Rede des Bundesvorsitzenden der Sudetendeutschen Jugend, Peter Pawlik
Die SdJ ist 50 Jahre alt geworden.
In diesemJahr, 1999, ist die Sudetendeutsche Jugend Bundesgruppe 50 Jahre alt geworden.
Als Gründungsdatum wird der 21. August 1949 datiert, als sich örtliche SdJ-Jugendgruppen und
Jugendgemeinschaften zusammenschlossen.
Sicher gab es schon kurz nach der Vertreibung, 1947 und 1948, verschiedene Kreis- und Ortsgruppen, doch
erst ihr Zusammenschluss im Sommer 1949 in Forchheim anlässlich eines bundesweiten Jugendtreffens, brachte die
Bundesgruppe der Sudetendeutschen Jugend hervor. Und gerade dies ist ein Grund, die gegenwärtig über ein
halbes Jahrhundert fortwährende sudetendeutsche Jugendarbeit gebührend mit dem heutigen Festakt zu feiern.
Versetzten wir uns einmal in die damalige Situation, in der dies geschah.
Europa war ein Trümmerfeld, eine Ruinenlandschaft.
Die Vertreibung hatte die jungen Leute von damals zu einer Schicksalsgemeinschaft der besonderen Art
zusammenwachsen lassen, wobei sie zunächst der neuen Lage und Situation ratlos und hilflos gegenüber standen.
Nach und nach wurde das Versammlungsverbot aufgehoben und neben unpolitischen Gruppierungen vor allem
Jugendgruppen anerkannt. Regelmäßige Gruppenstunden abzuhalten gestaltete sich bei dem Mangel an öffentlichen
Räumen, den Verkehrsproblemen mit Passierscheingebot und der allgemeinen finanziellen Not, sehr schwierig.
Bereits in dieser Zeit hatten einzelne Jugendgruppen schon an die außerschulische Jugendarbeit gedacht,
und entwickelten konkrete Initiativen zu Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, in der auch die
sudetendeutsche Kulturarbeit fest verankert war.
In den nun zurückliegenden 50 Jahren wurde eine überaus positive Jugendarbeit praktiziert und es war stets
das Anliegen der sudetendeutschen Jugend, ihren Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten und unseren
Erwachsenenverband, die Sudetendeutsche Landsmannschaft, in ihrem Bemühen um Frieden und Anerkennung des Rechts
auf die Heimat zu unterstützen.
Den jungen Menschen galt es aber auch dafür zu interessieren und zu gewinnen, das reiche kulturelle Erbe
der angestammten Heimat zu pflegen und zu bewahren.
Auf unserem Weg von der Erlebnisgeneration zur Bekenntnisgeneration, in der wir uns
heute befinden, nehmen auch zunehmend Jugendliche ohne sudetendeutscher Herkunft die Angebote unserer
Jugendarbeit wahr.
Wie schon damals liegen auch heute die Schwerpunkte unserer Jugendarbeit in der außerschulischen
Bildungsarbeit, der Kulturarbeit, der Freizeitgestaltung und der internationalen Jugendbegegnung.
Die musisch-kulturelle Kinder- und Jugendarbeit ist eine wesentliche Aufgabe der SdJ. Sie soll zur
Persönlichkeitsentfaltung junger Menschen beitragen, die Kenntnisse über die deutsche, ja auch die deutsche,
sowie anderer europäischer Kulturen vermitte1n und zur geistigen Auseinandersetzung mit ihnen befähigen.
Ebenso ist es eine unserer Aufgaben die Kulturleistungen der Deutschen aus den historischen deutschen
Ostprovinzen und den östlichen und südöstlichen deutschen Siedlungsgebieten -- insbesondere aber aus dem
Sudetenland -- zu erhalten, zu pflegen und weiterzuentwickeln, um so Vorurteile abzubauen und das gegenseitige
Verständnis zu fordern.
Unsere Arbeit trägt mit dazu bei, Kinder und Jugendliche zu kritikfähigen, verantwortungsbewussten
Mitmenschen unserer Gesellschaft zu erziehen, die auch bereit sind, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Eine besondere Aufgabe sieht die Sudetendeutsche Jugend in der globalen Verwirklichung der Menschenrechte
verbunden mit der Ächtung von Vertreibungen.
Wir treten für eine weltweite Friedensordnung ein, in der es gilt, die Normen des Völkerrechtes zu
garantieren; insbesondere für das Selbstbestimmungsrecht der Völker, das Recht auf die Heimat, ein
völkerrechtlich verankertes Verbot von Massenvertreibungen, sowie die Sicherung der wirtschaftlichen und
sozialen Existenzgrundlagen eines jeden Volkes.
Seit jeher bekennt sich die Sudetendeutsche Jugend zum Zusammenschluß Europas auf einer föderativen
Grundlage. Ihr Anliegen ist es dabei, junge Menschen zu Brücken zwischen den Menschen, Volksgruppen und
Völkern werden zu lassen.
Gerade wegen der gemeinsamen Vergangenheit und der geschichtlichen Entwicklung sind Begegnungen mit
Jugendlichen der Tschechischen Republik für die SdJ von besonderer Bedeutung.
Aus diesem Grunde forderte die Sudetendeutsche Jugend, bereits vor der samtenen Revolution, im Jahre
1986, die Schaffung eines deutsch-tschechisch-slowakischen Jugendwerkes.
Einen ersten Schritt zur Verwirklichung dieser Forderung sah sie, 1990, in der Gründung des
deutsch-tschechisch-slowakischen Jugendrates und begrüßte weitere sieben Jahre später, 1997, die Errichtung
der Koordinierungsstellen für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch in Regensburg und Pilsen, die einen
wichtigen Beitrag zur Verständigung beider Völker darstellen.
