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Staatsminister Walter Stain sprach zur festlichen Eröffnung des Volksgruppentages der Sudetendeutschen
Landsmannschaft in seiner Eigenschaft als stellvertretender Ministerpräsident Bayerns, des Schirmlandes für das
Sudetenland.
Als einziger Redner dieser festlichen Stunde gedachte er der Jugend, und er gab den Versammelten den Rat, die
Zukunft der Volksgruppe nicht in den Festhallen, sondern in dem von diesen 500 Meter entfernt liegenden
Jugendzeltlager zu suchen.
Unsere, Zeltstadt auf weitem Wiesengelände des Killesberges regierte sich nach eigenem Gesetz.
Dieses Gesetz lautete: freiwilliges Ein- und Unterordnen.
Es gab weder Kofferradios noch andere Camping-Zutaten, und Halbstarke wären sich in dieser zuchtvollen Umgebung
recht fehl am Platze vorgekommen.
Militaristischen Ansturm hatte das Lager allerdings in Form einer ganz modernen Großküche der Bundeswehr, die
sich wegen der ausgezeichneten Kost großen Zuspruchs erfreute.
Recht zivil wirkte daneben Maggi-Fridolin -- alter Stammkunde unserer Pfingsttreffen -- der noch zusätzlich
warme Kost verabreichte. Eine sehr sympathische, dankbar aufgenommene Art der Kundenwerbung!
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Der Volkstumsnachmittag
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Der Volkstumsnachmittag zur Eröffnung des Zeltlagers am Samstagabend, zu der sich auch der mit dem Förderpreis
der Volksgruppe ausgezeichnete sudetendeutsche Dichter Erwin Kolbenheyer eingefunden hatte, sprach neben Ossi Böse
auch Staatsminister Stain.
Er erklärte hierbei, die Jugend solle sich nicht nur als Staffage der Sudetendeutschen Tage betrachten.
A1s solche Staffage haben wir uns auch keineswegs gefühlt. Denn als wir im langem Zuge mit vielen Fahnen und
Wimpeln zur Großkundgebung zogen, taten wir es nicht, um etwas auszustaffieren; sondern um unser Eintreten für das
Sudetenland zu bekunden.
Unsere beiden Veranstaltungen in der Waldbühne zu denen sich mehr Erwachsene einfanden, als zu anderen
offiziellen Veranstaltungen -- die Kundgebung ausgenommen --, waren auch keine umrahmenden Geschehnisse.
Stuttgart ist eine bekannt schön gelegene Großstadt. Um die Parkanlagen auf dem Killesberg kann sich diese
Stadt sogar beneiden lassen. Die dort zwischen hohen Bäumen gelegene Waldbühne bot sich in idealer Weise unseren
Zwecken an.
Trotz des großen Fassungsvermögens fanden nicht alle Platz, die zuschauen und zuhören wollten, als am Sonntag
bei strahlender Sonne unser Volkstumsnachmittag begann.
Willi Homeyer (Hameln) leitete ihn mit einem Offenen Singen ein, bei dem auch die Alten mitsangen.
Die Spielscharen der Heimatlandschaften musizierten, sangen und tanzten,
Traudl Umann (Lindau) zeigte mit einer Mädelgruppe neue, sehr beschwingte und lustige Formen gymnastischen
Turnens.
Schön waren diese Stunden.
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Am Abend zogen wir noch einmal zur Waldbühne. Über uns Sterne und silbriger Halbmond, um uns schwarzer Wald.
Lautlos vollzog sich der Einzug, lautlos verhielten sich die nach Tausenden zählenden Zuschauer.
Einige Fackeln erhellten schwach die erste Bühne, sonst lag alles im Dunkel dieser Maiennacht.
Eine Kantate für Bläser, Sing- und Sprechchor und Einzelsprecher erlebte ihre Uraufführung. Rolf Nitsch hatte
die Worte, Willi Homeyer die Musik geschrieben.
Unser Recht für alle ist Name und Leitgedanke dieses Werkes, in dem Anklage gegen
Menschenvertreibungen in unserem Jahrhundert in allen Teilen der Welt erhoben und unser Recht auf Heimat auch als
das Recht all der anderen von Vertreibungen betroffenen Völker gefordert wird.
Stumme Ergriffenheit lag über den 12000 von hohem Wald umgebenen Menschen, als Worte und Weisen mahnend,
klagend, heischend und fordernd an ihre Herzen drangen.
Der Bann löste sich erst, als auf ein Stichwort viele Hunderte Fackeln entzündet wurden und das Beisammensein in einen langen, stummen Fackelzug zum Zeltlager überging.
Diese eindrucksstarke nächtliche Feierstunde erlebten mit uns auch der Sprecher der Landsmannschaft, Dr. Lodgman von Auen, der Vorsitzende des Bundesvorstandes der SL, Bundesminister Seebohm, und der Dichter Dr. Erwin Kolbenheyer.
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Nach einem Morgensingen am Montagmorgen in der Waldbühne, von Hans Proksch und der Südmährischen Spielschar
gestaltet, begann das große Abschiednehmen.
Ein an starken Erlebnissen reiches Treffen war wieder vorbei.
bs.
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