Rolf Nitsch
hat sich so Einiges notiert, was er am Rande des großen Geschehens beobachtet hat.
Hier eine kleine Auswahl:

Es passierte so einiges am Rande.

So ließ man die Kameraleute des österreichischen Fernsehens nicht in die Burg, weil sie nur die Bewilligung des Bundeskanzleramtes, aber nicht auch die des Burghauptmanns nachweisen konnten.

Da zu dem Balkon, von dem Dr. Lodgman sprechen sollte, nur wenige Leute Zutritt hatten, drückte Dieter Max einem seiner Untergebenen eine Liste mit diesen Leuten in die Hand und stellte ihn zur Verstärkung der Polizei an den Aufgang zu ebendiesem Balkon mit dem strikten Auftrag, nur Leute, die auf der Liste standen, dort hinauf zu lassen.
Leider aber hatte der gute Dieter übersehen, erstens sich selbst und zweitens die Traditionsfahne auf die Liste zu setzen. Der wackere Schwabe, durch seinen Bezirksführer an die wörtliche Ausführung aller Aufträge gewöhnt, weigerte sich daher entschieden, eine Ausnehme zu machen und es wäre beinahe zu einer kleinen, internen Prügelei gekommen.
Schließlich ließ der die Fahne hinauf. Der Dieter aber mußte unten bleiben.

Der Kapellmeister der Hoch- und Deutschmeisterkapelle vergaß, zum Totengedenken den Guten Kameraden zu spielen. Aber auch das waren eben nur Erscheinungen am Rande.

Alles das versank, als Dr. Lodgeman seine Aufgebe in die Hände der Jugend legte.
Stille lag über dem weiten Platz. Hunderttausend Sudetendeutsche spürten, was damit geschah. Und für einen Augenblick lag dieses Geschehen auch auf unseren Schultern wie eine Last.

Und am Sonntagabend trugen wir unsere Fackeln durch Wien. Zehntausende gingen mit uns, Hunderttausende standen wie Mauern an den Straßenrändern. Und es war so still, daß die Schläge der wenigen Trommeln dröhnten wie fernes Gewittergrollen.

Das war Wien -- und es schadete auch dem großen Eindruck nicht, daß Landsmann Dr. lngenieur Hans Christoph Seebohm am Montag mit einer Abschlußrede vor dem Zeltlager die zweite Mädelprobe ablegte, weil er bewies, daß er einiges von Kleinkinderpflege versteht.

Wien bleibt eine große Sache -- und es war eine würdige Zehnjahresfeier der SdJ.
Kaum einer hat daran gedacht und keiner hat es ausgesprochen. Aber der Sudetendeutsche Tag in Wien sah die SdJ nach dem ersten Jahrzehnt ihrer Arbeit, sah das Ergebnis dieser zehn Jahre, und wir konnten einigermaßen damit zufrieden sein.


Rolf Nitsch

 



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