Nicht ohne Stolz kann die Sudetendeutsche Jugend auf zehn Jahre deutsch-tschechische Jugendzeltlager der
SdJ-Bezirksgruppe Niederbayern/Oberpfalz in Gaisthal verweisen, das seit 1996 gemeinsam mit dem tschechischen
Jugendverband Sojka veranstaltet wird.
Neben Jugendzeltlagern und Freizeiten sowie Symposien, Fachkräftetagungen, Seminaren und
Jugendkulturveranstaltungen führte die Sudetendeutsche Jugend innerhalb der vergangenen 10 Jahre bereits über
150 deutsch-tschechische Jugendbegegnungsmaßnahmen durch.
Die SdJ ist auch bereits zum zweiten Mal an dem Programm voneinander lernen beteiligt, das
Hospitationen in Einrichtungen der Jugendarbeit in der Bundesrepublik Deutschland für tschechische Fachkräfte
der Jugendarbeit durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert.
Gemessen an der Bilanz der vielfältigen Formen und Maßnahmen sudetendeutscher Jugendarbeit kann sich das
Ergebnis während der vergangenen fünf Jahrzehnte sehen lassen.
Der Trend zu überschaubaren und inhaltlich anspruchsvollen Maßnahmen ist vor allem in den letzten Jahren
nicht zu übersehen. Wenngleich Kinder und Jugendliche wieder vermehrt die Angebote der Sudetendeutschen
Jugend nutzen, muss die kommerzielle Jugendarbeit als Konkurrenz nachdenklich stimmen.
Wir brauchen diesen Wettbewerb jedoch nicht zu fürchten, unsere Jugendarbeit besitzt Qualität und einen
ausgezeichneten Ruf.
Aus unserer eigenen Verbandsgeschichte haben wir gelernt, dass eine auf Dauer erfolgreiche Jugendarbeit
nur unter Berücksichtigung der sich ändernden Rahmenbedingungen möglich ist.
Im zusammenwachsenden Europa wird der Umgang mit anderen Kulturkreisen eine wichtige Voraussetzung für
den Erfolg dieser Bemühungen. Kulturelle, geschichtliche, politische und soziale Unterschiede dürfen nicht
eingeebnet werden.
Junge Menschen sollen für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sensibilisiert und dadurch in die Lage
versetzt werden, eigene kulturelle und geschichtliche Identität auszudrücken, als Voraussetzung für ein
tolerantes Miteinander der Völker in Europa.
Wir sehen uns dabei im Besonderen dem deutsch-tschechischen Verhältnis verpflichtet. Verbunden mit den
sich wandelnden Formen in der Jugendarbeit sehen wir in der Errichtung einer deutsch-tschechischen
Jugendbildungs- und Begegnungsstätte die optimale Voraussetzung, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Hoffen wir doch, dass wir in Kürze mit der Realisierung unseres Vorhabens in Ronsperg beginnen können.
An dieser Stelle gilt es auch, all jenen Dank zu sagen, die der Sudetendeutschen Jugend Bundesgruppe und
ihren Gliederungen gewogen sind und sie aktiv unterstützen.
Wo schärfer kalkuliert werden muß, werden auch freiwillige Leistungen gekürzt.
Wir freuen uns daher, dass es, wenn auch in einem bescheidenen Rahmen, gelungen ist, den Kreis der
Freunde und Förderer aufrecht zu erhalten.
Unser Dank richtet sich an die Sudetendeutsche Stiftung, die seit Jahren die Jugendarbeit unterstützt und
fördert.
Wir danken der Sudetendeutschen Landsmannschaft für eine kontinuierliche, gedeihliche Zusammenarbeit und
all den Partnern in den Ministerien des Bundes, der Bundesländer, in den Kreisen, Städten und Gemeinden, die
eine ideelle und materielle Förderung ermöglichten.
Unseren besonderen Dank aber möchten wir hier der hier anwesenden Schirmherrschaftsministerin Frau
Barbara Stamm aussprechen. Deren Haus nicht nur zum Gelingen dieser Veranstaltung maßgeblich beigetragen hat,
sondern bei der wir mit unseren Anliegen auch stets auf offene Ohren stoßen.
Mit der Übernahme der Schirmherrschaft über die Sudetendeutschen hat Bayern neben den Altbayern, Schwaben
und Franken einen vierten Stamm hinzubekommen. Aber ich habe mir aus Insider-Kreisen sagen lassen, dass der
beste Stamm, den Bayern hat, unsere Schirmherrschaftsministerin Frau Barbara Stamm ist.
Ebenso bedeutsam ist uns die Hilfe von Sponsoren und von privater Seite, die Unterstützung wie Zuspruch
und kritische Anregungen.
Die Sudetendeutsche Jugend ist auf diese Hilfestellung angewiesen. Daß sie gewährt wird, ist uns
Bestätigung und Ansporn.
Nicht vergessen werden sollen die Aktiven innerhalb unseres Jugendverbandes -- seien sie fest angestellt
oder ehrenamtlich tätig, derzeit aktiv oder in der Vergangenheit aktiv.
Wir vom Bundesvorstand freuen uns, daß die Sudetendeutsche Jugend von derart motivierten und engagierten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen wird.
Es besteht auch kein Zweifel, dass die Jugendarbeit der SdJ, ihren unverwechselbaren Charakter innerhalb
der sudetendeutschen Volksgruppe behalten und weiter ausbauen wird.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.
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