Während des Sudetendeutschen Tages 1952 hatte die Sudetendeutsche Jugend (SdJ) ihre Zelte
auf dem Killesberg in Stuttgart aufgeschlagen.
Aus allen Teilen Westdeutschlands, aus Berlin und aus Österreich waren Vertreter der Jugendgruppen
eingetroffen, um beim großen Treffen der Volksgruppe im Namen der Sudetendeutschen Jugend ihr Bekenntnis zur
Heimat abzulegen.
Das Zeltlager wurde mit einer Feierstunde am Samstagnachmittag eröffnet. In den folgenden Stunden besuchten
die Jugendlichen ihre Heimatgruppen.
Der Pfingstsonntag begann mit einer eindrucksvollen Morgenfeier auf der Freilichtbühne, bei der sich das
erst vor kurzem gegründete Jugendorchester der SdJ unter der Leitung von Hilde Karrasch vorstellte.
Nach den Gottesdiensten sammelten sich die Jugendlichen im Zeltlager, um zur Kundgebung auf dem Schloßplatz
zu marschieren. Der Fahnen- und Wimpelgruppe folgten in dichten Reihen die Mädchen der SdJ in ihren bunten
Dirndln und ihre jungen Kameraden, die zum Teil ihre Grauhemden trugen. Eine Gruppe der Fahnenträger begab sich
am Kundgebungsplatz auf die Tribüne, um ihre neuen Fahnen vom Sprecher weihen zu lassen.
Mit Stolz blickten die Mädchen und Jungen der SdJ auf ihren Kameraden, der zu Beginn der Großkundgebung dem
Sprecher, Dr. Lodgman, im Namen aller sudetendeutschen Jugendlichen eine Stafette mit Heimaterde überreichte, die
von einer Jugendgruppe von der bayerisch-böhmischen Grenze nach Stuttgart gebracht worden war.
Am Nachmittag traf Bundesminister Dr. Seebohm überraschend im Zeltlager ein, um zu den um ihre Fahnen
gescharten Jugendlichen zu sprechen.
„Die Jugend muß bereit sein, das Banner weiterzutragen, das die Alten aufgerichtet haben“ begann
der Minister zu sprechen. Die sudetendeutsche Volksgruppe sei ein Beispiel für das ganze deutsche Volk, da sie
aus verschiedenen Stämmen zusammengewachsen sei, um Bollwerk gegen den Osten zu sein. „Der Einsatz der
Jugend ist mehr als ein Kampf um die Heimat“, rief Landsmann Seebohm der Jugend zu, „es ist ein Kampf
um euch selbst als Menschen!“
Hauptjugendleiter Ossi Böse dankte dem Minister und bat ihn, bei den zuständigen Stellen für die SdJ einzutreten.
Ebenfalls am Nachmittag kamen die Jugendleiter und Mädelleiterinnen zusammen, um ihre Arbeit für die
kommenden Monate zu besprechen.
Einen Volkstumsabend gestalteten die Gruppen auf der Freilichtbühne.
Besonders beeindruckt waren die zahlreichen Zuschauer von den vorgeführten Volkstänzen, die ihnen einen
Einblick in die Arbeit der Jugendgruppen gaben und die enge Bindung der sudetendeutschen Jugend an ihre Heimat
zum Ausdruck brachten.
Der Montag stand für die SdJ im Zeichen der Hauptjugendtagung, bei der die Hauptjugendleitung neu zu wählen
war.
Diese Tagung wurde wiederum vom Jugendorchester eingeleitet.
Hauptjugendleiter Ossi Böse begrüßte besonders Dr. Rudolf Lodgman, einen Vertreter der französischen
Jugend, den Vertreter des Nordschleswigschen Jugendverbandes, den Bundesleiter der DJO und Jugendleiter
verschiedener Landsmannschaften.
Nach einem kurzem Totengedenken sprach Dr.Lodgman. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß gerade die
französische Jugend einen Vertreter entsandt hatte und bezeichnete die Anwesenheit der jungen Franzosen als
Symbol für die Zukunft. Er sei überzeugt, daß die Jugend Europas zueinander finden werde, da sie nicht mit
Reminiszenzen belastet sei, durch die die Alten so oft getrennt wurden.
Zu den Problemen der Volksgruppe übergehend, erklärte der Sprecher, die Alten müßten mit der Jugend
rechnen, sie müßten sich der Jugend annehmen, wenn die Volksgruppenorganisation eine Zukunft haben solle. Die
junge Generation müsse mit allen Problemen des gesellschaftlichen Lebens vertraut gemacht werden.
Durch die Geschehnisse der letzten Zeit sei die Jugend sehr nüchtern geworden. Sie wolle aber einen
Lebenszweck, ein Ideal sehen, für das es sich lohne zu leben.
Die SL wolle der Jugend helfen und sie fördern, damit sie der Heimat erhalten bleibe und für das Leben
gewappnet sei.
Die versammelten Jugendlichen jubelten dem Sprecher zu, als er abschließend erklärte: „Wir wollen
niemanden beherrschen als uns selbst und nicht mehr scheinen als sein, sondern mehr sein als scheinen!“
Nach seinem Dank an Dr. Lodgman überreichte Ossi Böse dem Landesjugendleiter von Berlin, Erich Ludwig, einen Teil der bei der Großkundgebung dem Sprecher überreichten Heimaterde zum Zeichen der Verbundenheit der westdeutschen SdJ mit ihren Berliner Kameraden, deren Lage besonders in der Gegenwart durch die sowjetischen Maßnahmen äußerst kritisch ist.
In seinem Jahresbericht betonte Ossi Böse, daß die SdJ nun auch in Buenos Aires eine Jugendgruppe aufbauen
konnte.
Es wurde beschlossen, an Father Reichenberger und an den Deutschlandbeauftragten der Norwegischen
Europahilfe, Arne Togersen , Grußtelegramme zu senden.
Der Beitritt der SdJ zur DJO (Deutsche Jugend des Ostens) wurde durch einen entsprechenden Beschluss
ratifiziert.
Über die gegenwärtige Situation der Jugend sprach Sozialreferent Maurer vom bayerischen Staatssekretariat
für Vertriebene.
Er erklärte: „Jugend braucht Ideale, sie braucht einen Stern auf den sie zugehen kann, einer der
größten dieser Sterne ist das Vaterland.“ Ein weiterer Ansatzpunkt für die Idealbildung biete die
Einigung Europas.
Gerade die vertriebene Jugend sei durch ihr Schicksal dazu berufen, die Avantgarde der Europäischen
Jugend zu sein.
Auf die sozialen Probleme übergehend bedauerte Maurer die Verständnislosigkeit, die man in der
Berufsausbildung besonders den älteren Jahrgängen der Jugend entgegen bringe.
Einer Reihe verdienstvoller Mitarbeiter überreichte der wiedergewählte Hauptjugendleiter Ossi Böse zum
Dank für die geleistete Aufbauarbeit je ein Exemplar der Dokumente zur Austreibung der
Sudetendeutschen.
Eine kurze Abschlußfeier vereinte am Montagnachmittag Mädchen und Jungen noch einmal unter der Lagerfahne
am Killesberg.
Home |