? Ja? Also dann singen wir   ...........   ich zähl bis drei, und dann geht’s los! (singen)
Fein war das, ihr seid die reinsten böhmischen Musikanten!
Jetzt geh ich, auf Wiedersehen, hab die Ehre. servus, Grüß Gott!

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Selbstverständlich muß beim Puppenspiel viel Lokales mit hineingebracht werden. Der Kasper weiß genau, was in der Freizeit alles passiert ist. Er spricht die Kinder persönlich an und läßt sie so mitspielen. Der Text soll nur eine Anregung sein und kann beliebig erweitert werden, je nach den vorhandenen Puppen.

 

Original-Seite-20

Etwas über die   S u d e t e n d e u t s c h e   Jugend

Viele unserer sudetendeutschen Kinder, die in die Freizeit kommen, wissen noch nichts von unserem Jugendverband. Es ist Euere Pflicht, sie dementsprechend aufzuklären und ihnen den Weg aufzuzeigen, in eine SdJ Gruppe zu gehen.
Die Hauptjugendführung der SdJ ist auf dem Heiligenhof, Bad Kissingen. Bundesführer ist Ossi Böse, Bundesmädelführerin Gretl Hajek. Alle Anschriften der Bezirks- und Landesgruppen findet Ihr im Jahrweiser. In der SdJ gibt es a) Kindergruppen (6 - 10 Jahre, Jungen und Mädel.) b) die Jungenschaft (10 - 18 Jahre) c) Jungmädelgruppen (10 - 14 Jahre) Mädelgruppen (14 - 18 Jahre) d) Jugendkreise(Jungen und Mädel ab 18 Jahre)

Unsere Zeitung ist „Der Pfeil“ zu beste1len in Hameln/Weser, Bürenstraße 2 (Vierteljahrespreis 1.-DM)

Innerhalb unserer Gruppen treiben wir Leibeserziehung, wir singen1 basteln, gehen auf Fahrt und ins Lager, lernen von unserer Heimat und werden so zu einer Gemeinschaft.  : --   Eigentlich müßte jedes Mädel und jeder Junge, der in der Freizeit war, dieser Gemeinschaft beitreten, sofern er nicht schon Mitglied ist.

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Noch etwas für den Freizeitleiter und die Betreuer

Die Betreuergemeinschaft muß während der Freizeit den Kindern jederzeit beispielgebend sein. Man kann nicht von den Kindern einen ordentlichen Ton verlangen, wenn ihn die Betreuer untereinander nicht haben. Meinungsverschiedenheiten niemals vor den Kindern austragen, sondern in einer allabendlichen kurzen „Lagebesprechung“ sachlich klären. Ein Kind ist wie das andere, es gibt auf keinen Fall Bevorzugungen. Wenn es einmal laut zugeht, wird es auf keinen Fall besser, wenn die Betreuer mit höchster Lautstärke „Ruhe“ schreien. Viel besser ist es, man hebt die Hand, die Kinder, die es sehen tun es ebenfalls und halten dabei den Mund, wenn alle die Hand oben und den Mund zu haben, kann weiter gesprochen werden. Vor dem Essen ist es praktisch, leise ein Lied anzustimmen, der nächste Tisch fällt ein und bald singen alle Kinder, dann kann man den Tischspruch sagen, ohne sich vorher heißer geschrien zu haben.  --
Bevor wir ein Kind bestrafen, zählen wir lieber bis l0 und überlegen, ob es der Strafe wert ist. Konsequenz und Ruhe werden meist Strafen verhindern. Wenn es doch einmal sein muß: Geschlagen wird kein Kind! Wir entfernen sie aus der Gemeinschaft, setzen sie extra und packen sie bei der Ehre. Das ist viel wirksamer, als lautes Schimpfen.
In Streitereien der Kinder mischen wir uns grundsätzlich nicht ein, wie wir auch nicht für eine Seite Partei ergreifen. Beide Teile anhören und sachlich regeln.

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