Unsere Lausbuben sind Gott sei Dank noch nicht so alt, dass sie die Freude am Spiel verloren haben. Wir wissen das und wollen es nicht vergessen, wenn wir uns an die Planung der Arbeit mit der Gruppe machen.
Die einfachste Form der Spiele sind die Heimspiele. Sie haben schon manchen trübe und düster
begonnenen Heimabend gerettet. Das soll nicht nur heißen, dass Heimspiele immer dann eingeschaltet
werden sollen, wenn ein Abend Gefahr läuft baden zu gehen.
Wir wollen immer wieder unsere Spielkiste aufmachen und dann geht‘s rund im Heim. Dabei wollen wir
aber nicht sinnlos toben und nur Krach machen.
Auch Heimspiele müssen vorbereitet sein.
Der Führer hat alles dabei, was dazu benötigt wird. Und er muss auch genau wissen, welche Spiele
er machen will. Abwechslung soll auch hier geboten werden. Zwar wird jede Gruppe bald ein
Lieblingsspiel haben und immer wieder damit anfangen. Aber selbst diese Lieblingsspiele werden mit
der Zeit abgedroschen und die Jungen verlieren die Freude daran. Deshalb müssen wir die Spiele immer
wechseln, nicht nur von Abend zu Abend, sondern möglichst auch mehrere an einem Abend machen.
Die Gefahr, die dabei entsteht, ist die, dass einer der Jungen den ganzen Abend den Heini spielen muss. Der Führer hat darauf zu achten, dass das nicht geschieht. Denn passiert das zwei- dreimal hintereinander, sind wir den Jungen los.
Dafür bietet der Spielabend eine ungeahnte Möglichkeit für die Großschnauzen! Nirgends kann man sie so klein machen, wie bei den Heimspielen. Damit aber sind die Spiele auch ein Erziehungsmittel, das wir nicht entbehren können.
Über das Heimspiel hinaus gehen dann Scharaden und Stegreifspiele. Sie sind eine Vorstufe des
Laienspiels. Dieses selbst hat auf dieser Altersstufe noch wenig Raum. Umso mehr sollten wir aber die
Scharade und das Stegreifspiel pflegen. Besonders das letztere kommt dem Gestaltungswillen und der
Gestaltungsfähigkeit der Jungen dieses Alters weit entgegen. Stoff dafür gibt es genug.
Man kann jedes Märchen und jede Sage spielen, man kann sogar geschichtlich gebundene Stoffe
verwenden und erreicht damit ganz ohne Anstrengung, dass sich die Jungen in die Verhältnisse längst
vergangener Zeiten hineinfinden und sie begreifen.
Wenn wir uns später doch an das Laienspiel wagen, wollen wir in der Auswahl der Spiele vorsichtig
sein.
Manchem Jungen würde die Freude am Spielen durch endlose Monologe vergällt. Jungen spielen mit
Begeisterung alle Arten von Rüpelspielen. Sie kommen ihrer Mentalität am weitesten entgegen und haben
meist kurze, witzige Dialoge. Das Echo ist immer gewährleistet, alle Zuschauer lachen, der Junge merkt,
dass seine Anstrengung nicht verpufft. Und, das ist für ihn wichtig. Mit Ergriffenheit kann er nur
wenig anfangen.
Theater ergreift ihn nur selten, drum kann er es auch nicht verstehen, wenn die Leute dann still
bleiben. Drum gilt auch hier der Satz, der für alle Sparten der Jungenarbeit Gültigkeit hat: Es muss
sich was rühren!
Zuviel Feilen ermüdet.
Lieber mit einem Stück auf die Bühne gehen, das noch den und jenen kleinen Schönheitsfehler hat,
als ein Stück geschliffen bis ins Letzte auf die Bühne zu bringen und den Mitspielern die Freude am
Spiel durch endlose Proben restlos genommen zu haben.
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