50 Jahre Sudetendeutsche Jugend

Jörg Kudlich zum 50-jährigen Jubiläum der Sudetendeutschen Jugend -- Bundesgruppe

Erlebnis und Erziehung

Viele tausend Sudetendeutsche und Einheimische, die 1949 und in den folgenden Jahren in die Sudetendeutsche Jugend (SdJ) eintraten, werden sich in diesem Jubiläumsjahr gerne an ihre Zeit in dieser Jugendgemeinschaft erinnern.
Meine SdJ-Zeit in Kulmbach in Oberfranken, auf dem Heiligenhof und auf der Burg Hohenberg an der Eger sind für mich unvergeßlich, weil sie mein Leben nachhaltig beeinflußt haben.

1949, kurz nach der Vertreibung aus dem Sudetenland, lebten die meisten unserer Familien noch in räumlicher Enge in Massenlagern, wie z.B. auf der Plassenburg in Kulmbach und in Notunterkünften oder mit Einheimischen zusammengedrängt in deren Wohnungen.
Die wirtschaftlichen und beruflichen Verhältnisse und Zukunftsaussichten waren bedrückend und ungesichert.
In unserem Bewusstsein war nicht nur das Erlebnis der sudetendeutschen Heimat verankert.
Wir standen unter dem frischen Eindruck erlebter Vertreibungsverbrechen und des bis heute anhaltenden, erlittenen Unrechts. -- Diese damalige Situation unterscheidet die Mitglieder der heutigen SdJ von deren Angehörigen in den Gründerjahren.
Wir sangen damals, neben vielen fröhlichen Liedern auch von der Notzeit, die zu tragen sei und die nachfolgende Zeit bewies die Richtigkeit des Titels einer der ersten Schriften der Sudetendeutschen Jugend Wir wuchsen im Ertragen.

Die SdJ war für uns ein Erlebnis und eine Erziehungs-Gemeinschaft.
Sie führte uns nicht nur zu unbeschwerten Stunden bei den wöchentlichen Gruppenabenden, bei Fahrten, Treffen und Zeltlagern, bei Spiel, Volkstanz und beim Singen zusammen, sondern auch zu ernsthafter Beschäftigung mit der Geschichte und Gegenwart unserer Volksgruppe und unseres Volkes.
Schon früh fuhren wir gemeinsam ins Ausland und trafen uns mit Jugendlichen anderer vertriebener Volksgruppen, z.B, den Kareliern aus Finnland.
Bei vielen von uns hat die SdJ vielseitige Interessen, Führungskräfte, Führungs- und Gemeinschaftsverantwortung geweckt und gefördert und uns damit für unser weiteres Leben gestaltende Impulse gegeben. Sie hat aber auch das Gefühl der Zusammengehörigkeit, für Ausgleich und für gegenseitiges Verständnis entwickelt.
Sie ließ Freundschaften entstehen, die sich bis in unsere Tage bewährten und uns bereicherten.

In all den Jahren begegnete ich im Beruf, im gesellschaftlichen Umfeld und in den verschiedensten Gliederungen unserer sudetendeutschen Volksgruppe den einstigen Gefährten der SdJ.
Aus der Gemeinschaft der SdJ entwickelten sich mit dem Arbeitskreis Sudetendeutscher Studenten (ASST) und Akademiker (ASJA) ganz wichtige neue Gemeinschaften. Ohne sie, ohne die einstige Arbeit der SdJ wäre unsere heutige Volksgruppenorganisation undenkbar.

Ich hoffe, dass dies auch künftig so bleibt.
Die Arbeit und Aufgabe der heutigen SdJ ist auf Grund des Generationenumbruches und des gesellschaftlichen Bewußtseins viel schwieriger geworden. Viele Bewegungskräfte von einst bestehen nicht mehr oder sind schwächer geworden.
Die heutige SdJ hat aber auch neue Chancen erhalten, die wir vor 50 Jahren noch nicht hatten. Ich hoffe sie nützt sie zu ihrem und zu unser aller Wohl.

Glück auf!


Jörg Kudlich,
Vorsitzender des Sudetendeutschen Archivs



    Home