Musische Arbeit

Der Tanz

Der Tanz gehört zu den ältesten Vergnügungen der Menschen. Zu allen Zeiten wurde getanzt. So auch in den Gruppen der Sudetendeutschen Jugend:

In den Kindergruppen sorgten Singspiele und Spiellieder für Bewegung zur Musik.

In den Mädelgruppen standen Mädeltänze auf dem Programm der Gruppenarbeit. Das waren meist Reigen oder Spiellieder, zu denen gesungen wurde, auch jeder Kanon war geeignet, getanzt zu werden.

Einige Beispiele für Mädeltänze seien genannt:

Wir haben eine kleine Ziehharmonika,
Ein Bauer fuhr ins Heu,
Es geht nichts über die Gemütlichkeit,
Ei so wickeln wir,
Schneider, Schneider, wipp, wapp, wupp.

In den gemischten Gruppen, in den Jugendkreisen und vor allem in den Spielscharen wurden Volkstänze als ein wichtiger Teil der Kulturarbeit und als gemeinschaftsbildendes Element gepflegt. Zunächst wurden die sudetendeutschen Tänze übermittelt, danach aber auch Tänze aus der neuen Heimat und aus anderen Gegenden und Ländern. Geübt wurde meistens zur Musik einer Ziehharmonika. Bei Veranstaltungen spielten dann Tanzkapellen auf. Erst später erschienen Schallplatten und andere Tonträger, die zu Übungszwecken genutzt wurden.

Diese Volkstanzpflege hatte Tradition. Darum ein kurzer Überblick über die Entwicklung:
In den Dörfern und Städten der sudetendeutschen Gebiete fanden Tanzveranstaltungen im Jahres- und Lebenskreislauf statt. Neben allgemeinen Tänzen wie Marsch, Polka, Walzer, Dreher wurden Volkstänze, meistens Figurentänze, aufgespielt. Jede sudetendeutsche Landschaft hatte eigene Volkstanzformen. Dieses Volkstanzgut ist sehr alt. Es wurde von Generation zu Generation weiter gegeben.

Durch die Industrialisierung wurden die Volkstänze vernachlässigt und von allgemeinen Gesellschaftstänzen verdrängt und drohten in Vergessenheit zu geraten. Nach dem 1. Weltkrieg setzte eine bewusste Volkstanzpflege ein. Vor allem die Jugendbewegung nahm sich des Kulturgutes an. Auf Werkwochen und Spielfahrten wurden Volkstänze gezeigt und gelehrt. Neben den Jugendbünden und Volkstumsverbänden waren es die Bauernschulen, die eine segensreiche Tätigkeit in dieser Richtung entwickelten. Die bisher durch Vortanzen weiter vermittelten Volkstänze wurden in Melodie und Beschreibung aufgezeichnet.
Es erschienen in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrere Tanzsammlungen in Druck und trugen zur Wiederbelebung des Volkstanzes wesentlich bei.

Die Vertreibung hat dieser Volkstanz-Bewegung keinen Abbruch getan. Viele Landsleute halfen mit, dass diese Tänze nicht in Vergessenheit geraten sind. Sie schrieben -- oft aus dem Gedächtnis -- die Noten und Figurenfolgen wieder auf, lehrten den jungen Leuten die alten Tänze und weckten die Liebe zum mitgebrachten und bewahrten Kulturgut.
Es ist Tanzleitern wie Siegfried Knirsch, Gerhard Rittner und vielen, vielen anderen zu danken, dass die sudetendeutschen Volkstänze in der neuen Heimat wieder heimisch wurden.

Unterstützt wurde die Volkstanzpflege durch Tanzsammlungen, die nun herauskamen.
Eine der ersten war die berühmt gewordene Knirsch- Mappe: Sechsunddreißig Heimattänze, herausgegeben von Siegfried Knirsch.
Es folgten weitere Tanzanleitungen wie zum Beispiel Lauf Moidl, spring Moidl (1950) und Tänze unserer Heimat (1952), herausgegeben von Gerhard Rittner;
Alte Volkstänze aus Nordböhmen (1955) von Adolf König oder
die Egerländer Tanzfibel (!963) von Josef Heil.

Eine wertvolle Sammlung von Tänzen aus dem bairisch-österreichischen Raum mit Ausläufern auch ins Sudetengebiet war das Spinnradl Unser Tanzbuch von Erna Schützenberger und Hermann Derschmidt.

Im Verlag Walter Kögler, Stuttgart erschienene Tanzplatten mit Sudetendeutschen Tänzen:

EP 58 101 Jägermarsch, Kreuzpolka
EP 58 103 Siebenschritt
EP 58 117 Sternpolka
EP 58 118 Einzugstets, Woaf, Zigeunerpolka, Spinnradl, KurnauerDurl
EP 58 119 Kuhländler Dreher, Treskowitzer Menuett, Körbletanz, `s Rutkatl
EP 58 131 Sudetendeutsche Tanzfolge, zwei Zwiefache, Mineth
EP 58 611 Böhmerwaldlandler.



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