Schimeister Gustl Berauer unter uns

Winterlager der Sudetendeutschen Jugend in Josefstal bei Neuhaus

Mitleidig schauten mir die Leute nach, als ich im Regenwetter des 26. Dezember mit meinen Brettern auf dem Rücken zur Bahn pilgerte. Mir war eigentlich auch nicht so recht fröhlich zumute, aber ich vertraute auf unserem guten Stern, der uns noch nie verlassen hatte.

In der Jugendherberge waren schon einige Kameraden aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.

Schließlich zogen wir trotz des Regens hinauf auf die Höh. Und wirklich: oberhalb des Ortes ging der Regen in Schnee über, wir schnallten unsere Bretteln an und sausten los.
So kamen wir zwar nass, aber fröhlich wieder in der Herberge an.

Mittlerweile fanden sich immer mehr Bekannte ein, und so wurde erzählt und alles war voller Erwartung.

Am nächsten Morgen, wir saßen gerade am Pläneschmieden und Programmachen, kamen unsere Kameraden aus Dänemark.
Nach der Begrüßung wurde der Lehrgang offiziell eröffnet und die Fahne unserer Gäste stieg am Mast empor.
Wir waren mächtig stolz und freuten uns wie die Schneekönige, dass wir das erste Mal ausländische Kameraden bei uns zu Gast hatten.

Wir hatten uns bald beschnuppert und zogen mit unseren Brettln los -- hinauf!
Tapfer hielten sich unsere Flachlandtiroler, gruppenweise wurde Schiunterricht erteilt und dann begann es zu schneien -- so wie wir es uns gewünscht hatten.
Herrlich!

Am Abend holten wir dann unsere Fahne ein und besprachen die kommenden Tage.
Dazwischen klangen unsere Lieder auf, und als gar die ersten Klampfen hervorgeholt wurden, da saßen wir so bunt beieinander als wären wir schon tagelang beisammen.

Unsere Mädel sangen uns aus dem Schlaf.
Heute stieg unsere schwarz-rot-schwarze Fahne in den klaren Morgen.
Dann sprach Ossi Böse über die Bedeutung des Lehrganges und die Aufgaben und Ziele unserer Jugendbewegung. Jeder von uns wartete schon ungeduldig auf die Verdauungsschifahrt.

Der Schnee war herrlich! Ein Schifahrergedicht: Pulver!
Da fährt man wie im Federbett!
Am Abend erzählten Paul aus Dänemark und wir aus unserer Heimat.

So verging ein Tag nach dem anderen.
In den Aussprachen und bei den Vorträgen kamen wir einander immer näher. Wir stellten fest, dass wir über den Bau Europas und auch über die Jugendarbeit an sich, sei es auf sozialem oder erzieherischem Gebiet, derselben Ansicht sind.

Zum Erlebnis wurden uns die Stunden, in denen Gustl Berauer von seinen Weltmeisterschaften erzählte.
Erlebnis für unsere Freunde aus Dänemark, die zum Teil überhaupt noch nicht in den Bergen waren.

Am Silvestertag stiegen unsere Lagerschimeisterschaften, verbunden mit einem lustigen Würstelschnappen auf Skiern.
Abends ging es schon geheimnisvoll zu, es wurde geschmückt und dann stieg der Budenzauber mit allen Schikanen. Große Ordensverleihung.

Zur Jahreswende standen wir um den Holzstoß geschart und überreichten unseren dänischen Kameraden zur Erinnerung ein Weißbuch und einen Wimpel.
Als wir das letztemal unter der Fahne standen, da merkten wir alle erst, dass diese Tage uns zu einer wirklichen Gemeinschaft zusammengeschweißt hatten.

Den einen Spruch aber vergeßt auch ihr nicht, die Ihr diese Zeilen lest, den wir als Jahreslosung herausgestellt haben:

In der Reihe gehen ist leicht,
vor der Reihe stehen ist schwer,
in ihr gehen und vor ihr stehen ist am schwersten.
Das ist Führertum!

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Anm. der Red.:


Und nun noch Blick auf das Original von oben stehendem Bericht:

Sudetendeutsche Zeitung, 2. Februar 1952, Seite 9



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