Stolze Ehrentage unserer Jugend

Eindrucksvolle Veranstaltungen zeugen vom Wert der Erziehungsarbeit

Leise rieselte der Regen am Samstag auf die große, festliche Zeltstadt am Gelände der Zeppelinwiese über der unzählige Fahnen und Wimpel flatterten. Rund viertausend Jungen und Mädchen des deutschen Ostens waren aus allen Teilen der Bundesrepublik und Öesterreichs gekommen, um durch dieses imposante Treffen zu bekunden, daß ihnen das Wissen um die Heimat nicht verlorengegangen ist und daß sie mitentscheiden wollen, wie das Deutschland von morgen aussehen soll.

In zweihundert Zelten, kleinen Zweimannzelten oder großen Zelten, die bis zu sechzig Personen faßten, hatten die Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis fünfundzwanzig Jahren hier eine dreitägige, mit Begeisterung improvisierte Unterkunft gefunden.
Viele von Ihnen kamen aus Berlin, aus Hamburg, aus Öesterreich, mit Fahrrädern, die mitgebrachten Zelte zusammengefaltet auf dem Gepäckträger.
Auch ein Gast aus Spanien weilte in der Zeltstadt, der Leiter der Studentengruppe aus San Sebastian, mit der eine Jugendgruppe bei einem Spanienaufenthalt Verbindung aufgenommen hatte.
Auch viele einheimische Jugendliche hatten sich der Sudetendeutschen Jugend angeschlossen, um sich gemeinsam zu den Idealen der jungen Generation zu bekennen.

In einer feierlichen Kundgebung eröffnete der Jugendbundesführer Ossi Böse das Zeltlager.
Im offenen Viereck um die Traditionsfahne geschart, lauschten die Jungen und Mädchen den Worten des Präsidenten der Bundesversammlung, Dr. Ing. Seebohm, der sie aufforderte, nicht träge und satt zu werden, sondern immer durstig zu bleiben nach den Wassern der Heimat.


Tänze und Lieder der Heimat

Einen besonders schönen Gruß an die Stadt Nürnberg hatte sich die SdJ erdacht: In mittelalterlichen Kostümen führten am Samstagabend zwei Spielscharen im Schwedenhof der Burg und auf dem Hans-Sachs-Platz vor dem golden beleuchteten Schönen Brunnen die Hans-Sachs-Spiele der Roßdieb und Der fahrende Scholar auf.
Der Regen? Er konnte der Begeisterung keinen Einhalt tun und von ihr entzündet, ignorierten auch die Zuschauer das rieselnde Naß, spannten ihre Schirme auf und sahen zu.

Vor der Tür der Kaiserstallung drängten sich inzwischen die Einlaßsuchenden, um sich beim Volkstumsabend an Liedern und Tänzen zu erfreuen und ihrer Heimat zu erinnern.
Dieser sehr gelungene Volkstumsabend wurde von der Südmährischen Sing- und Spielschar der SDJ unter der Gesamtleitung von Rudolf Bahr gestaltet.
Altbekannte Lieder aus Südböhmen, dem Egerland, dem Schönhengstgau, aus Südmähren und Nordböhmen erklangen von jungen Stimmen, Gedichte und Sprüche wurden in erstaunlicher sprachlicher Reinheit vorgetragen, ein Streichquartett spielte zu Tänzen der Heimat auf. Zu diesen bunten, bewegten, lustigen und gemütsbetonten Tänzen des Böhmerwalds und des Riesengebirges, des Egerlands und des Altvaterlandes.
Drangvoll besetzt war der Saal der Kaiserstallung, hell leuchteten die Augen der Jungen und Mädchen, hell und zugleich wehmütig die der Zuschauer. Lied, Tanz, Musikvortrag und Gedicht wurde durch Zwischentexte des südmährischen Dichters Herbert Wessely verbunden.
Ein Reigen der Heimat.


Sportliche Spiele und Wettkämpfe

Am Pfingstsonntag gestaltete die SdJ unter der Mithilfe der Arbeitsgemeinschaft sudetendeutscher Turner und Turnerrinnen im Stadion einen Jugendnachmittag, der ein buntbewegtes Bild bot. Dr.Lodgman von Auen hatte sich trotz der hohen Anforderungen, die der Sudetendeutsche Tag an ihn stellte, nicht nehmen lassen zu seiner Jugend zu kommen.
Er erzählte, wie karg die körperliche Betätigung in seiner Jugendzeit beschaffen war, und wie glücklich sich die Jugend heute schätzen kann, daß sie Gelegenheit zu gemeinsamen Sport und Spiel hat.

Volkstänze, Körperschule, Staffeln, Hindernisläufe, Völkerball, Faustball, Rasenspiele, Jungmädeltänze und Ballübungen gaben das vielfältige bunte Programm des Nachmittags ab.
Eine kleine Sensation war das neuentwickelte Turngerät des bekannten sudetendeutschen Turnlehrers Hugo Umann, das unter dem Namen Umann-Turm patentiert wurde -- ein erstaunlich vielseitiges Gerät zur Körperschulung.

Und wieder fiel hier -- wie bei allen Veranstaltungen der Jugend -- das disziplinierte Verhalten und die gute Organisation auf, die in den Händen des Jugendbundesführers Ossi Böse, des Lagerleiters Erich Kukuk, der Mädelführerin Gretel Hajek und aller ihrer Mitarbeiter lag. Überall war ein schöner Ton zwischen den jungen Menschen zu spüren, eine einfache, phrasenlose Kameradschaftlichkeit.


Das lebendige Feuer

Als am Sonntagabend die Sonne gesunken war und der Himmel, endlich frei von grauen Regenwolken, sich mit einem violetten Nachtglanz überzogen hatte, strömten Tausende von Menschen zur Burg hinauf, um der Feierstunde im Schwedenhof beizuwohnen.
Da erklang der Ruf der Fanfaren aus allen Richtungen, dieser Ruf ewiger Sehnsucht nach Recht und Freiheit, der zeitlose Aufruf an die Jugend.
Und zeitlos waren auch die Worte, die hier im Umkreis dieser ehernen, ewigen Mauern der Burg gesprochen wurden, uralte Worte, die niemals Ihren magischen Sinn verlieren werden: Als Säer wir kamen in saatlose Wildnis . . .
Diese Worte, diese Lieder, diese Augen der jungen Menschen, glänzend von innerem Leuchten und vom Widerschein des Feuers -- das alles strömte zusammen zu einem großen Bekenntnis des Menschentums, von dem Kraft und Trost ausging.
Und dann zogen die viertausend Jungen und Mädchen mit Fahnen und Fackeln unter den Trommelwirbeln und Fanfaren des Spielmannszugs von der Burg hinab durch die Straßen der Stadt Nürnberg zurück zu ihrem Zeltlager.

Man konnte sich dem Zauber dieser nächtlichen Stunde nicht entziehen:
die Burg, angestrahlt von Scheinwerfern und in Unwirklichkeit, gehoben, die tausend blinkenden Lichter der Stadt, die weißen Neonlichter unseres technischen Zeitalters und dazwischen die Raupe des Fackelzugs, das goldene, warme, lebendige Feuer.
Und über allem der klare Mond -- kein Vollmond noch und schon kein Halbmond mehr: ein verheißender Mond.

L.Sch.



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