Drum suchen wir das Recht in unserer Zeit

Sudetendeutsche in Wien

Wenn man sich Tage nach dem Sudetendeutschen Treffen in Wien danach fragt, was als stärkster Eindruck blieb, so wird es auch jetzt, da man schon etwas Abstand hat, schwer, aus der Fülle des Erlebten das Stärkste herauszugreifen, das zu nennen, das auch in Zukunft noch Bedeutung hat.

War es die Fahrt schon, der nicht abreißende Strom der Fahrzeuge, die die über 300 000 Menschen, alt und jung, nach Wien brachten?
Oder die winkenden Menschen in Dörfern und Städten? Sie empfanden diesen Strom und das Treffen sicher nicht als Provokation, wie die Ostblockpresse, voran die tschechische, es nannte; ihnen war es, und das zeigte jedes Gespräch, Beweis der uralten volksmäßigen und kulturellen Bindung zwischen Österreich und Deutschland.

War es das saubere, ich möchte sagen: vorbildliche Jugendlager oder dessen Eröffnung, bei der BdV-Präsident Dr. Krüger es aussprach, daß der Zusammenschluß der Jugend in der DJO allen Vertriebenen ein Vorbild gewesen sei?

Oder war es allein die Tatsache, daß über 2000 Mädel und Jungen gekommen waren, bis aus dem nördlichsten Schleswig-Holstein, und nicht nur Sudetendeutsche, sondern auch Jugend anderer Landsmannschaften, auch sogenannte Einheimische?

Das war Erfreuliches am Rande.
Am stärksten wirkten und wirken auch in die Zukunft hinein die Worte des greisen Sprechers der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Lodgman von Auen, bei der Hauptkundgebung.
Er ließ sein Leben an uns vorüberziehen, ein Leben, das immer Kampf für seine Volksgruppe gewesen war, mehr noch: Kampf für die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes in der Welt.

"Ich habe das Ziel, die Wiedergewinnung der Heimat nicht erreicht; ich möchte mein Amt mit dem Wunsche in jüngere Hände übergeben, daß ihnen dereinst Erfolg beschieden sein möge.
Die Fahne des Selbstbestimmungsrechtes übergebe ich heute hier in Wien, in der alten Reichshauptstadt, symbolisch der sudetendeutschen Jugend mit der Verpflichtung, sie in Ehren in eine freie Heimat und in ein vereintes Europa weiterzutragen.   . . .“

Ein Mann, dessen Leben uns Vorbild ist, übertrug uns hier eine Aufgabe, für deren Lösung sich auch der Jüngste unter uns einsetzen wird.

Wie wir diese Aufgabe sehen, daß sie uns ernst ist, kam dann in der abendlichen Feierstunde vor dem Rathaus zum Ausdruck. Das Schlußgedicht faßt es zusammen:

Drum suchen wir den Sinn in unsrer Zeit
und glauben dran, daß wir ihn finden,
wenn wir nur Haß und Lüge überwinden
und Liebe säen und Wahrhaftigkeit.

Drum suchen wir das Recht in unsrer Zeit.
Noch liegt es unter Lug und Trug verborgen.
Wir aber glauben an ein bessres Morgen,
an seinen Sieg und seine Gültigkeit.

Drum suchen wir den Bruder in der Zeit,
der treu zu uns hält, wie wir zu ihm halten,
und der uns hilft, das Chaos zu gestalten
zu Zucht und Ordnung in Bescheidenheit.

Wir suchen Gott, der Mensch und Dinge mißt,
und sein Gesetz, das uns als Maß gegeben,
das über alle Welt und alles Leben
und über alle Zeiten gültig ist.

Tausende, Jugend und Alter, Sudetendeutsche und Wiener, trugen, als das Lied Herr, gib uns Frieden verklungen war, ein Meer von Fackeln vom Rathaus zum Heldenplatz. Schweigend.

Wien, ein Erlebnis, das fruchtbringend in die Zukunft hineinwirkt.

m.



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